Deluxe Mallorca Magazine Frühling 2017 1.3.2017 | Page 77

ZDF Historie Liebe Kulturfreunde, die Eröffnung der neuen Elbphilharmonie in Hamburg löste einen unbeschreiblichen Hype aus, den wohl selbst die Verantwortlichen so nicht erwartet hatten. Ist er gerechtfertigt? Ich war natürlich sehr erfreut, eine der wenigen freien Karten für die Premiere zu bekommen. Schon die Anfahrt ist erstaunlich. Hoch, sehr hoch ragt das Gebäude mit seinen 23 Stockwerken und 110 Metern Höhe über die Elbe und ist schon allein durch seine schiere Größe über- wältigend. Gleichzeitig leuchten dem Betrachter die 2.200 Glaselemente der obe- ren Fassade entgegen, die am Tag die von den höheren Rängen musizieren, wie gleich zu Beginn die Oboe beim Benjamin- Britten-Stück „Pan“ oder der Sänger Philippe Jaroussky mit der Harfenistin Margret Köll, jeweils im 3. Rang platziert. Auch verteilte sich der Klang der Stimme der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller in der „Ode an die Freude“ wunderbar über den Raum. Ur- sprünglich sollte Anja Hateros aus München kommen, nach deren Absage wurde Camilla Tilling aus Schweden engagiert. Doch diese erkrankte nur wenige Tage vor der Premiere, und in nur 48 Stunden musste eine neue Sängerin gefunden werden. Man War der Hype um die Eröffnung der neuen Elbphil- harmonie gerechtfertigt? Fotograf Holger Jacobs besuchte für seinen Blog Kultur24-berlin.de das vielbeschriebene Eröffnungskonzert. Hier sein Kommentar für DELUXE. Umgebung und den Himmel widerspiegeln. Mein Einlass-Ticket enthielt genaue Anweisungen: Einlass zwischen 17.30 und 19.15 Uhr. Beginn des Konzertes um 20 Uhr. 15-minütige Pause nach ca. 60 Minuten, nach dem Konzert ab 22 Uhr Empfang mit Getränken und Buffet in den Foyers im 12. und 13. Stock. Der Eintritt in den Großen Konzertsaal birgt einige Über- raschungen. Zunächst kommt er dem Betrachter kleiner vor als erwartet, weil die horizontale Ausdehnung nicht sehr groß ist. Dafür geht es steil nach oben, 25 Meter. Ähnlich wie die Philharmonie in Berlin ist der Saal terrassenförmig um das Orchester herumgebaut. Jeder Ton ist klar und deutlich zu hören. Besonders schön zu erleben, wenn vereinzelte Sänger und Musiker auch fand sie in der jungen Hanna-Elisabeth Müller (*1985). 2014 mit dem Preis als beste Nachwuchssängerin geehrt, hatte sie im selben Jahr ihren Durchbruch bei den Salzburger Festspielen unter Christian Thielemann. Ihre Stimme hat den Saal zum Schweben gebracht, sie war das Highlight des Abends. Mein Resümee: ein großartiges Erlebnis und ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird. Als Fazit stelle ich fest, dass es nicht der Konzertsaal allein oder der Klang ist, auch nicht nur die Glaselemente oder die Plaza im 8. Stock mit dem tollen Blick über Hafen und Stadt – nein, es ist das Gebäude in seiner Gesamtheit, mit allem, was dazugehört, um einen Konzertabend hier in dieser Elbphilharmonie zu einem einmaligen Erlebnis werden zu lassen. 2001 – Alexander Gérard und seine Frau Jana Marko kommen auf die Idee, aus dem alten Kaispeicher A im Hamburger Hafen ein Konzerthaus zu machen. Gérard wendet sich dazu an seinen ehemaligen Studienkollegen Pierre Herzog, Partner des wohl berühmtesten Architektenbüros der Welt, Herzog & de Meuron. Dieser fertigt einen ersten Entwurf an, der einen gläser- nen Aufbau auf dem Kaispeicher vorsieht. 2003 – Der Hamburger Senat stimmt dem Projekt zu, erste Kostenschätzungen belaufen sich auf 186 Millionen Euro, 77 Millionen aus der öffentlichen Hand, der Rest aus Spenden. 2006 – Das Konsortium Adamanta (Baukonzern Hochtief und Commerzbank) bekommt den Zuschlag zur Bauaus- führung; die Kosten werden jetzt auf 241 Millionen veranschlagt. 2007 – Grundsteinlegung 2011 – Nach Planungsfehlern und schlech- ter Koordination zwischen den Architekten und Hochtief kommt es zum Baustopp. Die Kosten werden jetzt auf 476 Millionen veranschlagt. 2013 – Der neu gewählte Erste Bürger- meister von Hamburg, Olaf Scholz, kann die zerstrittenen Parteien wieder an einen Tisch holen und einen neuen Vertrag aus- handeln. Die Kosten werden jetzt auf 866 Millionen festgelegt, die öffentliche Hand zahlt davon 789 Millionen. Rest über private Spenden. 2016 – Fertigstellung des Baus, Übergabe an die Stadt. Am 4. November 2016 wird die Plaza im 8. Stock feierlich eröffnet (kultur24.berlin berichtete). DELUXE 77