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/Thriller
Ruhet in Frieden
Jemand mordet in Unterweltlerkreisen – wen juckt‘s? Doch wenn es dieser
Jemand gleich reihenweise auf hübsche junge Frauen abgesehen hat, ist das
Interesse des taffen Privatschnüfflers Liam Neeson geweckt
W
ieso sollte er einem Dealer helfen? Matt Scudder hat
schließlich mal für die rechtschaffene Seite gearbeitet,
war lange Jahre ein Cop. Ein bisschen korrupt vielleicht,
aber trotzdem einer von den Guten und Fleißigen. Bis er eines Tages mit leicht fuselvernebeltem Kopf Zeuge eines Überfalls wird
und bei der Verfolgung der Täter ein bisschen zu wild um sich
ballert. Ist aber schon ewig her. Längst hat er dem Alk abgeschworen, trottet eifrig zu seinen AA-Treffen und verdient seine Dollars
als nicht lizenzierter Privatdetektiv. Und soll halt jetzt diesem Drogentypen Kenny helfen, dessen Freundin man erst entführt und
dann trotz Lösegeldzahlung umgebracht hat. Matt beschließt, dass
das Kennys Problem bleiben soll – bis er die blutigen Details erfährt. Wer Frauen in Stücke schneidet und in kleine Beutel verpackt, sollte vielleicht wirklich nicht frei herumlaufen. Bei seinen
Recherchen kommt Matt dahinter, dass der Täter es offensichtlich
auf Damen aus dem Drogenumfeld abgesehen hat und Kennys
Liebste nur ein Opfer unter vielen ist.
Mal langsam: Der Held stellt sich in die Dienste von Drogendealern? Die sich auch schon mal als treusorgende, von einem
schweren Schicksalsschlag gezeichnete Familienväter erweisen? Es
darf sich am Kopf gekratzt werden: Die urbane Serienkillerjagd
erlaubt sich deutlich mehr Freiheiten als der durchschnittliche
Hollywood-Genre-Beitrag, rekrutiert emsig Ganovengestalten für
die „gute“ Seite und durchkreuzt die Erwartungshaltung des Zuschauers des öfteren mit einem unerwarteten Szenenausgang. Autor und Regisseur Scott Frank, Spezialist für Blockbuster-Drehbücher von „Die Dolmetscherin“ bis „Minority Report“, hätte das
gern noch weiter auf die Spitze treiben dürfen – aber das ist jetzt
Jammern auf höchstem Niveau. Liam Neeson fühlt sich offensichtlich pudelwohl in der Haut seines vom Leben gegerbten Knautschhelden, die flott erzählte Story bietet genug Spannung, Härte und
Action für die ganz große Tüte Popcorn. An Frischleichen und
Grimmetaten für eine hoffentlich angedachte Fortsetzung mangelt
es übrigens auch nicht: Der fleißige US-Autor Lawrence Block hat
dem Selfmade-Detektiv Matthew Scudder bereits sechzehn weitere Bücher auf den Leib geschrieben.
[ga]
Fazit: Von der Vergangenheit gequält, glaubwürdig gegerbt, das
Herz am rechten Fleck: Seine beste Actionrolle seit langem zeigt
den harten Hund Neeson in Höchstform!
OT: A Walk Among The Tombstones, USA 2014 R: Scott Frank D: Liam Neeson, Dan
Stevens, Boyd Holbrook FSK: 16 Jahre L: 111 Minuten Anbieter: Universum Ab 27. März
2015 auf DVD und Blu-ray
Wertung
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Zu Gast bei Mr. Russendealer. Wo
bitte sind die grimmigen Gestalten?
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