Der_CreditManager_05.2022_LR | Page 11

AKTUELL
Bei den „ Spotlights “ waren einige Sprecher vor Ort , andere wurden zugeschaltet .
Vortrag und ließ direkt die Gründe dafür folgen . Sie sei eigentlich ein großer Fan der 20er und habe sich auf das Jahrzehnt gefreut , aber nun habe sie es mit Risiken wie Inflation , einer Pandemie , dem Erstarken der Rechten in Frankreich und einem Krieg in der Ukraine zu tun .
Als „ das vergessene Risiko “ bezeichnete Christiane von Berg die Corona- Rückkehr in China . Der Lockdown in Shanghai mit 25 Millionen Einwohnern sei so , als ob man die Niederlande und Dänemark absperrt , inkl . eines riesigen Hafens . Alleine in Shanghai belaufe sich der Schiffsstau im Mai auf über 500 Schiffe . Damit seien Lieferkettenprobleme auch im Jahr 2023 garantiert .
Zweiter Punkt : die Preisentwicklung , „ das schwer kalkulierbare Risiko “. Bereits von 2020 zu 2021 seien die Konsumentenpreise spürbar angestiegen und hätten 2021 den 2-Prozent-Zielwert der EZB überstiegen . Aktuell liege die Inflation bei 7,4 % - ein Wert , der zuletzt 1974 erreicht wurde . In der Folge müssten viele Menschen den Gürtel enger schnallen und den privaten Konsum einschränken .
Als „ das offensichtliche Risiko “ bezeichnete Christiane von Berg den Krieg in der Ukraine und veranschaulichte die wirtschaftlichen Folgen der Auseinandersetzung mit Hilfe einer Heatmap . Auf dieser Weltkarte war für jedes Land abzulesen , wie stark Coface die jeweilige BIP-Prognose revidiert , bzw . in den meisten Fällen abwärtsrevidiert , hat . „ Deutschland ist hier auch mit im
Boot “, sagte Christiane von Berg . „ Wenn der Kabelbaum aus der Ukraine fehlt , dann können wir das Auto nicht ausliefern – selbst wenn es ansonsten komplett fertig ist .“ Hinzu komme in vielen Ländern die hohe Energieabhängigkeit .
Anschließend gab Christiane von Berg einen Überblick über die 13 von Coface bewerteten Branchen und die aktuelle „ Risk Direction “. Kaum Veränderungen an der Risikofront sehe man bei Coface in den Bereichen Textil , Pharma und ICT ( Informations- und Kommunikationstechnologie ). Im Gegensatz dazu sei die Lage in Branchen wie Bau , Chemie , Transport und Energie nach wie vor angespannt .
3 Fragen - 3 Antworten Im abschließenden Spotlight-Format sprach Isabelle Körner mit jeweils zwei Experten zu drei verschiedenen Themen . Zunächst standen „ Stockende Lieferketten und knappe Rohstoffe “ auf der Agenda . Achim Haug ( GTAI , Germany Trade & Invest ) berichtete von explodierenden Frachtraten , gestiegenen Versicherungsprämien und Naturereignissen , die „ gerade am Anfang der Lieferketten immer wieder für Probleme sorgen “. Darüber hinaus sprach er sich für eine Diversifizierung und Regionalisierung von Lieferketten aus , um Abhängigkeiten zu minimieren . Frank Romeike ( RiskNET ) wies darauf hin , dass geopolitische Debatten in der Vergangenheit so gut wie nicht stattgefunden hätten („ ein schockierender Zustand “). Seine Forderung : „ Wir müssen es schaffen , in Szenarien zu denken . Das bedingt , dass man strategisch denkt .“
Im nächsten Spotlight zum Thema „ Preisexplosionen und die Energiefrage “ befürchtete Marie-Thérèse Pfefferkorn ( MBI Infosource ), dass es aufgrund der vielfältigen Risiken bei den Energiepreisen noch „ Luft nach oben “ gebe . Um in diesem Bereich unabhängig von Russland zu werden , müssen man sich jeden neuen Partner genau ansehen , „ und hierbei ist Realismus ein ganz wichtiger Punkt . Egal welche Entscheidung man trifft , man muss sie dann auch konsequent umsetzen .“ Angesprochen auf den Umgang mit hoher Inflation berichtete Tobias Annen ( Rödl & Partner ) über Kooperationen mit Experten aus Hochinflationsländern in Südamerika und der Türkei , um von deren Know-how zu profitieren . „ Es klingt trivial , aber wenn ich als Unternehmer die Wertetreiber und die Wertevernichter in meinem Portfolio kenne , dann kann ich die Ressource Kapital zielgerichtet einsetzen “, so Tobias Annen .
Kalter Krieg reloaded Letzter Punkt auf der Tagesordnung : Das Spotlight zum Thema „ Kalter Krieg reloaded – Politische Risiken zwischen Ost und West “. Handel sei weiterhin wichtig , um gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben und multilaterale Beziehungen zu stabilisieren , sagte Gregor Wolf ( BGA , Bundesverband Großhandel , Außenhandel , Dienstleistungen ). „ Gleichwohl muss man natürlich konstatieren , das dem Konzept ´ Wandel durch Handel` rationales Handeln zugrunde liegt .“ Für die kommenden Monate erwarte er ein weiteres „ Auseinanderdriften “ der Wirtschaftssysteme und divergierende Gesetzgebungsprozesse , die für Unternehmen kaum noch in Einklang zu bringen seien , so Gregor Wolf . Bernhard Bartsch ( MERICS , Mercator Institute for China Studies ) vertrat die Meinung , dass das Konzept des „ Wandel durch Handel “ nicht mehr tragbar sei . Man müsse die Abhängigkeiten von China , die deutlich komplexer seien als die von Russland , schonungslos analysieren : „ China ist ein riesiger Markt für deutsche Exporte und wichtig für Innovationen . Viele deutsche Unternehmen haben dort Milliarden in die lokale Produktion investiert .“
Sebastian Knierim 11