Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Seele - Die Reise der Seele (Leseprobe) | Page 20
on, die vielfältige Namen und Formen enthält; und Gott zieht Sich
Selbst zusammen, was von der Menschheit gefürchtet wird und
Zerstörung genannt wird.
Deswegen tadeln viele Menschen Gott, manche verurteilen ihn,
und manche finden es von Gottes Seite aus unfair, zu erschaffen
und zu zerstören. Aber für Gott, der das Einzig Seiende ist, ist das
die natürliche Voraussetzung unter der Er ewig lebt. Der Anfang
und das Ende der Welt ist nur Sein einer Atem, der unendlich viele
Jahre lang dauert. Während dieses einen Atems wurden Myriaden
von Wesen geboren, lebten und starben und erfuhren diese Welt
und jene Welt, den Himmel und den entgegengesetzten Ort, in
ihrer ganzen Fülle.
Seelen sind daher Strahlen dieser Sonne, die im Sanskrit Brahman
genannt wird. Die Natur des Strahls besteht darin, sich auszudehnen und sich zurückzuziehen, zu erscheinen und zu verschwinden,
und die Dauer seiner Existenz ist kurz verglichen mit der Dauer des
ewigen Gottes, des göttlichen Geistes. Es gibt Lebewesen, kleine
Keime, Würmer und Insekten, die nicht länger als einen Augenblick lang leben, und es gibt andere Wesen, deren Leben hundert
Jahre lang währt, und manche Wesen leben noch länger. Und doch
ist das, auch wenn es tausend Jahre wären, ein Augenblick verglichen mit der Ewigkeit.
Die Zeit, die der Mensch kennt, ist in erster Linie erfasst durch
die Kenntnis seiner eigenen physischen Konstitution. Das Sanskritwort pala, was Augenblick bedeutet, kommt vom Puls, der schlägt,
vom Pulsieren. Diese Kenntnis hat sich bis zu einem gewissen Maß
erweitert durch das Studium der Natur, den Wechsel der Jahreszeiten und die Runden, welche die Erde um die Sonne dreht. Dadurch
haben die Menschen ihre Vorstellung von Zeit vervollständigt. Viele möchten das göttliche Gesetz begrenzen auf die von Menschen
gemachte Zeitvorstellung, und sie spekulieren darüber. Aber die
Neigung des Mystikers geht dahin, sein Haupt tief in Anbetung
zu beugen, wenn ihm der Gedanke an das ewige Leben Gottes, des
Einzig Seienden, in den Sinn kommt. Anstatt nach dem Warum
und dem Wie zu fragen, versenkt er sich in die Betrachtung des Wesens Gottes, und so wächst sein Bewusstsein über die Begrenzungen
von Raum und Zeit hinaus; dadurch befreit er seine Seele, indem er
sie in göttliche Sphären hebt.
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