DAS PFEFFER Vol. Juni 2013 | Page 21

DAS PFEFFER 21
Schimmelpilz in der Fensternische

Schimmel im Haus!

Zwischen Reibach und Menschenleben?
„ Vom Bundeskanzleramt bis zum Bundespräsidialamt, von den Ministerien für Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Bau, vom Petitionsausschuss des Bundestags, von Bild, Stern und Spiegel, über die Wohnungswirtschaft und Verbraucherverbände bis zu den " zuständigen " Gremien der EU – Totalausfall“
Schimmelpilze kommen überall in der Umwelt vor. Sie sind Teil der Natur. Ihre Sporen sind fast überall zu finden, also auch in Innenräumen. Üblicherweise sind sie harmlos, können jedoch gesundheitliche Störungen beim Menschen auslösen. Ausschlaggebend ist die Intensität des Kontaktes mit dem Schimmel. Und: Gefährlich ist weniger der sichtbare Fruchtkörper des Schimmels, sondern vielmehr die Sporen, die Fortpflanzungsorgane des Schimmels, die beim Menschen Gesundheitsschäden verursachen können. Diese Sporen entstehen bereits, wenn der Schimmel selbst noch nicht sichtbar ist. Denn der größte Teil des Pilzes wächst im Verborgenen.
Schimmelbefall in Wohnräumen kann zu Reizerscheinungen in den Atemwegen und zu allergischen Reaktionen führen. Fehler bei der energetischen Wärmedämmung führen häufig zu Schimmelpilz-Problemen in Wohnungen und Häusern und können damit gesundheitliche Probleme verursachen. Der Leiter der Innenraumlufthygiene-Kommission, Heinz-Jörn Moriske, spricht davon, dass die Zahl der Wohnungen, die von Schimmelpilz befallen sind, inzwischen in die Millionen geht. Betroffen seien nicht nur alte, sondern auch sehr wohl junge Gebäude.
Auch der TÜV-Sachverständige Eberhard Schenk sowie der Architekt und Bauingenieur Konrad Fischer kennen das Schimmel-Problem, das oft von Fehlern bei der Dämmung ausgelöst wird. Sie sagen, die Deutschen hätten in den letzten 20 Jahren gedämmt wie die Weltmeister. Dabei hätten sie vergessen, dass der Lüftungszyklus beibehalten werden müsse. Viele hätten aus ihrem Haus eine Plastiktüte gemacht, bei der es plötzlich von innen anfange zu schimmeln.
Wir sprechen mit Heinz Meyer, Dekra-Sachverständiger für Schimmelpilzbewertung und Dekra-zertifizierte Fachkraft für Schimmelpilzbeseitigung.
Herr Meyer, wie kann man Schimmel in der Wohnung vorbeugen? Schimmel bildet sich dort, wo es über längere Zeit feucht ist, und natürlich nur auf Material, auf dem Schimmelpilze leben können. Bei dem hier beschriebenen Thema geht es vorzugsweise um Außenwände und Bäder, und dort einerseits um die Wände und Decken und andererseits um die Silikonfugen an Fenstern und in Duschen, die hauptsächlich von Schimmel befallen werden.
Man muss natürlich nicht in Panik verfallen, wenn eine Stelle mal kurzzeitig nass oder feucht ist. Aber nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten ist es dann passiert, dass sich an der feuchtesten Stelle Schimmelpilze festsetzen und ausbreiten. Einerseits kann man nasse Stellen trocken wischen. Das schaffen sehr ordentliche Menschen gerade noch an Fenstern und in der Dusche. Feuchte Wände regelmäßig zu trocknen ist praktisch unmöglich. Die einzige Möglichkeit ist, dem Schimmel die Lebensgrundlage zu entziehen, d. h., die Luftfeuchte muss regelmäßig so weit heruntergebracht werden, dass Nässe und Feuchte an den Wänden und Fugen höchstens kurzzeitig entsteht. Anders gesagt: Ausreichend und richtig lüften und heizen. Tatsächlich ist die Luft draußen fast immer sehr viel trockener, als drinnen. Wenn wir das Fenster öffnen, versuchen sich Luftfeuchte und Temperatur innen und außen auszugleichen, es entsteht Luftbewegung, und die Luftfeuchte innen sinkt.
Schimmelpilze können gesundheitliche Störungen beim
Menschen auslösen.
Schimmelpilzexperten erkennen Sie an diesen Logos
Wo finde ich Beratung zum Thema Schimmel in Innenräumen? Wenn Sie befürchten, dass in Ihrer Wohnung eine Schimmelpilzquelle vorhanden ist, die Ihre Gesundheit beeinträchtigen könnte, dann lassen Sie sich von Ihrem zuständigen Gesundheitsamt oder Verbraucherschutzzentralen beraten. Informationen geben auch Fachfirmen für Schimmelpilzbeseitigung sowie Sachverständige für Schimmelpilzbewertung
oder Baubiologen.
Schimmelpilzbeseitigung sollte nach den Richtlinien der TRBA( Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe) der Bauberufsgenossenschaft ausgeführt werden. Sanierungsmaßnahmen sollten professionellen Firmen überlassen werden, die geeignete Arbeitsschutzvorkehrungen treffen können.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich vermute, durch Schimmel krank zu sein? Eine mögliche Folge der giftigen Ausdünstungen sind Atemwegsbeschwerden. Denn die über die Luft eingeatmeten Pilzsporen können allergische Reaktionen auslösen. Weitere Symptome, die durch den Kontakt mit Schimmel auftreten können, sind andauernde Kopfschmerzen, Schnupfen und Schlafstörungen ebenso, wie brennende Augen und Husten. Sollte eines der oben genannten Symptome bei Ihnen auftreten und Sie den Verdacht auf eine Schimmelallergie haben, sollten Sie sich umgehend von einem Arzt genauer untersuchen lassen.
Was tun bei Schimmel in meiner Wohnung? Kann ich den selbst entfernen, oder ist eine Desinfektion sinnvoll? Kann das ein Maler ggf. auch übernehmen? Schimmelpilzbefall sollte immer sofort beseitigt werden. Ein Schimmelbefall wird in drei Kategorien eingestuft und bewertet.
Kategorie 1: Normalzustand bzw. geringfügiger Schaden bis ca. 20 cm2. Hier darf der Privatmann selbst beseitigen, nachdem er sich über die Schimmelpilzbeseitigung informiert hat.
Kategorie 2: Geringer bis mittlerer Schaden. Die Freisetzung von Pilzbestandteilen sollte unmittelbar unterbunden und die Ursache mittelfristig ermittelt und saniert werden. Der nicht qualifizierte Maler darf den Schimmelpilz über 0,5 m2 nicht entfernen. Es besteht die Gefahr der Schimmelpilzsporenfreisetzung in den Räumen bei unsachgemäßem Handeln. Ein Fachmann sollte unbedingt zu Rate gezogen werden.