Every Thing Will Be Fine
Zwölf Jahre nach einem schlimmen Unfall findet James Franco wieder zu sich selbst. Autorenfilmer
Wim Wenders beobachtet das Gefühlsleben eines Schriftstellers unter dem 3D-Brennglas.
E
in leider vergeblicher Gedanke: „Ich
wünschte, ich könnte das, was passiert ist, ungeschehen machen“, sagt
Schriftsteller Tomas (James Franco) im Verlauf des Films zur Mutter des Jungen, den er
getötet hat. Seit dem unglückseligen
Autounfall im Schneetreiben sind
schon Jahre vergangen, doch Tomas
kommt über das Geschehen nicht
hinweg. Während Kate (Charlotte
Gainsbourg), die Mutter, Trost im
Glauben findet, treibt der Autor ziellos
durch seinen Alltag. Nachdem er den kleinen Nicolas überfahren hat, zerbricht seine
Beziehung mit Freundin Sara (Rachel Mc
Adams), auch der spätere Versuch, mit Ann
und deren Tochter eine Patchworkfamilie zu
gründen, bleibt schwierig. Tomas lässt niemanden an sich heran, torpediert seine Liebesbeziehungen mit Sprachlosigkeit und
Distanz. Wirklich ehrliche Gespräche führt
er im Verlauf der zwölf gezeigten Jahre ei-
gentlich nur mit Kate. Sie gibt ihm keine
Schuld und hat ihre ganz eigene Art, mit
dem Verlust des Kindes fertigzuwerden. Als
ihr zweiter Sohn Christopher im Teenageralter an den mittlerweile berühmten Schrift-
zur verhängnisvollen Nacht eher mäßig bekannt, lässt das schreckliche Erlebnis ihn als
Schriftsteller wachsen, was ihm auch finanziellen Erfolg beschert. Das macht die Figur
nicht unbedingt liebenswerter, aber die Story authentisch. Was bewirken Katastrophen beim Einzelnen? Wie
gehen wir mit Schuld und Verantwortung um? Warum ist es so
schwierig, sein Leben wieder aufzunehmen, wenn man aus der
Bahn geworfen wurde? Der stets etwas sediert wirkende James Franco spielt das großartig – hier passt seine Verpeiltheit mal.[sr]
Fazit: Zutiefst menschlicher Blick auf einen Unfall und seine Folgen
„Niemand hat mich je so
verletzt wie du!“ Sara
steller herantritt, schließt sich der Kreis.
Wim Wenders wählt keinen linearen Ansatz
für sein Schuld-und-Reue-Stück, sondern
beleuchtet verschiedene Etappen im Leben
von Tomas nach dem herben Einschnitt.
Hier gibt es kein flottes Aufarbeiten der Geschehnisse, keine vorschnelle Katharsis. Obwohl den zentralen Charakter keine wirkliche Schuld trifft, wird sein ganzes Dasein
auf den Kopf gestellt. Und der Unfall hat
nicht nur negative Folgen. War der Autor bis
OT: Every Thing Will Be Fine, D/CAN/SWE/NOR 2015
R: Wim Wenders D: James Franco, Charlotte Gainsbourg,
Rachel McAdams FSK: 6 Jahre L: 115 Minuten Anbieter:
Warner Bereits auf DVD und Blu-ray erhältlich
Wertung
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big-picture-magazin.de
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