Deutsch - Nooteboom Giants on the Road Magazine Deutsch - Nr 6 - 2019 | Page 36

GIANTS ON THE ROAD errichtet, der ohne Subventionen betrieben werden kann. 2017 war ein Spitzenjahr bei der neu installierten Leistung in Europa, wobei Deutschland und England ganz oben mit dabei waren. Die Top 5 der Welt im Jahr 2017: China, USA, Deutschland, Indien und Spanien. in Europa mehr als 270.000 Menschen. Für viele europäische Länder war 2017 ein Übergangsjahr. Die Förderprogramme werden in den kommenden Jahren auslaufen, und das Wachstum wird durch schwierige und langwierige Verfahren zur Errichtung von Windkraftanlagen behindert. Eines der Ziele des neuen energiepolitischen rechtlichen Rahmens namens “Clean Energy for All Europeans” besteht darin, die Verfahren zu straffen und zu beschleunigen. Die EU wird strenge Regeln für die Reduzierung der CO2-Emissionen und die schrittweise Einstellung der Verwendung fossiler Brennstoffe festlegen. DIE VORHERSAGE BIS 2022 Bis 2017 war die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen teurer als die aus konventionellen Kraftwerken. Diese Situation wurde durch neue, deutlich verbesserte Technologien verändert. Die Windenergie kann nun ohne Subventionen konkurrieren. Aufgrund des niedrigeren Herstellungspreises wird die Nachfrage nach neuen Windturbinen weltweit mit einer Wachstumsrate von über 10% pro Jahr hoch bleiben. In Europa war 2017 ein Rekordjahr, aber für die kommenden Jahre wird ein deutlich geringeres Wachstum von rund 7% prognostiziert. Ein wichtiger Teil davon entfällt auf Offshore-Windparks rund um die Nordsee. Ihre Kapazität wird sich in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Innerhalb der EU wird daran gearbeitet, das Ziel für eine saubere Energieerzeugung auf 2030 anzuheben. Das neue Ziel für 2030 ist 32% grüne Energie. Dies könnte dem Bau von Windkraftanlagen in Europa nach 2022 neue Impulse geben. “CLEAN ENERGY FOR ALL EUROPEANS” In Europa wurden bis Ende 2017 insgesamt 168,7 GW installiert, davon 153 GW an Land und 15,8 GW auf See. Damit trugen Windparks 11,6% zum gesamten Stromverbrauch in der EU bei. Die Spitzenreiter sind Dänemark (44%) und Portugal (24%). Die Windenergie beschäftigt ■  CUMULATIVE INSTALLATIONS ONSHORE AND OFFSHORE IN THE EU 200 GW DIE PROBLEME Offshore 15.8 Onshore 13 11 150 8.1 6.6 5.0 3.8 100 3.0 2.1 1.5 1.1 50 0.8 0.7 56 47 40 2005 2006 2007 73 64 2008 2009 91 82 2010 2011 111 101 2012 2013 2014 153 141 131 121 2015 2016 2017 Total: 168.7 GW Source: WindEurope ■  Mehr als 90 % aller Windkraftanlagen sind an Land MARKET FORECAST 2018-2022 900 GW % 10,6% 9,8% 800 9,7% 9,6% 9,6% 12 10 8,8% 700 8,8% 8,4% 600 8 6,3% 6 500 4 400 2 300 0,2% 100 0 0,3% 200 -2 -3,2% -4 2017 Cumulative installed capacity Cumulative capacity growth rate Annual installed capacity Annual installed capacity growth rate 539.1 GW 2018 2019 2020 2021 2022 592 GW 649.5 GW 711.8 GW 774.4 GW 840.9 GW 10.6% 9.8% 9.7% 9.6% 9.6% 8.8% 52.5 GW 52.9 GW 57.5 GW 62.4 GW 62.6 GW 66.5 GW -3.2% 0.2% 8.8% 8.4% 0.3% 6.3% Source: GWEC ■  36 Ständiges Wachstum, aber der Prozentsatz nimmt ab Künstlerischer Eindruck eines Schiffes für den Transport von Wasserstoffgas Nicht nur die langen Verfahren behindern das Wachstum der Anzahl der Windkraftanlagen. Auch für die Speicherung und den Transport der erzeugten Energie gibt es keine eindeutigen Lösungen. Energiemanagementsysteme sollten Angebot und Nachfrage besser aufeinander abstimmen. Neue Kabel (wie das Cobra-Kabel zwischen den Niederlanden und Dänemark) werden verlegt, um die erzeugte Windenergie besser über das europäische Stromnetz zu verteilen. Lösungen für die Energiespeicherung werden sowohl im europäischen Kontext als auch weltweit gesucht. So wird beispielsweise in Österreich überschüssige Energie gespeichert, indem Wasser in einen Hochgebirgssee gepumpt wird. Das Wasserkraftwerk Obervermunt II kann diese Leistung (360 MW) wieder in das Stromnetz einspeisen. In Deutschland läuft ein Pilotprojekt zur Ausrüstung von vier Windkraftanlagen mit einem Betonwasserbecken rund um den Turm. Die Speicherkapazität: 70 MWh. Das reicht, um mit 4.000 Elektroautos jeweils 100 km zu fahren. Die vielversprechendste Entwicklung ist die Erzeugung von Wasserstoffgas durch Windenergie. Das Gas kann per Schiff transportiert werden, aber auch das europäische Erdgasleitungsnetz könnte angepasst werden. Die Umstellung auf Wasserstoffgas als Energieträger ist eine große technische Herausforderung. Außerdem muss der Selbstkostenpreis, der derzeit noch bei rund 10 € pro Kilogramm liegt, deutlich niedriger sein. Die Verwendung von Wasserstoff würde zwei Hauptprobleme lösen: Speicherung und Transport. Windenergie muss an Orten erzeugt werden, an denen viel Wind weht und wo die Anlagen die Anwohner wenig belasten. Es ist vorstellbar, dass wir in 20 oder 30 Jahren Wasserstoffgas tanken, das per Schiff aus Ländern rund um den Pazifik zu uns geliefert wird. In diesem Fall wird sich nach 2030 der Schwerpunkt für den Bau neuer Windkraftanlagen auf windige