Bücher über Interreligiöse Spiritualität, Meditation und Universaler Sufismus Die Seele der Blumen - Heilende Pflanzen-Essenzen | Page 6

Einleitung
Vor ca. 30 Jahren bekam ich eine digitalisierte Version der gesammelten Werke des Sufi-Meisters Hazrat Inayat Khan( 1882-1928) geschenkt. Die enthaltene Suchfunktion machte plötzlich eine systematische Sammlung seiner Aussagen zu den Blumen und Pflanzen möglich. Das vorliegende Buch schließt für mich diese Inventarisation ab. Es war eine erstaunliche Reise durch die Gedanken- und Erlebniswelt des großen Mystikers, der mit Blumen sprach.
Naturmystik war und ist meine Leidenschaft. Als Kind die Erleuchtungs-Erlebnisse im Wald. Als Jugendlicher die Entdeckung des heiligen Franziskus. Als junger Mann die Reise nach Israel mit den blühenden Citrus-Plantagen, den uralten Olivenbäumen und den wilden Tulpen auf den Hügeln. Der Duft der Blumen vermischte sich mit der Faszination der verschiedenen Religionen vor Ort: Judentum, Drusen, Christentum, Islam, Bahai.
In Israel wurde mir das erste Mal schmerzhaft bewusst, wie in der modernen Landwirtschaft mit Pflanzen umgesprungen wird. Nie werde ich vergessen, wie in einer chemisch behandelten Orangen-Plantage jegliches Leben verschwunden ist. Eine so unheilvolle Behandlung des Heiligen Landes: wie passt das zusammen?
So sahen meine Interessen und Fragen am Anfang meines Erwachsenenlebens aus.
Heute mit 65 gibt es verschiedene Antworten. Diese sind entstanden in der Auseinandersetzung mit dem Leben, sowohl beruflich als privat.
Als Historiker habe ich für dieses Buch mit Begeisterung die Herkunft der Pflanzen erforscht. Woher rührt ihr Name, woher kommen sie überhaupt, wie haben die Menschen in unterschiedlichen Kulturen über sie gedacht und empfunden? Für mich erstaunlich war die Entdeckung, dass eine Reihe von Kulturpflanzen, wie Olive, Weizen, Wein und Granatapfel den Menschen schon so lange begleiten! Es
führte mich zurück zu Zeiten, in denen die Menschheit den Ackerbau entwickelte. Es weist hin auf eine kulturelle Revolution in Afghanistan, Persien und im Kaukasus, viele Tausende Jahre vor Christus, welche in Verbindung mit dem Propheten Zarathustra gebracht werden kann. Aber nicht nur daher kamen die Pflanzen, die in diesem Buch unter die Lupe genommen werden. Sonnenblume und Kaktus kommen aus Süd-Amerika; die Seerose war im alten Ägypten eine wichtige Kulturpflanze. Niem und Jasmin kommen wahrscheinlich aus Indien. Und dann gibt es Pflanzen, die bisher wenig mit den Menschen zu tun hatten. Das Scharbockskraut ist in seiner Unscheinbarkeit ein gutes Beispiel.
Als Gartenbauer mit biologisch-dynamischer Ausbildung habe ich gelernt, Pflanzen zu beobachten. In ihrer Phänomenologie zeigen sie ihr Wesen. Dieser Ansatz ist in der modernen Zeit umstritten. Die Signaturen-Lehre hat im Mittelalter zu Auswüchsen und unbegründeten Fantasien über die Anwendung von Kräutern geführt. Allerdings wird in der modernen Wissenschaft auch vieles aus dem alten Wissen bestätigt. Diesen Zusammenhängen auf die Spur zu kommen war eine Zielsetzung dieses Buches.
Als psychologischer Berater habe ich viele Jahre Menschen während ihrer Umbruchphasen begleitet. Meine eigenen Erfahrungen, dass wir mit den Problemen, die wir in uns und um uns herum wahrnehmen, in die Natur gehen und bei Blumen und Steinen Lö-
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