42 WAS MACHT EIGENTLICH ?
Breitensport und Lehrwesen im BTV - ein Rückblick von Gerhard ¨Theo " Brinke
In den Rahmen seines Jubiläums gehört zweifelsfrei auch ein wichtiges Kapitel des BTV-Breitensports sowie des Lehrwesens und seiner Entwicklung , das in den Jahren ab 1977 vordringlich geprägt war von einem hauptamtlichen Mitarbeiter : Gerhard Brinke , genannt Theo .
Der vom DTB ausgebildete Turn- und Sportlehrer – das gab es damals noch – wurde dem Referat Breitensport zugeordnet mit den Aufgaben , den ehrenamtlichen Referenten ( Helmut Schorn ) zu unterstützen und die Übungsleiteraus- und Fortbildungen des Referats zu koordinieren . Die Ausbildung „ Turnen Allgemein “ bot inhaltlich die Grundlage für die turnerische Arbeit in den Vereinen und wurde in den Bezirken durchgeführt , dazu gab es eine zentrale Ausbildung Kinderturnen . Voraussetzung zur Teilnahme war die Vorturnerausbildung , die in den Turngauen angeboten wurde . Um dies alles zu organisieren und stattfinden zu lassen , waren Tagungen mit den Landesfachwarten , den Bezirkslehrwarten und den Gaufachwarten erforderlich , auch um die Einhaltung der Ausbildungsrichtlinien und Prüfungskriterien zu gewährleisten .
Wir trafen Theo beim Treffen des BTV-Freundeskreises und sprachen über diese Zeit . Er erinnert sich :
„ Nach dem Kennenlernen der verzweigten Strukturen des Verbandes lernte ich die Fachgebiete des Breitensports und die Bezirkslehrwarte kennen , indem ich bei allen ÜL-Ausbildungen dabei und damit umfassend informiert war . Die Fachgebiete Gerätturnen , Kinderturnen und Jugendturnen hatten sich nach der neuen Satzung von 1975 am besten auf die neuen Strukturen und Aufgaben umgestellt und leisteten gute Arbeit hinsichtlich der Weitergabe durch Schulungen und Fortbildungen an die Vereine . Für die Gymnastik wurde in zähem Ringen mit BLSV und Kultusministerium eine neue Fachübungsleiter-Konzeption erstellt und genehmigt . Nachdem sich die Orientierungsläufer , aufgeteilt in Leistung und Breite , dem BTV anschlossen , wurde dieser zum großen modernen Breitensportanbieter . Die folgenden Jahre waren geprägt von intensiver Schulung bei Lehrgängen mit fachspezifischen Inhalten , meist organisiert vom Referat , und ich war auch meist selbst dabei .“
Die landesweite Arbeit im Lehrwesen des Breitensports war umfangreich und musste ohne die heute üblichen technischen Hilfsmittel bewältigt werden . Es wurde zu jedem Lehrgang einzeln schriftlich eingeladen , mit Programm x-Mal kopiert , eingetütet und versandt . Und es wurde immer mehr , das Angebot an ÜL-Fortbildungen zur Lizenzverlängerung reichte nicht mehr aus . Großveranstaltungen mit vielen Teilnehmern * innen , simultan als Aktionstage in den Turngauen oder zentral beim Gymnastival , fingen den Bedarf auf . Zudem fegte in den 80er Jahren eine Fitnesswelle über das Land : Aerobic hieß das Zauberwort . Der BTV reagierte und installierte es als ein neues Fachgebiet . Mit diesem Boom änderte sich dann die Einstellung der Menschen : Fitness und Gesundheit wurden plötzlich zum Thema und 1999 etablierte sich ein neues Fachgebiet unter diesem Namen ( siehe auch BayernTurner 2021 / 5 ), das in den folgenden 22 Jahren bis heute einen wichtigen Platz im Lehrwesen des BTV einnimmt .
Aber es gab auch noch andere Aufgaben für den einzigen Verbandsturnlehrer Brinke :
„ Da war die Unterstützung der Fachgebiete bei Wettbewerben und Meisterschaften , z . B . die Bewältigung der Mammutdisziplinen bei den Turnerischen Mehrkämpfen . Oder die Mitarbeit an vorderer Front bei Landesturnfesten , Gymnaestraden , Kongressen , Großraumvorführungen bei Deutschen Turnfesten , etc . Ich war eigentlich ständig landesweit unterwegs in Turnhallen oder bei Vorbesprechungen . Und es hat Spaß gemacht , eine Menge Leute kennen zu lernen , an die ich mich heute noch gern erinnere . Weniger erfreulich war der Wechsel der Breitensportreferenten durch Rücktritte oder Neuwahlen , der häufig eine kontinuierliche Arbeit erschwerte . Und ein zweiter Sportlehrer wäre auch sinnvoll gewesen .“
Gerhard „ Theo “ Brinke blieb 32 Jahre lang in Diensten des BTV mit den genannten vielschichtigen Aufgaben . In dieser Zeit war er im Land bestens bekannt , fachkompetent und mit immer witzigen Sprüchen drauf . Schließlich ging er 2008 in den wohlverdienten Vorruhestand . Aber der Sport ließ ihn nicht ruhen und er etablierte in seinem Heimatverein TV Lauf , wo er in seiner Freizeit viele Jahre lang alle Arten von Gymnastikstunden leitete , bis zu diesem Jahr die Kindersportschule KiSS , unterrichtete 2-14-jährige Kinder im Turnen , Schwimmen , in der Leichtathletik und Spielen – ein Sportlehrer eben , auch mit 76 Jahren noch …
Steffi Holzmaier