wohnte ich der Probe eines traditionellen Tanzes bei, der von den
klassischen Klängen der Gamelan-Klangschalen begleitet wurde.
Das sind die Momente, in denen all der Zauber, der ein mir bisher
unbekanntes Land umgibt, und all die Magie, die einer Reise
innewohnt, plötzlich greifbar werden.
Indonesien steht auf der Liste der weltweit bevölkerungsreichsten
Nationen auf Rang vier. Es beherbergt mehr als 300 verschiedene
Völker, die alle ihre eigenen Traditionen und auch Sprachen
entwickelt haben. Die offizielle Amtssprache nennt sich „Bahasa
Indonesia“ und dient neben den unzähligen lokalen Dialekten der
ortsübergreifenden Verständigung. Wer sich in der Landessprache
bedanken möchte, zaubert mit einem „Terima Kasih“ mit Sicherheit
ein noch größeres Lächeln auf die Lippen der ohnehin unglaublich
freundlichen Bewohner.
Wer schon einmal Malaysia bereist hat, wird soeben die Ähnlichkeit
mit dem Malaysischen bemerkt haben. Das liegt daran, dass
sich beide Sprachen aus dem Malaiischen entwickelten – einer
Sprache mit austronesischem Ursprung, die sich in einigen Teilen
Südostasiens durchgesetzt hat. Es handelt sich aber nicht um
eine komplizierte Tonsprache, wie etwa Chinesisch, sondern um
eine relativ leicht erlernbare Sprache, ohne Konjunktionen und
Unterscheidung der Geschlechter. Pluralformen werden durch
einfache Doppelung eines Wortes ausgedrückt. Auch in Brunei,
Singapur oder einigen Provinzen Südthailands werden Malaysisch
bzw. Indonesisch gesprochen. Die Entwicklung einer gemeinsamen
Sprache war für die Einheit Indonesiens enorm wichtig, denn nur
so lässt sich das Land als Nation zusammenhalten. „Satu Nusa,
satu bangsa, satu bahasa; ein Land, eine Nation, eine Sprache“ –
ein Vers, den jedes indonesische Schulkind aufsagen kann.
Die Vielfalt der Kulturen spiegelt sich nicht zuletzt auch in
der indonesischen Küche wider. Über Jahrhunderte hinweg
dienten die Inseln als wichtige Handelspunkte auf den Wegen
der Gewürzkaufleute. Daher ist es keine große Überraschung,
dass sich hier ein ganz besonderer Mix an Speisen mit den
unterschiedlichsten Zutaten und Aromen entwickelt hat, wobei
„Nasi“ (der Reis) als Grundnahrungsmittel dient. Der Indonesier
isst klassisch mit Löffel und Gabel – oder aber mit den Fingern
der rechten, als rein geltenden Hand. Während die Küche auf
Sumatra allgemein für ihre Schärfe geliebt wird, verfeinert der
süße Palmzucker die Gerichte Zentraljavas. Auf Bali findet sich
neben den traditionellen Warungs (den Straßenimbissen) ein
aromatisches Potpourri aus allen Teilen dieser Welt. Wer sich auf
eine kulinarische Entdeckungsreise begibt, taucht noch tiefer ein
in die Geheimnisse Indonesiens.
Auch landschaftlich verfügt Indonesien über eine schier
unbegrenzte Farbpalette, was nicht zuletzt den mineralhaltigen
Böden zu verdanken ist. Saftig grüne Reisterrassen zieren die
steilen Bergrücken; aus Vulkankratern steigt schwefeliger Rauch
auf, ganz besonders mysteriös ist hierbei der „blaue Nebel“ des
Vulkans Ijen. Es gibt weiße und schwarze Strände, türkisfarbene
Seen, reißende Flüsse, beeindruckende Wasserfälle und heilige
Quellen. Zu den Höhepunkten einer Indonesienreise gehört
auch der Besuch des Mt. Bromo auf Java, der stolze 2.329 Meter
gen Himmel ragt. Der Vulkan wurde nach dem hinduistischen
Gott Brahma benannt und ist Teil des Bromo Tengger Semeru
Nationalparks, der noch weitere Vulkane umfasst, die sich
im Sandmeer der Caldera verteilen. Besonders eindrucksvoll
lässt sich die besondere Stimmung, die diesen Ort umgibt,
bei Sonnenaufgang einfangen. In den Nationalparks und
Regenwäldern finden sich um die 30.000 zum Teil endemische
Pflanzenarten sowie unzählige Säugetiere, darunter auch viele
Primatenarten, wie zum Beispiel der vom Aussterben bedrohte
Orang Utan. Die farbenfrohe Vogelvielfalt ist zudem für jeden
Ornithologen ein wahrhaftiges Paradies. Aber auch Surfer
kommen hier auf ihre Kosten, genauso wie Schnorchel- und
Tauchbegeisterte, die es vor allem in den Norden Balis sowie auf
die Gili-Inseln vor Lombok zieht.
Gleichheit durch Vielfalt ist wohl die trefflichste Beschreibung
dieses eindrucksvollen Vielvölkerstaates, die zugleich seine
größte Stärke hervorhebt. Man benötigt Verständnis für fremde
Kulturen und Religionen, um die Lebensform der Indonesier zu
verstehen und ihre Lebensfreude zu fühlen, ja vielleicht auch
selbst adaptieren und reflektieren zu können. Indonesien berührt,
wirft Fragen auf, auf die es nicht immer Antworten gibt und die
dennoch ein gewisses Glücksgefühl hinterlassen.
Selamat Datang di Indonesia – Herzlich Willkommen in Indonesien!
Wir danken Familie Curschmann, dass sie uns
die Bilder für diesen Artikel zur Verfügung
gestellt hat.
49