BIG PICTURE digital 03/2016 | Page 12

Home cinema /Drama Suffragette Frauen werden doch hervorragend durch ihre Väter, Brüder und Ehemänner vertreten, wozu brauchen die ein Wahlrecht? Die britischen Suffragetten stoßen mit ihren Forderungen 1912 auf totale Ignoranz. D ie junge Maude Watts (Carey Mulligan aus „An Education“) hat ihr ganzes Leben unter dem strengen Diktat von Männern und in Armut verbracht, sie kennt nichts anderes: Geboren in einer Londoner Großwäscherei, Teilzeit-Wäscherin mit sieben, Vollzeit dann ab zwölf. Der Knochenjob laugt aus, den Rest erledigt der übergriffige Vorgesetzte und die Sorge um ihren kleinen Jungen George, den sie gemeinsam mit Ehemann Sonny (Ben Whishaw) in prekären Verhältnissen aufzieht. Maude ist gefangen in ihrer Rolle der Ausgebeuteten und hat mit den Forderungen der aufrührerischen Suffragetten nichts am Hut. Bis sie eines Tages zufällig ihre Kollegin Violet im Namen der Bewegung beim Steinewerfen beobachtet. Gleichzeitig abgeschreckt und fasziniert beginnt sie sich mit dem Kampf der Frauen für mehr Gleichberechtigung zu beschäftigen und nimmt sogar an einer politischen Anhörung vor dem Parlament teil. Doch die herrschenden Männer haben wenig Interesse dran, ihre Macht freiwillig zu teilen. Da friedliche Proteste in der Vergangenheit nichts brachten, ruft die Feministin Emmeline Pankhurst (Miniauftritt für Meryl Streep), Kopf der Frauenvereinigung WSPU (Women‘s Social and Political Union) zu gewalttätigen Aktionen auf. Verletzt werden soll aber niemand, weshalb sich die Suffragetten auf das Sprengen von Briefkästen, Einwerfen von Schaufensterscheiben und Zerstören von leeren Gebäuden beschränken. Die andere Seite ist da weniger zimperlich: Polizisten verprügeln die Frauenrechtlerinnen auf Kundgebungen, überwa-