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A S O ! Januar 2016
Der folgende Text ist dem Buch Als wir Räuber und Gendarm spielten entnommen.
Das „Piff-Paff-Boot“
Was hatten wir Kinder nach dem Zweiten
Weltkrieg zum Spielen?
Vieles war in den Flammen aufgegangen,
vieles verloren. Aber das, was wir hatten,
bereitete uns mindestens ebensolche
Freude, wie heute unseren Enkelkindern
ihre elektronischen Daddelkästchen und
ihr sonstiger hochtechnisierter Schnickschnack, auf denen sie ständig und ununterbrochen herumtippen ohne Augen und
Ohren für ihre Umgebung zu haben. Sie
scheinen dann die Welt um sich herum gar
nicht mehr wahrzunehmen.
Unser Spielzeug waren meistens
Dinge aus irgendwelchen Teilen,
Resten, kaputtes oder zusammengestückeltes Zeug. Und wenn etwas heil war, dann freuten wir uns
besonders. Über Pferd und Wagen
aus Holz, die wir hin- und herschoben, über einen Holzkreisel, den
wir mit einer Peitsche zum Tanzen
brachten. Metallene Brummkreisel
gab es erst Jahre später. Wer einen
Kaufmannsladen besaß, war reich.
Die Strafe?
nicht mehr. Dann bleiben sie so klein, wie
sie gerade sind! ...“ Und so weiter. Sie hörte gar nicht mehr auf. Irgendwann wurde
mir das zu viel. Ich stand auf und verließ
die Wohnung mit heftigem Zuknallen der
Eingangstür. Na, das war etwas!
Die Nonna rief hinter mir her, ich solle sofort zurückkommen, aber ich sauste wie
ein geölter Blitz aus dem Haus. Sie aber,
groß und dick, war mit ihrer gesamten
Körperfülle wie ein Panther an ein Fenster
ihrer Behausung im Hochparterre gesprungen und rief nach mir: „Romano! Romano!
Sofort kommst du zurück! Romano, komm
sofort her!“
den ich nicht sehen konnte. Kam jetzt das
Donnerwetter zusammen mit Feuer und
noch etwas ganz Schlimmem?
Ach, hätte ich doch bei der Nonna nicht
mit der Tür geknallt! Ach, hätte die Nonna
mich doch nicht an Vater verraten!
Aber es war nun einmal geschehen, und
nun saß ich hier nackt und wehrlos in der
grauen Zinkbadewanne.
Das mit dem Feuer und dem geheimnisvollen Gegenstand schien Vater gelungen
zu sein. Er kam au