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Who am I
Ein verkanntes Computergenie und seine Hackerfreunde legen sich mit den Falschen an: Atemberaubend aussehender Cyber-Thriller made in Germany, dessen US-Remake bereits in Planung ist
S
eine Umwelt oder gar die Mädels nehmen gar
nicht wirklich Notiz von ihm: Im richtigen Leben
ist der junge Benjamin (Tom Schilling) ein unauffälliger Pizzafahrer-Niemand. Am Rechner aber wird er
zum Daten-Derwisch, gegen dessen Hacker-Talente kein
Netz und keine Firewall gefeit sind. Bei Sozialarbeiten, zu
denen er nach einem aufgeflogenen Hack verdonnert
wurde, lernt er den charismatischen Max (Elyas M‘Barek)
kennen, der ihn seiner eigenen kleinen Gang vorstellt.
Passt! Zusammen starten sie immer verwegenere Spaß- und Anarcho-Aktionen der sehr action- und unterhaltungsfreundlichen Art
und dringen per „Social Engineering“ vor Ort und mit viel persönlichem Einsatz in fremde Systeme ein. Unter dem Pseudonym CLAY
stellen sie feiste Banker und fiese Nazis an den Pranger und werden
bald zu anonymen Helden in den Medien. Um als Krönung auch
noch beim mysteriösen Hackerkönig MRX Eindruck zu schinden,
wagen sie sich aber an einen zu dicken Fisch heran und geraten ins
Visier einer brutalen Hackermafia und internationaler Ermittler.
Großes Lob für den Look: Mit stilvoll fotografierten, gekonnt montierten Szenen spielt Regisseur Baran bo Odar („Das letzte Schweigen“) optisch auf Weltklasse-Niveau, einen weiteren Pluspunkt gibt‘s
für die fantasievolle Umsetzung der an sich spröden Kommunikati42
big-picture-magazin.de
on zwischen den Hackern, die der deutsche Nachwuchsregisseur als Treffen von maskierten Unbekannten in
einem U-Bahn-Waggon inszeniert. Schade aber, dass die
anfangs chaotisch zusammengewürfelte Geschichte viel
zu lange braucht, um richtig ins Rollen zu kommen.
Schade, dass selbst hochkarätige besetzte Nebenfiguren
wie Hannah Herzsprung als Benjamins heimlicher
Schwarm Marie oder Trine Dyrholm („Love Is All You
Need“) als überforderte Europol-Kommissarin blass, unglaubwürdig oder schablonenhaft bleiben. Schade, dass mancher
viel zu offensichtliche Logikfehler an der Glaubwürdigkeit und am
Spaßfaktor nagt – und schade um ein Finale, das vor lauter (selbst
auferlegtem) Zwang zu immer unglaublicheren Twists bis weit über
den Spannungsbogen hinaus ausgewalzt wird.
[ga]
Fazit: Stylisher und temporeicher Cyber-Thriller, der sich zwischen seinen ü