Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Gebet - Atem der Seele (Leseprobe) | Page 8
wie es die Muslime tun. Im Hindutempel sieht er
denselben Gott anstelle des Idols, und auch der
Tempel Buddhas inspiriert ihn. Doch seine wahre
Moschee wird immer in seinem Herzen sein, in dem
sein Geliebter lebt.
Der Sufi betrachtet Gott nicht als von sich getrennt.
Gott ist nicht nur im ‚Himmel‘. Er ist überall. Er
sieht Gott im Sichtbaren wie im Unsichtbaren, er
erkennt Ihn im Inneren wie im Äusseren. Darum
gibt es nach Ansicht des Sufi keinen Namen, in dem
nicht Gottes Name aufleuchtet, und keine Form, die
nicht Gott in sich birgt.
Der indische Mystiker und Musiker Pir-o-Murshid
Hazrat Inayat Khan war der erste, der die SufiLehren in die westliche Welt brachte. Er wurde
am 5. Juli 1882 in Baroda geboren. Musik und
Mystik waren väterlicher- wie mütterlicherseits sein
Erbe. Er lebte mit seiner ganzen Familie im Haus
seines Grossvaters Moula Baksh, das nicht nur ein
Treffpunkt berühmter Musiker, sondern auch der
Dichter, Philosophen und Mystiker verschiedenster
Herkunft war. In dieser Atmosphäre wuchs der junge
Inayat auf. Grossen Einfluss hatte sein Grossvater
auf seine Erziehung. Er pflegte ihn jeden Morgen zu
wecken und den Vormittag mit ihm zu verbringen.
Inayat zeigte bereits als Kind ein ungewöhnliches
Interesse für Religion. Oft besuchte er Yogis und
Derwische, um ihnen still zuzuhören. Er wuchs als
Muslim auf und pflegte die vorgeschriebenen Gebete
auf dem Dach des Hauses zu verrichten. Eines
Abends kam ihm der Gedanke, dass er noch nie eine
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