Bonalifestyle_1-2020 | Page 62

WEGWEISEND

GRÜNGUT

gemeindeeigenen Kehrichtfahrzeugen montiert werden , zu Leibe rücken . Die Kamera auf dem Kehrichtfahrzeug fotografiert das aufgeladene Grüngut : Eine « künstliche Intelligenz » ist so programmiert , dass sie Fremdstoffe vom Grüngut unterscheidet . Anhand dieser Daten zeigt sich , welche Tonnen mit Fremdstoffen verunreinigt sind . Den Verursachern geht es also an den Kragen . Zwar spuckt die intelligente Grüntonne ( noch ) keine konkreten Namen einzelner Abfallsünder aus , doch lassen sich die Standorte zuordnen . Und das ist schon sehr viel .
Der intelligente Grüncontainer , den Biomasse Suisse in Zusammenarbeit mit Contena-Ochsner entwickelt hat , ist bereits in einigen Gemeinden erfolgreich getestet worden . Das Projekt ist nahezu marktreif und wird nun in der Schweiz bereits als Testversionen vertrieben . Das Interesse der Gemeinden sei riesig , betont Utiger . Offen ist hingegen , wie die Bevölkerung auf die intelligenten Grüncontainer reagieren wird . Sicher ist : Ökologie und Klima sind heute in aller Munde . Was sich Andreas Utiger zum Plastikproblem sagt und wie gross sein persönlicher ökologischer Fussabdruck ist , erklärt er in einem spannenden Gespräch .
Andreas Utiger , sind Sie mit Ihrem persönlichen ökologischen Fussabdruck zufrieden ? Andreas Uriger : Ja , ich und meine Familie leben sehr umweltbewusst . So sind wir seit Jahren nicht mehr mit dem Flugzeug in die Ferien geflogen . Ich bin meistens mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs und tanke das Familenauto mit Biodiesel aus gebrauchtem Pommes-Frittes-Öl . Auf unserem Hausdach haben wir eine Photovoltaikanlage montiert , die den gesamten Strombedarf unserer Familie abdeckt . Beheizt wird das Haus durch eine Holzschnitzelheizung . Wir essen relativ wenig Fleisch und bevorzugen regionale Produkte . Trotz allem sind wir keine « Ökofundis » und respektieren auch ,
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Fremdstoffe sind für alle Recyclinganlagen ein Problem

wenn jemand nicht nach ökologischen Grundsätzen lebt .
Plastiksäcke , Petflaschen , Verpackungen und andere Fremdstoffe im Grüngut : wie wirkt sich das genau aus ? Fremdstoffe sind für alle Recyclinganlagen ein Problem , nicht nur für die grüngutverarbeitende Branche . Im Grüngut ist dieses Problem aber im Vergleich mit PET , Glas , Papier oder Karton grösser , weil sich die Fremdstoffe relativ schlecht maschinell aus dem Grüngut trennen lassen . Dies bedeutet für die Grüngutverarbeitung , dass entweder sehr viel Handarbeit geleistet werden muss , um die Fremdstoffe auszusortieren oder aber der Kompost mit Fremdstoffen verschmutzt ist . Die Landwirte weigern sich zu Recht , ein solches Produkt auf ihrem Betrieb einzusetzen . In der Folge muss der Kompost fein gesiebt werden und die grobe Fraktion verbrannt werden , was ökologisch nicht sinnvoll ist .
Mit dem intelligenten Grünconatiner ist Ihnen ein grosser Wurf gelungen . Wie sind Sie auf diese Idee gekommen ? In einem Medienbeitrag wurde ich auf eine österreichische Firma aufmerksam , die das Prinzip der Digitalisierung im Kehricht anwendet : In Österreich landen immer noch viele Wertstoffe wie Glas , PET und Metall im Kehricht , und mit dem Scanner detektiert man diese Wertstoffe . Da dachte ich mir , dass das Prinzip ja auch im Grüngut angewendet werden könnte . So nahm ich Kontakt mit der Firma auf und in der Folge starteten wir die Zusammenarbeit mit der Entwicklung des Scanners für das Grüngut .
Gehen Sie davon aus , dass Sie das Problem mit der neuen technischen Lösung definitiv in den Griff bekommen werden ? Ich sehe dies als ein mögliches Mittel , sozusagen als Puzzlestein in einem Ganzen . Es ist wichtig , die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren . Dies ist eine Aufgabe , die nicht einfach erledigt werden kann , sondern sie muss in regelmässigen Abständen wiederholt werden . Einen Teil der Bevölkerung kann man aber mit Informationskampagnen nicht erreichen . Da helfen nur Sanktionen und allenfalls ein Ausschluss aus der Separatsammlung der Grünabfälle . Dies möchten wir aber nur als « ultimo ratio ». Mit der digitalen Grünguttonne können die Gemeinden nun viel zielgerichteter mit der Bevölkerung kommunizieren . Wir denken , dass bereits das Wissen , dass bei einem Fehlverhalten Rückschlüsse auf die Verursacher gezogen werden können , einen positiven Effekt bewirkt . Dies zeigen im Bereich der Abfallentsorgung andere Beispiele , die mit Erfolg angewendet werden . Wir sind überzeugt , dass die Digitalisierung in diesem Bereich positive Auswirkungen hat , sind uns aber bewusst , dass damit auch Risiken verbunden sind . So hat die Skepsis gegenüber der Auswertung persönlicher Daten generell zugenommen . Mit der Unterstützung des BAFU ( Bundesamtes für Umwelt ) werden wir nun in ausgewählten Gemeinden die Auswirkungen untersuchen und daraus Erkenntnisse für die ganze Schweiz gewinnen . Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und den weiteren Verlauf des Projektes .