Die positive Gratiszeitung 50 21 | Page 42

42 14 . DEZEMBER 2021 • WERBUNG

„ Es gibt immer Kinder , die Hilfe brauchen “

Mit dem Projekt „ Tareto Maa “ setzt sich Gladys Kiranto für ein besseres Leben in ihrem Heimatland ein .
RIED , KENIA . Gladys Kiranto ( Mühlböck ) wuchs als Maasai in Kenia auf und schaffte es als junges Mädchen , sich einer Zwangsheirat zu entziehen . 2009 gründete sie in ihrem Heimatdorf Kilgoris „ Tareto Maa “ ( Hilfe für die Maasai ), um junge Mädchen vor der grausamen Beschneidung sowie der erzwungen Vermählung zu retten . Im Gespräch erzählt sie ihre unglaubliche Geschichte .
Gladys , wie bist du nach Österreich gekommen ? Durch die Heirat mit meinem Ex-Mann . Vor über zehn Jahren sah ich dies als eine Art Rettung an , jedoch ging die Sache leider nicht gut aus . Zum Glück fand ich damals Unterstützung im Frauenhaus . Heute bin ich glücklich verheiratet und Mutter zweier Söhne , betreibe mein eigenes Restaurant „ Gladys African Bistro “ am Roßmarkt in Ried und setze mich mit „ Tareto Maa “ nach wie vor aktiv für meine Heimat ein .
Wie kam es , dass du „ Tareto Maa “ gegründet hast ? Ich bin als Maasai aufgewachsen . In deren traditioneller Kultur ist eine Frau nichts wert . Zwischen 11 und 15 Jahren ca . werden die jungen Mädchen beschnitten , um danach verheiratet zu werden . Mitspracherecht gibt es dabei keines . Da ich jedoch in der christlichen Schule andere Werte
Redakteurin Susanne Gadermeir mit Gladys Kiranto .
Gladys Kiranto ( 2 . v . l .) besucht regelmäßig das Rescue Center in ihrer Heimat in Kenia .
vermittelt bekam , versuchte ich mich zu wehren , indem ich vor meiner Beschneidungszeremonie weglief . Mein Vater gab meiner Mutter dafür die Schuld und schlug sie . Das ging bis hin zur Drohung , dass er sie töten würde . Um sie zu schützen , bin ich zurückgegangen . Die Beschneidung war das Schlimmste , das ich je erleben musste . Es gibt keine Betäubung , keine Medikamente , viele Mädchen verbluten , es ist schrecklich . Damit werden die Mädchen gebrochen . Es wird einem alles genommen . Denn damit erhalten wir nie das Recht eine richtige Frau zu sein . Diese grausame Tradition nimmt jedem Mädchen einen Teil von sich , den es nie zurückbekommt . Als ich dann verheiratet werden sollte , bin ich wieder weggelaufen und für fünf Jahre nicht mehr zurückgekommen . Ich habe mich alleine durchgeschlagen , eine e Ausbildung zur Köchin gemacht und versucht , so viel Geld wie möglich zu sparen , um anderen Mädchen dieses Schicksal ersparen zu können .
2009 ging ich schließlich zurück und begann in meinem Ort einzelne Mädchen aufzunehmen und ihnen Schulbildung zu ermöglichen , damit sie aus dem Teufelskreis ausbrechen können .
Wie ging es dann weiter ? Ich konnte jede Saison viele Mädchen retten , erhielt aber auch Drohungen , weil ich gegen die Überzeugung der Maasai arbeitete . Allerdings konnte ich mich mit meinem Vater aussöhnen und keine meiner jüngeren Schwestern wurde mehr beschnitten . Auch meine Brüder konnte ich
zum umdenken bewegen . Heute haben wir es geschafft , dass in meinem Dorf kein Mädchen mehr dieser grausamen Tradition unterzogen wird . Allerdings ist das leider nicht überall so .
In unserem Rescue (= Rettung ) Center nehmen wir Kinder auf , die keinen Zugang zur Bildung haben , geben ihnen eine Unter- kunft , Essen und Ausbildung vom Kindergarten bis zur High
School . Aktuell ha- ben wir mit unserem Projekt bereits 400 Kindern helfen können und darüber sind wir sehr glücklich . Aber es gibt immer
Kinder , die unsere
Hilfe brauchen ! Außer- dem planen wir ein Rescue Center für Frauen zu errichten , denn diese haben nach wie vor kaum Rechte und werden oft missbraucht .
Wie kann man helfen ? Wir suchen Freiwillige , die sich z . B . als Lehrer an der Schule engagieren wollen , Sponsoren für Kinder , um ihre Ausbildung zu ermöglichen oder Geldspenden , um zu kaufen , was gerade gebraucht wird – aktuell z . B . auch Weihnachtsgeschenke für die Kinder . Außerdem gibt es unseren Shop und in meinem Restaurant veranstalte ich nach dem Lockdown wieder den Spendensamstag . Das heißt , das gesamte Essensgeld geht komplett an „ Tareto Maa “. Vielen Dank für das Gespräch !
SUSANNE GADERMEIR
SPENDEN & KONTAKT
IBAN : AT18 1500 0002 2120 6444 PayPal : donations @ taretomaa . org Shop : www . maasaimarketea . taretomaa . org Tel .: 0676 / 8882184 www . taretomaa . org
Haben Sie eine ungewöhnliche Fähigkeit , ein besonderes Schicksal zu meistern , besondere Momente erlebt oder visionäre Zukunftspläne ? Dann seien Sie unser Gast ! Interessierte können gerne mit uns unter redaktion @ unsermagazin . at oder unter Tel . 07752 / 83665-16 in Verbindung treten . Wir freuen uns auf Sie !