BayernTurner 05 I 2021 | Page 45

ANPACKEN 45 eines Ehrenamtsmanagements ist z . B . mit Ehrenamtsbeauftragten weit bekannt , wobei es in der eigenen Organisation der Befragten teils stiefmütterlich oder gar nicht angewandt wird .
Als Gründe , warum Ehrenämter ausgeführt werden , wurde insbesondere die Möglichkeit genannt , durch das Ehrenamt die eigenen Ideen in den Sport einbringen und ihn so mitgestalten zu können . Außerdem werden die Möglichkeiten , neue soziale Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen , sowie Qualifikationen auf diesen Weg zu erwerben , positiv bewertet . Alle Interviewpartner bestätigten die große Bedeutung der Wertschätzung und Anerkennung für die Gewinnung für und Bindung im Ehrenamt . Hier wurden unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten erschlossen , von öffentlichen Ehrungen über gemeinsame Veranstaltungen geselliger Art bis hin zum „ einfachen “ Dankeschön oder Lob . Aber auch Fort- und Weiterbildungen und Belohnungen für gute Arbeit oder eine Ehrenamtsvergütung wurden positiv bewertet . Besonders wichtig für die Aufnahme eines Ehrenamts und die Bindung im Ehrenamt ist der persönliche Kontakt zum Ehrenamtlichen .
Zusammenfassend konnte das positive Wirken der Faktoren Qualifizierungs- und Gestaltungsmöglichkeit sowie Anerkennung und Wertschätzung durch die Studie bestätigt werden . Zur Verbesserung der Rekrutierung und Bindung im Ehrenamt gilt es diese in den Fokus zu nehmen .
Mit verschiedenen Aktionen möchte der BTV hier Impulse setzten : So ist für den August eine Dankeschön-Kampagne in den Social-Media-Kanälen geplant . Sportler und Sportlerinnen sagen ihren Übungsleitern „ Dankeschön “. Nominiert werden die Trainer und Trainerinnen für ihr besonderes Engagement , tolle Projekte oder einfach für die Zeit , die sie sich für ihre Sportler innerhalb und außerhalb der Turnhalle nehmen . Auch der BTV möchte Engagierten „ Danke “ sagen und verlost unter allen Nominierten dieser Aktion Büchergutscheine .
Unter # anpacken werden zudem regelmäßig Ehrenamtliche und ihr Ehrenamt vorgestellt . Unser Ziel ist es , ihr Wirken über den eignen Verein hinaus sichtbar zu machen und ihnen unsere Anerkennung für ihr Engagement auszusprechen . Natürlich freuen wir uns auch , wenn Interesse und Motivation zum Engagement bei den Zuschauern generiert wird .
Aber auch im Verein ist eine Danke-Kultur wichtig . Sei es im Rahmen größeren Veranstaltungen , z . B . durch die Verleihung von Ehrungen , durch das Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk der Gruppe an den Trainer / die Trainerin oder durch das von Herzen kommende „ Danke für deinen Einsatz !“. Das Lob des Vorstandes , z . B . für eine großartige Organisation , ist genauso wichtig wie das Lob eines Mitglieds für ein sehr gutes Training . Schon kleine Rituale können hier große Wirkung zeigen , z . B . ein bedankendes Klatschen der Teilnehmenden für den Trainer / die Trainerin am Ende einer Trainingseinheit . Hier gilt es als Verein , Impulse zu setzen und eine Danke-Kultur im eigenen Verein zu etablieren . Ausmaß und Form von Veranstaltung sind abhängig von Art und Größe des Vereins : Bei einem kleinen Ein-Sparten Verein bietet sich ein geselliger Abend mit dem ganzen Verein an . Für einen großen Mehrsparten-Verein können Veranstaltungen je Abteilung sinnvoll sein . Dies stärkt ebenfalls den sozialen Zusammenhalt im Verein bzw . in den Abteilungen . Geeignete Veranstaltungen wären beispielsweise ein gemeinsames Grillen oder ein Hüttenabend . Ein inflationärer Gebrauch von Ehrungen ist jedoch zu vermeiden . Hier stellt sich schnell eine Gewöhnung ein , der den positiven Effekt schwächt .
Die größten Hemmnisse für die Übernahme eines Ehrenamts bzw . bei der langfristigen Bindung an ein Ehrenamt stellen laut Studie die zeitliche Belastung und die zu übernehmende Verantwortung dar . Kam der Ehrenamtliche als Trainer aus Liebe zur Sportart in den Verein , steht er als Vereinsvorsitzender nur noch selten in der Halle . Diese Distanz zum eigentlichen Sport wird sehr negativ empfunden . Die fehlende Vereinbarkeit von Beruf , Ehrenamt und Familie stellt ebenfalls ein Hemmnis des Engagements dar . Um dem entgegenzuwirken , empfiehlt die Studie , kleine „ Fachteams “ zu bilden , um die Aufgaben eines Amts gemeinsam statt im Alleingang zu übernehmen . Dadurch wird der Zeitaufwand pro Ehrenamtlichen reduziert , die Verantwortung geteilt und es bleibt mehr Zeit für den Einzelnen für den aktiven Sport und / oder Beruf und Familie . Zusätzlich bietet die Bildung von Fachteams unerfahrenen Ehrenamtlichen die Möglichkeit , sich mit der Tätigkeit vertraut zu machen , ohne gleich überfordert zu sein . Beispielsweise könnte das Amt des Schatzmeisters auf ein Team aufgeteilt werden , unter der Führung eines erfahrenen Ehrenamtlichen .
Gesetzliche Vorgaben und etwaige Haftungsrisiken ( insb . § 26 und § 31a BGB ) wirken ebenfalls demotivierend auf das ehrenamtliche Engagement . Hier nannten die Befragten Lobbyarbeit und das Bilden politischer Interessengemeinschaften als mögliche Handlungspunkte , um hinderliche politische Rahmenbedingungen für das Ehrenamt optimieren zu können . An dieser Stelle setzt der BTV im Zusammenwirken mit kooperierenden bayerischen Sportfachverbänden an . Insbesondere das neu gegründete Team Sport-Bayern sieht hier Handlungsbedarf und braucht die Unterstützung der Politik . Auch teils sehr langwierige , kostspielige und notwendige Ausbildungen für die Ausübung eines Amts werden als für ein Engagement hinderlich gesehen . Hier können die Vereine die Ehrenamtlichen unterstützen , indem sie sich z . B . an der Finanzierung der Fortbildungen beteiligen . Dadurch sollen Ehrenamtliche langfristig motiviert werden , da viele Ehrenamtliche solche Qualifizierungen anstreben , beispielsweise einen höheren Trainerschein oder eine Kampfrichterausbildung . Der Verein profitiert dabei von höher qualifizierten Ehrenamtlichen .
Eine weitere Möglichkeit besteht darin , einen Mehrwert für Ehrenamtliche zu schaffen , der auch außerhalb des Amts förderlich ist . Dies kann verschiedene Formen annehmen , beispielsweise ein Ehrenamtszeugnis . Weniger zielführend sind dagegen Maßnahmen wie das Verteilen von Merchandise ( beispielsweise übrig gebliebene Schlüsselanhänger oder T-Shirts ) nach großen Events .
Annika Fröhlich