Der_CreditManager_05.2022_LR | Page 35

AKTUELL

VERZICHT AUF GROSSE ANSCHAFFUNGEN

Trotz der Kaufzurückhaltung und steigender Preise haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 2021 wieder mehr Ratenkredite aufgenommen : Die Anzahl der neuen Ratenkredite ist in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen . Im Jahr 2021 wurden rund 7 Mio . Ratenkreditverträge neu abgeschlossen , etwa 4,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr . Dies zeigt der aktuelle SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass , der das Kreditverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland für das Jahr 2021 abbildet .
Maßgeblich für diese Entwicklung ist dabei die steigende Zahl an Kleinstkrediten . Der Anteil von Ratenkrediten unter 1.000 Euro an den neu abgeschlossenen Krediten stieg von 19,9 auf 29,5 Prozent . Der Trend zu Kleinstkrediten lässt sich vor allem bei jüngeren Verbraucherinnen und Verbrauchern beobachten : Die durchschnittliche Höhe der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro lag über alle Altersklassen bei etwa 409 Euro , in der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen dagegen nur bei 343 Euro – mehr als ein Viertel niedriger ( 26,1 Prozent ) als noch im Vorjahr .
„ Allgemein lässt sich sagen : je jünger die Verbraucher , desto geringer der Durchschnittsbetrag der neu aufgenommenen Kredite unter 1.000 Euro “, erklärt Dr . Ole Schröder , Vorstand der SCHUFA Holding AG . „ Der hohe Anteil von niedrigen Kreditsummen vor allem in jüngeren , internet-affinen Zielgruppen lässt sich offensichtlich auf so genannte Buy Now Pay Later- Angebote zurückführen , die zunehmend nachgefragt werden .“
Im Gegensatz zu herkömmlichen Ratenkrediten handelt es sich bei Buy Now Pay Later-Angeboten häufig nicht um einen regulären Bankkredit , sondern um eine Stundung von Zahlungen – also Rechnungen in Raten –, die von vielen Zahlungsdienstleistern , vor allem im E-Commerce angeboten werden .
„ Diese vermeintlich praktischen Bezahllösungen können sich für junge Menschen schnell als Schuldenfalle entpuppen “, erläutert Schröder .
„ Gerade die in Folge der Buy now pay later-Angebote steigende Zahl kleiner Kredite kann einen erheblichen Einfluss auf das Haushaltsbudget haben und fließen daher auch in den Datenbestand der SCHUFA ein . Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen zudem mehr Wissen , um entsprechende Angebote eigenverantwortlich zu nutzen .“
Weniger große Kredite Umgekehrt waren die Anteile mittlerer und größerer Ratenkredite allesamt rückläufig – auch wenn hier die durchschnittlichen Kreditsummen stiegen . Am stärksten sank der Anteil von Kreditsummen über 10.000 Euro – und zwar von 43,7 Prozent auf 39,8 . Dr . Ole Schröder : „ Die Deutschen stellen größere Anschaffungen zurück , dies spiegelt auch die Stimmung in unseren Verbraucherbefragungen wider , die wir regelmäßig durchführen .“ In einer Befragung im Mai hatten 57 Prozent der Menschen angegeben , dass sie größere Investitionen aufschieben .
„ Insgesamt zeigen die Analysen des SCHUFA-Datenbestandes , dass das Kreditsystem in Deutschland seine Stabilität auch in Krisenzeiten bewiesen hat . Die Corona-Pandemie hatte im Jahr 2021 – wie auch schon im Vorjahr – keine negativen Auswirkungen auf die Ver- und Überschuldung der Menschen in Deutschland “, sagt Ole Schröder . Der Anteil der vertragsgemäß bedienten Ratenkredite lag mit 97,9 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau .
Unterschiede zwischen Nord und Süd Der SCHUFA Risiko- und Kredit-
Kompass untersucht darüber hinaus auch die regionalen Unterschiede bei der Verschuldung privater Haushalte . Dabei wird ein Nord-Süd-Gefälle deutlich : Die SCHUFA hatte Ende 2021 im Bundesdurchschnitt zu 8,9 Prozent aller Personen über 18 Jahren ( mindestens ) ein Negativmerkmal gespeichert hatte . Im Norden Deutschlands gab es jedoch anteilig mehr Personen mit so genannten Negativmerkmalen als im Süden .
In Bremen und Berlin hingegen war der Anteil der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten – wie auch in den Vorjahren – am höchsten und belief sich auf 11,8 Prozent ( Bremen ) bzw . 11,3 Prozent ( Berlin ). Die Spitzenreiter beim Rückzahlungsverhalten waren Bayern und Baden- Württemberg . In diesen beiden Bundesländern wurden im Verhältnis am wenigsten Zahlungsschwierigkeiten verzeichnet . Der Anteil der Personen , zu denen die SCHUFA ( mindestens ) ein Negativmerkmal gespeichert hatte , erreichte in Bayern 6,5 Prozent , in Baden-Württemberg waren es 7,1 Prozent .
35