BayernTurner 02 | 2022 | Page 24

24 TURNFEST-TICKER
Unterbringung
Und immer noch braucht man den Goodwill der Turnfeststadt sowie hoch engagierte Betreuungsvereine , um Schulen und Klassenzimmer zu Gemeinschaftsquartieren mit Frühstückstationen umrüsten zu können . Ausgelaufen ist jedoch jenes Modell , dass die einheimische Bevölkerung so genannte " Freiquartiere " zur Verfügung stellte . In den Turnfesten vor der letzten Jahrhundertwende waren diese noch den sogenannten " Wettturnern " vorbehalten , um " die nöthige Ruhe und Schonung für die heißen Tage des Kampfes zu haben ". Jetzt bleibt für diese nur noch das Hotelzimmer .
Finanzierung
Bei der Finanzierung der Turnfeste stützt man sich wie vom ersten Tag an auf die Solidaritätsbeiträge der Teilnehmenden . Immer wieder in unterschiedlicher Höhe kann man sich heute außerdem auf die Förderung der öffentlichen Hand verlassen . Eine sichere finanzielle " Bank " hingegen sind stets die Turnfeststädte , die finanzielle , materielle und personelle Unterstützung garantieren . Dies wird flankiert von Wirtschaftspartnern als Sponsoren , die es in den ersten Turnfestjahrzehnten so nicht gab . Ganz verschwunden ist jedoch der Ansatz , " die gesammte Einwohnerschaft (…) um die Mitwirkung zum würdigen Gelingen des Festes " zu bitten : Die Einwohner wurden gebeten ( und waren dazu bereit ), in einen " Garantiefonds " für das Turnfest einzuzahlen , um Kapital für die Grundkosten bereitzustellen .
von früh ab rollten die Sonderzüge mit fröhlichen Turnerscharen von allen Seiten heran ". Auch das blieb bis heute eine Aufgabe der Turnfestmacher , v . a . bei den Deutschen Turnfesten : Sonderfahrten zu organisieren und Rabatte bei der Bahn auszuhandeln - im Zuge der Nachhaltigkeitsdiskussion inzwischen sogar von gesellschaftlichem Nutzen . Und auf das Turnfestflair wirkte sich dies sogar positiv aus . Denn die Teilnehmer blieben vom ersten bis zum letzten Tag zusammen , da man gemeinsam mit dem Zug oder dem " Kraftomnibus " angereist war .
Kommunikation
Schwieriger und zugleich aber auch leichter gestaltete sich die Kommunikation mit den turnerischen Zielgruppen . Leichter als heute war dies , weil die komplette Information und Werbung über eine einzige Vereinsadresse und dort über den Turnfestwart lief . Schwieriger war es wegen der beschränkten Möglichkeiten ohne alle elektronische Unterstützung . So gab es dafür nur die klassische Ausschreibung in Form einer " Festzeitung ". In " Tausenden von Exemplaren versandt , gab sie über den Fortgang der Vorbereitungen zum Feste genaueste Auskunft ". In den ersten Jahrzehnten waren die Ausgaben sogar " aufs trefflichste mit Aufsätzen und künstlerischen Gaben ausgestattet ". Dann aber musste die offizielle Verbandspresse genügen , in Bayern die " Blätter für die Angelegenheiten des Bayerischen Turnerbundes ".
Erinnerungsgegenstände und Merchandising
Nutzung von Hallen
Eine Festhalle , mitunter in beträchtlichen Ausmaßen und künstlerisch ausgestaltet , gehörte bis zum 1 . Weltkrieg zur Grundvoraussetzung für ein Turnfest . Während auf den eigens angelegten , temporären Turnplätzen die Freiübungen abgehalten wurden , dienten die Hallen als Verpflegungs- und Versammlungsstelle und abends für Konzerte und Tanzvergnügen . Bis etwa in die Zwischenkriegszeit waren Festhallen ein " vorwiegend politischer Ort , an dem sich symbolisch alle Landesteile und Konfessionen trafen ". Im Schweizerischen Turnverband sind auch heute noch Festhallen bzw . -zelte fester Bestandteil der Turnfestlogistik , " fliegende Bauten " bis heute !
Mobilität der teilnehmenden Vereine
Beim Start der Turnfestgeschichte Bayerns 1862 gab es im Königreich Bayern noch keinen Individualverkehr mit PKWs . Denn erst im Jahr des 7 . Landesturnfestes 1886 in Augsburg schlug offiziell die Geburtsstunde des Automobils . Knapp 50 Jahre später , 1907 , zählte man in München , der damals wie heute verkehrsreichsten Stadt Bayerns , 557 PKW . 1927 waren es dort schon 1500 PKW , so dass acht von 1000 Münchnern ein Auto hatten . Im motorisierten Personenverkehr waren aber Krafträder bis 1957 die dominierenden Verkehrsmittel in Bayern . Zum Vergleich : Aktuell kommen auf 1000 Einwohner Bayerns 613 PKWs . Die Folge für die bayerischen Turnfeste : Man reiste mit dem Zug oder dem Bus an : " Die Eisenbahnen hatten namhafte Fahrpreisermäßigungen gewährt , und
Zur Erinnerung an die Bayerischen ( und Deutschen ) Turnfeste taugten in erster Linie die Siegerauszeichnungen : Urkunde und Lorbeerkranz für die Sieger , Lorbeersträußchen ( beide mit bedruckter Schleife ) für alle anderen Teilnehmer . Ergänzt wurden diese Accessoires mitunter durch Anstecknadeln und Medaillen " Zur Erinnerung ". Sammlerwert hatten auch die herausgeputzten Festzeitungen mit Rückblicken und Siegerportraits sowie dem „ Jahrbuch der Turnkunst “ für ganz Deutschland , in dem die Landesturnfeste einzeln gewürdigt und präsentiert wurden . Bis heute lässt sich diese Linie nachvollziehen mit eigenen Bildbänden und Sonderausgaben des BayernTurner zu den Bayerischen Turnfesten .