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Gomorrha
Wer in Neapels Problemviertel Scampia aufwächst, kommt an der Camorra nicht vorbei. MafiaExperte und Autor Roberto Saviano hat auf der Grundlage seines Bestsellers „Gomorrha“ eine
authentische TV-Serie entwickelt, die den mörderischen Alltag der skrupellosen Clans zeigt
D
er 30-jährige Ciro Di Marzio hat in Neapel sein Leben lang
für den Savastano-Clan die Drecksarbeit gemacht und
schreckt vor nichts zurück. Ob Brandstiftung bei der ungeliebten Konkurrenz, Schießereien mit rivalisierenden Banden
und der Polizei oder kaltblütiger Mord an Unschuldigen: Für Don
Pietro erledigt er alles, was eben so anfällt. Seine neue Aufgabe ist
aber etwas heikel: Die Familie Savastano soll auf lange Sicht von
Pietros Sohn Genny geleitet werden, doch der ist denkbar ungeeignet: ein kindischer Fettsack, der sich mehr für Miezen und Motorräder interessiert als für die Camorra. Ciro soll den Filius beschützen und an die Geschäfte heranführen. Doch dann landet
Don Pietro überraschend im Gefängnis und Genny ist schneller in
der Pflicht als geplant. Mutter Imma nimmt vorerst die Zügel in
die Hand und stellt die Weichen für eine blutige Zukunft.
Willkommen in der Welt des Verbrechens, deren Mitglieder sich
zu keiner Zeit hinterfragen. Mord und Totschlag sind hier so alltäglich wie Pizza essen. Die Serie gewährt keine große Einführung,
der Zuschauer wird direkt ins Geschehen geworfen. In den riesigen Wohnkomplexen in der Peripherie Neapels regiert die Camorra, der Drogenhandel wird ganz offen vor den Augen aller
vollzogen. Die Hüter des Gesetzes spielen in der gesamten Serie
keine Rolle, mit Ausnahme des unbestechlichen Gefängnisdirektors macht sich niemand für das Recht stark. In dieser deprimierenden Umgebung schalten und walten die Mafiosi wie Unternehmer, Pietro und Imma Savastano residieren in ihrer barocken
Wohnung zwischen großformatigen Familienporträts und protzigen Möbeln als Könige des schlechten Geschmacks. Die „Guten“
gibt es nicht; entweder ist man Verbrecher oder kuscht vor ihnen,
man vegetiert als Junkie dahin oder verschafft sich als geschmierter
Politiker Vorteile. Trotz fehlender Identifikationsmöglichkeiten
zieht die sehr realistisch wirkende Konstellation den Zuschauer in
ihren düsteren Bann, die komplexen Figuren beeindrucken mit
ungeahnten Volten. Wenn sich etwa der verwöhnte Genny zum
gnadenlosen Herrscher über den Clan aufschwingt, dann ist das
faszinierend abstoßend.
[sr]
Fazit: Vergesst „Bella Italia“, hier regiert die nackte Gewalt. Innenansichten einer hermetischen Mafia-Welt ohne Gnade
OT: Gomorra. La serie, ITA 2014 R: Diverse D: Marco D‘Amore, Fortunato Cerlino, Maria
Pia Calzone, Salvatore Esposito, Marco Palvetti FSK: 16 Jahre L: 586 Minuten Anbieter:
Polyband Ab 25. September auf DVD und Blu-ray erhältlich
Wertung
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