LIFESTYLE
CARAN D’ACHE
sich die Talente der Guillochierkünstler, der Lackierer
und Polierer wider. Edelmetalle, Holz,
Edelsteine, Keramik, Chinalack – Materialien,
aus denen Kultobjekte werden. Caran d’Ache
ist eine der wenigen Manufakturen in Europa,
die die antike Kunst des Chinalacks beherrscht.
Viele Jahre an Forschung und Entwicklung waren
nötig, bis man das Wissen für die Herstellung
auf die kostbarsten Schreibinstrumente
anwenden konnte. Ob in seiner natürlichen
Form, blau, schwarz oder rot koloriert, braucht
der Chinalack viele arbeitsintensive Schritte.
Umso mehr werden die mit Chinalack veredelten
Produkte in der ganzen Welt geschätzt
und sind bekannt für ihre Beständigkeit, ihren
Glanz und die spürbare Feinheit. Im Laufe der
Jahre hat Caran d’Ache mit zahlreichen international
bekannten Designern und Künstlern
zusammengearbeitet. Dazu zählen Sir Paul
Smith, Mario Botta und India Mahdavi, die limitierte
Schreibgeräte-Kollektionen für Caran
d’Ache entworfen haben.
Caran d’Ache ist heute in über 90
Ländern vertreten und hat 25 eigene Boutiquen,
darunter drei in der Schweiz (zwei in
Genf und eine in Zürich), eine in Berlin, Tokio,
Seoul und mehrere in China. Das Maison Caran
d’Ache ist stolz auf seinen Status als Familienunternehmen
und beschäftigt heute rund 300
Mitarbeitende. Heute wird das Unternehmen
von Carole Hübscher in vierter Generation
geleitet. Ihre Familie hatte das Unternehmen
seit den 1930er Jahren massgeblich entwickelt
und geprägt. Carole Hübscher wurde 2012 zur
Verwaltungsrats-Präsidentin von Caran d’Ache
nominiert und übernahm das Präsidium von
ihrem Vater. Zuvor war sie seit 2002 Mitglied
im Verwaltungsrat. Sie ist überzeugt, dass von
Hand schreiben heute wichtiger sei denn je.
Carole Hübscher, schreiben Sie täglich von
Hand? Was bedeutet diese Handbewegung
für Sie?
Carole Hübscher, Verwaltungsrats-Präsidentin
von Caran d’Ache, schreibt jeden Tag von
Hand.
Ja, jeden Tag. Sei es mit einem Kugelschreiber,
einer Feder oder einem Minenhalter – mein
Schreibinstrument ist mein Arbeitswerkzeug,
mein «täglicher Begleiter».
Von Hand zu schreiben ist eine wichtige und
anregende kognitive Tätigkeit – auch und vor
allem in einer digitalisierten Welt. Tragen die
Schreibgeräte von Caran d’Ache heute zum
Erhalt dieser Tradition bei?
Ja, mehr als je zuvor. Die Handschrift ist für
die Entwicklung der Motorik, des Lernens und
des Lesens bei Kindern essenziell. Es handelt
sich um eine Aktivität, die die Neuronen zum
Funktionieren bringt, eine Gehirngymnastik,
die dazu beiträgt, Wohlbefinden und in eini-
gen Fällen sogar eine echte therapeutische
Unterstützung zu bringen, zum Beispiel durch
kunsttherapeutische Aktivitäten. Im Allgemeinen
wird alles, was mit der Entwicklung von
Kreativität zu tun hat, immer wichtiger, denn
in Zukunft wird es das sein, was uns von den
Robotern unterscheidet, da diese Fähigkeit von
einer Maschine kaum imitiert werden kann.
Ist es Ihrer Meinung nach wieder Mode, von
Hand schreiben?
Ich würde nicht von Mode sprechen, denn die
Menschen benutzen dieses Kommunikationsmittel
seit Jahrhunderten. Die Handschrift ist
eine Möglichkeit, sich in einer zunehmend
standardisierten Welt hervorzuheben und seine
Persönlichkeit auszudrücken. Was könnte
schliesslich persönlicher sein als eine Unterschrift?
Oder ist es eine gewisse Nostalgie und eine
Frage der Generationen?
Alle Generationen schreiben von Hand, die
Kinder in der Schule und bei kreativen Aktivitäten,
später im Studium, die erwerbstätigen Personen
und auch die Pensionierten. Jedermann
besitzt mindestens ein Schreibinstrument, ob
zu Hause, in der Handtasche oder im Büro.
Ausserdem würde es mich nicht überraschen,
wenn die Handschrift wieder zum bevorzugten
Kommunikationsmittel würde, um die Vertraulichkeit
seiner Daten zu gewährleisten.
Gibt es eine grosse Faszination für Schreibgeräte
und andere Schreibaccessoires oder ist es
vor allem die Faszination für Caran d’Ache?
In vielen Ländern, aber besonders in der
Schweiz ist Caran d’Ache ein «Love Brand».
Unser Haus ist für viele Menschen eng mit
Anekdoten aus dem Leben verbunden: die
erste Schachtel Farbstifte, die wir als Kind erhielten,
die Treffen vor dem Schaufenster von
Caran d’Ache am Bahnhof, der Geruch neuer
Stifte zu Beginn des Schuljahrs, die Füllfeder,
die wir für unser Diplom erhielten. Es besteht
also eine echte emotionale Bindung zu unse-
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