Bezaubernde Zeiten - Reisemagazin von Enchanting Travels 2017 | Page 49

wohnte ich der Probe eines traditionellen Tanzes bei, der von den klassischen Klängen der Gamelan-Klangschalen begleitet wurde. Das sind die Momente, in denen all der Zauber, der ein mir bisher unbekanntes Land umgibt, und all die Magie, die einer Reise innewohnt, plötzlich greifbar werden. Indonesien steht auf der Liste der weltweit bevölkerungsreichsten Nationen auf Rang vier. Es beherbergt mehr als 300 verschiedene Völker, die alle ihre eigenen Traditionen und auch Sprachen entwickelt haben. Die offizielle Amtssprache nennt sich „Bahasa Indonesia“ und dient neben den unzähligen lokalen Dialekten der ortsübergreifenden Verständigung. Wer sich in der Landessprache bedanken möchte, zaubert mit einem „Terima Kasih“ mit Sicherheit ein noch größeres Lächeln auf die Lippen der ohnehin unglaublich freundlichen Bewohner. Wer schon einmal Malaysia bereist hat, wird soeben die Ähnlichkeit mit dem Malaysischen bemerkt haben. Das liegt daran, dass sich beide Sprachen aus dem Malaiischen entwickelten – einer Sprache mit austronesischem Ursprung, die sich in einigen Teilen Südostasiens durchgesetzt hat. Es handelt sich aber nicht um eine komplizierte Tonsprache, wie etwa Chinesisch, sondern um eine relativ leicht erlernbare Sprache, ohne Konjunktionen und Unterscheidung der Geschlechter. Pluralformen werden durch einfache Doppelung eines Wortes ausgedrückt. Auch in Brunei, Singapur oder einigen Provinzen Südthailands werden Malaysisch bzw. Indonesisch gesprochen. Die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache war für die Einheit Indonesiens enorm wichtig, denn nur so lässt sich das Land als Nation zusammenhalten. „Satu Nusa, satu bangsa, satu bahasa; ein Land, eine Nation, eine Sprache“ – ein Vers, den jedes indonesische Schulkind aufsagen kann. Die Vielfalt der Kulturen spiegelt sich nicht zuletzt auch in der indonesischen Küche wider. Über Jahrhunderte hinweg dienten die Inseln als wichtige Handelspunkte auf den Wegen der Gewürzkaufleute. Daher ist es keine große Überraschung, dass sich hier ein ganz besonderer Mix an Speisen mit den unterschiedlichsten Zutaten und Aromen entwickelt hat, wobei „Nasi“ (der Reis) als Grundnahrungsmittel dient. Der Indonesier isst klassisch mit Löffel und Gabel – oder aber mit den Fingern der rechten, als rein geltenden Hand. Während die Küche auf Sumatra allgemein für ihre Schärfe geliebt wird, verfeinert der süße Palmzucker die Gerichte Zentraljavas. Auf Bali findet sich neben den traditionellen Warungs (den Straßenimbissen) ein aromatisches Potpourri aus allen Teilen dieser Welt. Wer sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise begibt, taucht noch tiefer ein in die Geheimnisse Indonesiens. Auch landschaftlich verfügt Indonesien über eine schier unbegrenzte Farbpalette, was nicht zuletzt den mineralhaltigen Böden zu verdanken ist. Saftig grüne Reisterrassen zieren die steilen Bergrücken; aus Vulkankratern steigt schwefeliger Rauch auf, ganz besonders mysteriös ist hierbei der „blaue Nebel“ des Vulkans Ijen. Es gibt weiße und schwarze Strände, türkisfarbene Seen, reißende Flüsse, beeindruckende Wasserfälle und heilige Quellen. Zu den Höhepunkten einer Indonesienreise gehört auch der Besuch des Mt. Bromo auf Java, der stolze 2.329 Meter gen Himmel ragt. Der Vulkan wurde nach dem hinduistischen Gott Brahma benannt und ist Teil des Bromo Tengger Semeru Nationalparks, der noch weitere Vulkane umfasst, die sich im Sandmeer der Caldera verteilen. Besonders eindrucksvoll lässt sich die besondere Stimmung, die diesen Ort umgibt, bei Sonnenaufgang einfangen. In den Nationalparks und Regenwäldern finden sich um die 30.000 zum Teil endemische Pflanzenarten sowie unzählige Säugetiere, darunter auch viele Primatenarten, wie zum Beispiel der vom Aussterben bedrohte Orang Utan. Die farbenfrohe Vogelvielfalt ist zudem für jeden Ornithologen ein wahrhaftiges Paradies. Aber auch Surfer kommen hier auf ihre Kosten, genauso wie Schnorchel- und Tauchbegeisterte, die es vor allem in den Norden Balis sowie auf die Gili-Inseln vor Lombok zieht. Gleichheit durch Vielfalt ist wohl die trefflichste Beschreibung dieses eindrucksvollen Vielvölkerstaates, die zugleich seine größte Stärke hervorhebt. Man benötigt Verständnis für fremde Kulturen und Religionen, um die Lebensform der Indonesier zu verstehen und ihre Lebensfreude zu fühlen, ja vielleicht auch selbst adaptieren und reflektieren zu können. Indonesien berührt, wirft Fragen auf, auf die es nicht immer Antworten gibt und die dennoch ein gewisses Glücksgefühl hinterlassen. Selamat Datang di Indonesia – Herzlich Willkommen in Indonesien! Wir danken Familie Curschmann, dass sie uns die Bilder für diesen Artikel zur Verfügung gestellt hat. 49