BIG PICTURE digital 04/2015 | Page 42

Home Cinema /Thriller Who am I Ein verkanntes Computergenie und seine Hackerfreunde legen sich mit den Falschen an: Atemberaubend aussehender Cyber-Thriller made in Germany, dessen US-Remake bereits in Planung ist S eine Umwelt oder gar die Mädels nehmen gar nicht wirklich Notiz von ihm: Im richtigen Leben ist der junge Benjamin (Tom Schilling) ein unauffälliger Pizzafahrer-Niemand. Am Rechner aber wird er zum Daten-Derwisch, gegen dessen Hacker-Talente kein Netz und keine Firewall gefeit sind. Bei Sozialarbeiten, zu denen er nach einem aufgeflogenen Hack verdonnert wurde, lernt er den charismatischen Max (Elyas M‘Barek) kennen, der ihn seiner eigenen kleinen Gang vorstellt. Passt! Zusammen starten sie immer verwegenere Spaß- und Anarcho-Aktionen der sehr action- und unterhaltungsfreundlichen Art und dringen per „Social Engineering“ vor Ort und mit viel persönlichem Einsatz in fremde Systeme ein. Unter dem Pseudonym CLAY stellen sie feiste Banker und fiese Nazis an den Pranger und werden bald zu anonymen Helden in den Medien. Um als Krönung auch noch beim mysteriösen Hackerkönig MRX Eindruck zu schinden, wagen sie sich aber an einen zu dicken Fisch heran und geraten ins Visier einer brutalen Hackermafia und internationaler Ermittler. Großes Lob für den Look: Mit stilvoll fotografierten, gekonnt montierten Szenen spielt Regisseur Baran bo Odar („Das letzte Schweigen“) optisch auf Weltklasse-Niveau, einen weiteren Pluspunkt gibt‘s für die fantasievolle Umsetzung der an sich spröden Kommunikati42 big-picture-magazin.de on zwischen den Hackern, die der deutsche Nachwuchsregisseur als Treffen von maskierten Unbekannten in einem U-Bahn-Waggon inszeniert. Schade aber, dass die anfangs chaotisch zusammengewürfelte Geschichte viel zu lange braucht, um richtig ins Rollen zu kommen. Schade, dass selbst hochkarätige besetzte Nebenfiguren wie Hannah Herzsprung als Benjamins heimlicher Schwarm Marie oder Trine Dyrholm („Love Is All You Need“) als überforderte Europol-Kommissarin blass, unglaubwürdig oder schablonenhaft bleiben. Schade, dass mancher viel zu offensichtliche Logikfehler an der Glaubwürdigkeit und am Spaßfaktor nagt – und schade um ein Finale, das vor lauter (selbst auferlegtem) Zwang zu immer unglaublicheren Twists bis weit über den Spannungsbogen hinaus ausgewalzt wird.  [ga] Fazit: Stylisher und temporeicher Cyber-Thriller, der sich zwischen seinen ü