Fuchs am Bau:
Bordalo II bringt
seine »Big Trash
Animals« an die
Fassaden der Stadt.
Klare Kanten,
gut kombiniert:
Das 2017 eröffnete
Schiffsterminal baute
Carrilho da Graça
aus einer Beton-
Kork-Mischung.
24 mm (KB) f/11 1/160 s 100
ßer Beton vermischt mit Kork, ein Bauwerk, in dem
Schrägen und Geraden eine harmonische Verbin-
dung eingehen. Carrilho da Graça sagt, er könne hier
am flachen Ufer auch wieder mit Schwüngen arbei-
ten, die seinem Werk Bewegung verleihen. Oben auf
der riesigen Dachterrasse weitet sich diese Dynamik
in ein Panorama, das einem die
Stadt zu Füßen legt.
» Ich glaube, dass
Rund sieben Kilometer west-
meine Kunst ein
lich des Terminals, ebenfalls di-
organischer Teil
rekt am Ufer des Tejo, erhebt
sich ganz plötzlich, als sei es ei-
der Stadt ist. «
ne sanfte Welle, die aus dem Tejo
Artur Bordalo, Künstler
heraufschwappt, der neue Kunst-
himmel der Hauptstadt. Das Mu-
seu Arte, Arquitetura e Tecnologia ist nur zwölf
Meter hoch, denn es soll die anderen Bauwerke der
Umgebung nicht verdecken. Trotzdem zieht das
geschwungene Gebäude alle Blicke auf sich. Ent-
worfen hat das 7000 Quadratmeter große Museum
die britische Architektin Amanda Levete. Sie ließ
14 936 Kacheln brennen und die komplette Fassa-
de damit verkleiden. Jetzt glitzert der Fluss auf der
Außenhaut des Museums wie die wild schillernden
Schuppen eines Fisches.
Ein paar Schritte weiter hinein nach Belém. Vor-
bei am Hieronymus-Kloster und am Kulturzen-
trum, dann steht man vor einer alten Hauswand,
an der groß und grau ein Waschbär klebt, eine
Skulptur aus Farbe und alten Plastikteilen. Dort,
wo die Augen sein sollten, sprießen gelbe Blüm-
chen hervor. Unten der Schriftzug: Bordalo II. Der
Waschbär ist Teil der »Big Trash Animals«, die der
Künstler an vielen Orten installiert hat. Nicht weit
von hier, am Cais do Sodré mit seinen alten Markt-
hallen, verziert ein bunter Fuchs die Mauern.
In einer Fabrikhalle im Osten Lissabons steht
Artur Bordalo, schwarze Hose, schwarzes Shirt,
darauf der Schriftzug »Trash«. Gerade eben hat er
eins seiner Werke verkauft, etwas, das aussah wie
eine bunte Ratte. Er macht im Moment nur Tier-
kunst. Tiere, die vom Aussterben bedroht sind.
Oder die ihm gefallen. Uhus, Affen, Bären, auch
Quallen. Er zertrümmert Stoßstangen, zerschnip-
pelt Mülltonnen, zerschlitzt Autoreifen und fügt
das alles, fein komponiert und mit Farbe besprüht,
zu einem Kunstwerk zusammen. »Für viele ist es
Müll«, sagt er, »für mich ein Schatz.« Sein Werk soll
auf die Verschmutzung der Umwelt aufmerksam
machen. Passt sein Werk nach Lissabon? »Ich glau-
be«, sagt er, »dass meine Kunst ein organischer Teil
der Stadt ist.« Manchmal wirkt die Stadt wie eine
Inszenierung, wie eine überdimensionierte
Figur von Bordalo II, eine Kulisse, in bunte Streifen
zerschnitten und wild übereinandergeklebt.
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