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A S O ! September 2016
Internationales Workcamp
Der charmante und äußerst kluge Entertainer Andreas Bourani postulierte, wenn
man „den“ Augsburger kennen lernen
wolle, solle man einen hiesigen Baumarkt
besuchen. Nun fehlt im Herrenbach eine
essentielle Informationsquelle.
Das mag an den engagierten, ökologisch
geschulten Anrainern des LAs für Umweltschutz liegen. Ein auf die Reinlichkeit seines Haushaltes bedachter Weggefährte
erwarb fahrlässig nebst Spezialchemie
zwei Stangen Topfreiniger (99 Cent für 25
Stück). Auf diese Ressourcenverschwendung sprach ihn prompt ein in der Auslage fläzender Aktivist an. Er habe in zehn
Jahren nur zwei Schwämme gebraucht.
Womit er sonst geschrubbt habe? „Mit
den Obscht- und Gemüsenetzen vom Supermarkt. Die hol‘ i mir dann immer.“
Zudem haben meine Nachbarn ihren Bedarf an Kreischsägen, Flex‘ und Laubbläsern hörbar gesättigt (Einbrecherbanden,
helft dem Aufbau Osteuropas! Das Arsenal
liegt im Standard-Gartenhäuschen links!
Gold steht eh‘ den Wenigsten – nehmt
den Schlagbohrer! Bitte!!! Und den Rasenmäher gleich mit! Da sind auch Heckenschere, Schleifmaschine, Presslufthammer
- ich flehe Euch an!!!!!).
Die Versuche, weibliche Kundschaft mittels Strickwolle, Werkzeug mit Blümchengriffen und Wandfarbe namens „Dezente
Opulenz“, „Glanz des Sonnenkönigs“ und
„Dächer von Paris“ (5L á 34,99 €) zu kobern, waren pure Akte der Verzweiflung.
Und Verzweiflungstaten wollen wir Augsburger doch nicht so ernst nehmen, oder?
(Fliesenschneider, Häxler, Kärcher, ..., alles
in [zensiert]!!!)
Freyfrau vom Alten Heuweg
In Kooperation mit dem Freiwilligenzentrum, der Stadt Augsburg, dem Amt für Kinder, Jugend und Familie, den Pfadfindern
Kissing, der Wasserwacht Kuhsee, Helferkreis Aufwind sowie der Organisation
„IBG- Workcamps e.V.“ fand vom 27. Juli bis
10. August 2016 zum elften Mal das Internationale Workcamp im Lehmbau statt. 14
Tage lang war Englisch die „Haussprache“
im Lehmbau. Bei dem EU-geförderten
Projekt, das dieses Jahr unter dem Motto
„me and migration“ stand, kamen junge
Menschen aus der ganzen Welt zusammen, um gemeinsam für
2 Wochen freiwillig an
einem gemeinnützigen
Projekt zu arbeiten. Wie
der Name „Workcamp“
schon sagt, dreht sich
alles um „work“, das Arbeitsprojekt, und „camp“
das Zusammenleben in
einer
internationalen
Gruppe. 21 junge Frauen
und Männer zwischen
18 und 29 Jahren aus
Serbien, Deutschland, Frankreich, Italien,
Ungarn, Schottland, Spanien und Tschechien kamen mit ihrem Betreuer-Team in
den Lehmbau, um in der Asylunterkunft
in Hochzoll-Nord in der Hochgratstraße
soziales Engagement zu zeigen und deren
Garten zu verschönern. Die Flüchtlinge
haben mit den Workcamp-Teilnehmern
fast täglich an der Baustelle gearbeitet.
Der Garten wurde komplett entrümpelt,
Unkraut vernichtet, eine Schaukel, ein
Sandkasten, Rosenbeete und eine Terrasse sowie ein Hochbeet gebaut. Zäune
wurden repariert und gestrichen, die Hecke geschnitten und das Treppengeländer
gestrichen. Neben der Arbeit in der Flüchtlingsunterkunft soll das Internationale
Workcamp aber vor allem Begegnung und
Kennenlernen der verschiedenen Kulturen, Religionen und Menschen sein und einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung leisten. Hierzu gab es auch zwei
Begegnungsaktionen mit der Nachbarschaft. Im Rahmen eines Nachbarschaftsfestes am 01.08.16
konnten Interessierte und Anwohner in HochzollSüd sowohl alle
Interessierten sowie die Workcampgruppe bei internationalem Buffet
kennenlernen. Am
06.08.2016
wurde der renovierte
Garten der Unterkunft mit Kaffee,
Tee und Kuchen
eingeweiht. Rund
100 Gäste aus der anliegenden Nachbarschaft, Mitglieder des Helferkreises, dem
Workcamp und Jugendhaus LehmbauTeam sowie die Bewohner (3 Familien aus
Afghanistan) hatten sich um 16:00 Uhr versammelt und bestaunten die entstandenen Gartenareale. Bei der „Goodbye-Party“
bzw. dem Abschiedsfest am 09.08.2016
luden dann wiederum die Workcampteilnehmer und das Jugendhaus Lehmbau zu
sich in das Kinder- und Jugendhaus ein.
Auch die afghanischen Familien waren
da. Gemeinsam wurde gegrillt, Lagerfeuer
gemacht, gesungen und geredet bis tief
in die Nacht. Neben dem Schwerpunkt
„Flucht und Migration“ engagierte sich die
Workcampgruppe außerdem beim Hohen
Friedensfest: ein Teil der Gruppe war aktiv
im Bot. Garten beim Kinderfriedensfest,
der andere Teil war an der Friedenstafel
am Rathausplatz und verteilte internationale Leckereien an die Augsburger.
Neben dem wöchentlichen Arbeitseinsatz
von 30 Stunden gab es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, das sich die
Kooperationspartner für die Teilnehmer
überlegt haben. Die Stadtwerke Augsburg
ermöglichten durch kostenlose Abos,
dass die Ehrenamtlichen des Workcamps
die Öffentlichen Verkehrsmittel benutzen
konnten. Für schlechtes Wetter erhielten
die Gäste Fahrkarten für den Öffentlichen Nahverkehr. Auch ein Empfang bei
Dr. Stefan Kiefer stand auf dem Programm.
Die Pfadfinder Kissing stellten mit ihren
Zelten im Garten des Lehmbaus die Unterkunft, und die Wasserwacht am Kuhsee
war für die Duschen und WCs zuständig.
Herbert Niedermirtl des Helferkreises Aufwind wandte sich nach dem gelungenen
zweiwöchigen Projekt nochmals an alle
Helfer und Organisatoren mit dem Dank,
dass dieses Projekt nicht nur den Stadtteil und seine Bewohner rings um in der
Hochgratstr. vereint, sondern vor allem
auch die Bewohner der Unterkunft positiv
beeinflusst habe. Nur mit unserer Hilfe sei
Integration von Geflüchteten möglich.
Text / Foto: S. Hörr
Lehmbau Ferienöffnungszeiten:
16. August – 12. September
Montag – Freitag 15:00 – 19:00 h