BLICK IN DIE BILANZ
VONOVIA – AN DER SPITZE DES IMMOBILIENMARKTS
Vonovia kommt mit der Übernahme des Unternehmens „ Deutsche Wohnen “ zügig voran und positioniert sich stark an der Spitze des Immobilienmarkts . Obwohl für das Unternehmen aus Bochum eine Investition von ca . 19 Mrd . € in Neubauprojekte eine einfachere Option als eine Übernahme darstellt , hat sich Vonovia für eine Fusion entschieden . Dazu sagte Vonovia Chef Rolf Buch im SPIEGEL-Wirtschaftstalk , dass dieser Schritt nun dadurch möglich sei , dass die steigenden Baukosten mit 6 % im Jahr sowie der hohe Bedarf an Modernisierung und Umbau zugunsten der Mieter mithilfe der Fusion zu überwinden sind . Was allerdings nicht vergessen werden darf , ist die Verpflichtung von Vonovia gegenüber den Aktionären . Darüber hinaus hält der Konzern den kleineren Konkurrenten „ Adler Group “ im Blick , der derzeit unter dem Vorwurf einer Leerverkaufsattacke leidet .
Ein Blick in den Finanzbericht des Vonovia-Konzerns zeigt die Situation , in der sich das Unternehmen aktuell befindet . Im Jahr 2020 hatte der Umsatz
Mustafa Pamuk M . Sc . in Wirtsch . -Inf . Wissenschaftlicher Mitarbeiter Georg-August-Universität Göttingen
mustafa . pamuk @ uni-goettingen . de
14 einen Rückgang in Höhe von 1,78 % auf 7,8 Mrd . € zu verzeichnen . In 2021 gibt es hingegen bereits einen starken Anstieg , sodass der Umsatz im Q3 bei 8,1 Mrd . € um 4,5 % über den Gesamtumsatzerlösen des vorherigen Jahres liegt . Damit hat der Konzern im aktuellen Quartal den höchsten Wert seit acht Jahren erreicht . Zudem verringerten sich die Jahresergebnisse in den Jahren 2018 auf 2,4 Mrd . € und 2019 auf 1,3 Mrd . €. Ein positiv steigender Trend ist danach für das aktuelle und letzte Geschäftsjahr zu erkennen . Die Schwankungen bis 2018 sind auch bei dem operativen Cashflow zu erkennen , wobei der positive Trend ab dem letzten Geschäftsjahr wieder zu sehen ist . Der Konzern hat bereits für das laufende Geschäftsjahr den höchsten Wert mit 1,5 Mrd . € erreicht .
Für das Geschäftsjahr 2020 ist eine steigende Tendenz beim EBIT ( bereinigt ) zu erkennen , das um 59 % auf 5,01 Mrd . € angestiegen ist . Der Grund für diesen Anstieg liegt darin , dass die Abschreibung im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019 von 2,2 Mrd . € um -95 % auf 92 Mio . € sank . Der Konzern argumentierte diesen Abzug mit einer Investition von rund 1,4 Mrd . € in Modernisierung , Neubau und Instandhaltung . Dank einer sehr hohen Nachfrage nach Wohnungen und geringer Ausfälle an Mietzahlungen erzielte Vonovia trotz Corona-Pandemie einen um 59 % höheren Gewinn als 2019 . Hierbei stellt sich die Frage , wie stark die Abschreibungen und Kosten der Modernisierungsmaßnahmen nach der Übernahme des Unternehmens „ Deutsche Wohnen “ steigen .
Die Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr spiegelt sich in einer positiven Eigenkapitalentwicklung wider . So steigt das Eigenkapital um 3,9 Mrd . € ( 15,69 %) auf 28,7 Mrd . €. Für die Verbindlichkeiten lassen sich im gleichen Zeitraum zwei Trends beob- achten . Einerseits stieg der Gesamtwert der Verbindlichkeiten seit 2020 um 112,6 % auf 79,9 Mrd . € an , sodass sich die Eigenkapitalquote um -11 Prozentpunkte auf 23 % verringert hat . Zeitgleich ist ein massiver Anstieg sowohl in den langfristigen Verbindlichkeiten von 34,7 Mrd . € auf 57,9 Mrd . € als auch in den kurzfristigen Verbindlichkeiten von 2,92 Mrd . € auf 22,03 Mrd . € zu beobachten . Hierdurch verbesserte sich der Deckungsgrad II , der die finanzielle Stabilität des Unternehmens misst , um 5,6 % auf 109,6 %, wobei die Current Ratio auf 29,37 % sank , da die kurzfristigen Verbindlichkeiten auch massiv ( um mehr als 650 %) gestiegen sind . Ein überproportionaler Anstieg ist für den Deckungsgrad II bei langfristigen Verbindlichkeiten um 112,7 % zu sehen . Deshalb scheinen langfristige Vermögenswerte teilweise mit kurzfristigen Krediten finanziert zu sein . Infolge der Fusion mit dem Unternehmen „ Deutsche Wohnen “ kann dieses aufgrund der angestiegenen kurzfristigen Verbindlichkeiten und Gesamtverschuldung auf lange Sicht zu Problemen führen .
Für die Finanzierung des geplanten Zusammenschlusses mit „ Deutsche Wohnen “ hat der Konzern sich bereits fünf unbesicherte und festverzinsliche Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 4 Mrd . € und mit einem durchschnittlichen Kupon in Höhe von 0,6875 % gesichert . Allerdings beträgt der operative Cashflow in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 lediglich 1,5 Mrd . €, sodass für den Konzern in Zukunft Probleme bei dem Leisten der Finanzaufwendungen entstehen können . Die finanzielle Lage wird aufgrund der massiv gestiegenen Verbindlichkeiten im Hinblick auf das Ende der Corona- Pandemie und potenzielle Zinsanhebungen in den kommenden Jahren noch angespannter .