Der_CreditManager_4_2021_LR2 | Page 36

AKTUELLES

DER NEUSTART UND DIE GROSSE UNBEKANNTE

Die Ölindustrie gibt Anlass zur Sorge .
Die deutsche und die Weltwirtschaft fahren vorsichtig wieder hoch . Flächendeckende Unternehmensinsolvenzen sind bisher – auch wegen massiver staatlicher Hilfemaßnahmen – ausgeblieben . Eigentlich gute Voraussetzungen , jetzt neue Chancen zu ergreifen . Trotzdem sind viele Unternehmen verunsichert und fragen sich : Wie geht es meinen Geschäftspartnern wirklich ? Und welche Risiken birgt die aktuelle Wirtschaftslage ? Ein Gastbeitrag von Euler Hermes .
Es könnte so schön sein : Wer bis jetzt gut durch die Krise gekommen ist , dem ergeben sich Chancen , wieder zu wachsen oder sogar neue Märkte zu erschließen . Die große Insolvenzwelle ist bisher ausgeblieben , und auch für das kommende Jahr sagen die Analysten zwar einen Anstieg der Firmeninsolvenzen voraus , aber nur auf niedrigem Niveau , und von niedrigen Fallzahlen kommend .
Insolvenzen : Wenn es knallt , dann richtig Alles paletti also ? Keineswegs . Zwar waren die Fallzahlen in Deutschland zuletzt sogar rückläufig – die erwarteten durchschnittlichen Schäden pro Insolvenz für die betroffenen Unternehmen haben sich im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber mehr als verdoppelt ( von 1,8 Millionen Euro auf 4,3 Millionen Euro pro Insolvenz ). Das heißt : Wenn es knallt , dann meist richtig .
Sorge bereiten auch die sogenannten „ Zombiefirmen “: Die Wirt-
36 schaftshilfen haben viele Unternehmen am Leben gehalten , die auch schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten waren . Was aus ihnen wird , wenn diese wegfallen , ist nicht einfach vorherzusagen . Und vor allem : Was , wenn einer meiner Kunden oder Lieferanten zu diesen Unternehmen gehört ?
Rohstoffe und Energie als Inflationstreiber ? Auch steigende Rohstoff- und Energiepreise machen vielen Firmen zu schaffen . Nachdem sich die Öl- , Gas- und Kohlepreise in weniger als einem Jahr mehr als verdoppelt haben , wächst die Besorgnis , dass die Inflationserwartungen zunehmend durch den aktuellen Preisdruck beeinflusst werden könnten .
Gestörte Lieferketten treffen auch Deutschland Hinzu kommen schließlich massive Lieferkettenprobleme , die den gesamten globalen Handel lähmen . Vor allem Unternehmen in Europa und den USA könnten ab Ende 2021 mit einem Gewinndruck konfrontiert sein , denn anhaltende Störungen in der Lieferkette verlangsamen die Erholung im verarbeitenden Gewerbe . Die Sektoren Automobil , Maschinenbau , Öl und Gas sowie Chemie geben den größten Anlass zur Sorge . Die Ökonomen fürchten , dass insbesondere in Deutschland das Risiko einer durch Engpässe verursachten industriellen Rezession besteht .
Die eigene Lieferkette im Blick : Nicht nur Kunden , auch Lieferanten überprüfen Kurzum : Viele Unternehmen fragen sich angesichts dieser unsicheren Lage , wie es ihren Handelspartnern aktuell tatsächlich geht und woher sie verlässliche Informationen bekommen . Dabei geht es mittlerweile nicht mehr nur um Kunden , sondern auch um die finanzielle Gesundheit der eigenen Lieferanten . Denn auch , wenn diese „ umfallen “, kann das gravierende Folgen für das eige-