Deutsch - Nooteboom Giants on the Road Magazine Deutsch - Nr 6 - 2019 | Page 37
THEMA
Regionen weit über Europa hinaus verlagern. Weitere Probleme: Eine
schnelle Umstellung auf Elektroautos erfordert große Investitionen in
das europäische Stromnetz. Es ist fast sicher, dass Wind und Sonne
unsere künftigen Energiequellen sein werden und das auch die
Herstellungskosten für Solarenergie stark sinken werden. Experten
gehen davon aus, dass selbst nur ein Teil der Sahara genügend
Sonnenenergie für ganz Europa bereitstellen kann. An Tagen mit viel
Wind gibt es in Teilen Europas bereits einen Überschuss an elektrischer
Energie. Die Herausforderung für die kommenden Jahre ist die
Anpassung von Speicherung und Transportnetzen.
DER PREIS IST DER BEWEIS
Bisher wurde die Umstellung auf saubere Energiequellen stark von
politischen Entscheidungen beeinflusst. Ein Kohlekraftwerk erzeugt
Strom mit einem Selbstkostenpreis unter 0,05 € pro kWh. Zu Hause
steht jedoch mehr als 0,20 € auf der Rechnung. Der größte Teil der
Differenz (ca. 0,16 €) geht an den Staat in Form von Steuern. Durch
Subventionen hat die Regierung in den letzten Jahren den Bau von
Windkraftanlagen stark gefördert. Manchmal wird sogar behauptet,
dass Windkraftanlagen nicht ohne Subventionen betrieben werden
können. Dies ist nur teilweise der Fall, denn die Steuereinnahmen
auf Windenergie sind niedriger als die Steuereinnahmen bei der
Nutzung eines umweltschädlichen Kohlekraftwerks. Rechnet man die
Kosten der Umweltverschmutzung hinzu, ist die Windenergie deutlich
günstiger. Die Politik hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung
der Windindustrie. Dieser Einfluss wird verschwinden, weil der Sektor
gereift ist und billig genug produzieren kann, um mit der Erzeugung
fossiler Brennstoffe zu konkurrieren. Die ersten Ausschreibungen
mit Kosten unter 0,05 € pro kWh sind bereits abgeschlossen und die
Herstellungspreise für Windenergie sinken weiter.
NEUE TECHNIKEN
Die technischen Entwicklungen bei den Herstellern von
Windenergieanlagen sind in den letzten Jahren mit großen Schritten
vorangekommen und das Ende ist noch lange nicht in Sicht. Eine
wichtige Entwicklung ist der Wechsel von Generatoren mit Getriebe
zum “Direktantrieb”, bei dem der Generator mit der gleichen
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Wasserbecken zur Energiespeicherung rund um den Turm
Drehzahl wie die Rotorblätter läuft. Die Vorteile eines Direktantriebs:
weniger bewegliche Teile, bessere Kühlung, höherer Wirkungsgrad und
geringere Geräuschentwicklung. Eine teilbare Version des Generators
soll Installation und Wartung erleichtern. Eine weitere Entwicklung,
die erhebliche Auswirkungen auf Bau und Verkehr haben wird, ist die
Möglichkeit, höhere Kapazitäten zu liefern. Bis vor kurzem konnte kein
Hersteller die 10 MW-Grenze überschreiten. GE ist nun der erste Anbieter
einer 12-MW-Offshore-Windturbine und berichtet bereits in der Presse
über eine 15-MW-Variante. Eine Windturbine dieser Größe liefert Strom
für 12.000 bis 15.000 Menschen! Der Bau von noch größeren und höheren
Windkraftanlagen wird derzeit durch die Größe der Komponenten und die
Hubleistung der vorhandenen Raupenkrane begrenzt. An verschiedenen
Stellen wird an der Entwicklung von Kletterkranen gearbeitet, die es
ermöglichen, höhere Türme zu bauen. Teilbare Komponenten wie Flügel
und Generatoren sollen Transport und Montage erleichtern.
Die Spezialanhänger von Nooteboom für die Windindustrie sind weltweit im Einsatz
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