BayernTurner 02 | 2022 | Page 33

EHRENSACHE 33 übernahm die ausgeschriebene Trainerstelle beim TSV Mühldorf . „ In Mühldorf wurde eine vereinseigene Halle gebaut und ein Leistungszentrum integriert . Die Halle stand , aber es gab keinen Trainer ! Also hab ich mich dort beworben und angefangen . Ohne Erfahrung , wie man mit Kindern und Jugendlichen trainiert , das habe ich mir alles selber von der Pike auf angelernt – welche Möglichkeiten es gibt und was man machen kann . Es hat sich dann über die Jahre entwickelt “, erinnert sich Werner zurück .
Die erste Hürde des Trainers war es Kinder und Jugendliche zu finden . Das geschah auch relativ schnell , denn früher gehörte Turnen , neben Leichtathletik und Schwimmen , zu den Grundsportarten . Also konnte sich Werner „ kaum retten , die Kinder haben einem die Tür eingerannt “. Auf Grund von Platzschwierigkeiten , konnte Werner nur Jungenturnen anbieten , denn um einen Schwebebalken oder Stufenbarren aufzubauen , war einfach kein Platz mehr .
Neun Mal bei „ Wetten dass “ und acht Mal bei „ Klein gegen Groß “
Zu Beginn seiner Trainerarbeit sagte Werner : „ Ich gebe mir 5 Jahre , denn so lange braucht es , um Erfolge zu sehen “. Die ersten Erfolge kamen rasch und Werner ist beim TSV Mühldorf geblieben , von 1979 bis heute und , solange es die Gesundheit zulässt , noch viele weitere Jahre . Denn : „ Man kann nicht von heute auf morgen einfach aufhören “, so der Wahl-Mühldorfer . Seitdem hat sich das Ganze durch viele kleine Dinge aufgebaut : Werner ist Abteilungsleiter geworden , hat die Schnitzelgrube selber gebaut , hat einen Förderverein gegründet , mit Zeitung und Fernsehen zusammengearbeitet . Für den Bayerischen Turnverband hat Werner Fortbildungen und Kaderlehrgänge veranstaltet . Werner hat sehr vielschichtige und vielseitige Arbeit geleistet , nicht nur für seinen Verein , sondern auch für Bayern : „ Ich konnte das machen , was ich mir und wie ich es mir vorgestellt habe , keiner hat mir reingeredet . Ich habe die regelmäßigen Kaderlehrgänge in Mühldorf mit Übernachtungsmöglichkeit im Zentrum eingeführt und damals fanden dann fast jedes Wochenende Kaderlehrgänge statt . Über mehrere Jahre war ich auch für den gesamten Leistungssport im Bayerischen Turnverband zuständig als Leistungssportreferent . Ich habe Fortbildungen und Trainerausbildungen gemacht , außerdem viel für ’ s Fernsehen . Wir waren neun Mal bei „ Wetten , dass ...?“ und acht Mal bei „ Klein gegen Groß “, unter anderem mit Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen , dafür ist Mühldorf bekannt .“
Größte Trainererfolge
Als Trainer kann sich Werner neben den zahlreichen Fernsehauftritten viele Titelerfolge zuschreiben : erfolgreich bei Deutschen Meisterschaften , Medaillen im Jugendbereich , viele Kinder im Bundeskader . Er hat viele Kinder und Jugendliche , die dann im Erwachsenenbereich erfolgreich waren und sind , in ihrer Entwicklung unterstützt . Ein großer persönlicher Erfolg waren die Deutschen Meisterschaften im Schulbereich 1985 , die letzten Meisterschaften , bei denen nur Vereinsmannschaften turnen duften . Hier gewann der TSV Mühldorf den 1 . Platz , vor dem FC Bayern München , der damals vier Turner aus verschiedenen Vereinen „ eingekauft “ hatte . Auch die Olympiateilnahmen von Bernhard Simmelbauer 1984 und 1988 sowie seine Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften zählt Werner zu seinen Erfolgen .
Die Freundschaften die bleiben , sind viel mehr wert , als eine Goldmedaille
Sogar den Berufsweg mancher Turner konnte Werner beeinflussen , so ist beispielsweise Dr . Bernhard Simmelbauer dem Turnen treu geblieben und ist seit 1996 Mannschaftsarzt im Ärzteteam des Deutschen-Turner-Bundes . Cyrus Salehi , Physiotherapeut bei der Nationalmannschaft der Turner und Markus Scheibel , Schulterspezialist , der beispielsweise auch Marcel Nguyen operiert hat , waren ebenfalls Turner von Werner Klöpper .
„ Der für mich persönlich größte Trainererfolg ist , dass ich mit denjenigen , die vor 20 oder 30 Jahren bei mir geturnt haben , immer noch Kontakt habe . Wir sind befreundet , Patenschaften sind entstanden , man wird zu Hochzeiten und Familienfeiern eingeladen . Ich war für viele eine Art Vaterfigur und die Freundschaft ist geblieben . Und das ist für mich viel mehr wert , als eine Goldmedaille !“, erzählt der 65-jährige Trainer stolz . Die Entwicklung der Kinder und der Spaß dabei sind ihm wichtig . Der Mut , den es für das Turnen braucht und das Geschick , komplexe Elemente zu verstehen und turnen zu können , aber auch die Teamfähigkeit , die der Turnsport benötigt , sind eine jahrelange Entwicklung . Dass es dem Trainer darum und nicht um Goldmedaillen geht , gibt er den Eltern von Anfang an zu verstehen .
Trainernachwuchs kaum zu finden
Bei dieser Reihe an Erfolgen ist es kaum zu glauben , dass Werner Klöpper seit fast 43 Jahren alleine in der Halle steht . Zwischendurch gab es ein paar Hilfen , diese haben aber schnell gemerkt , dass auch die Wochenenden in der Halle verbracht werden müssen . Bei finanziell nicht ansprechender Belohnung sind die Helfer also wieder abgesprungen .
„ Nach dem Abi sind die Jungs weg . Das war dann meine Arbeit , so sehe ich meine Arbeit auch . Und wenn dann mal einer dableibt , ist das schön und sie trainieren dann weiter bei mir , aber wenn sie weg waren , waren sie weg . Oder sie gehen in den Bundeskader , dann sind sie auch