ASO! Augsburg Süd-Ost April 2015 | Seite 7
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A S O ! April 2015
Wildtier des Jahres 2015 - Der Feldhase (Lepus europaeus)
Zum zweiten Mal wurde der Feldhase von
der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild,
Stiftung zur Erhaltung der freilebenden
Tierwelt, zum Wildtier des Jahres gewählt.
Der Feldhase ist eine der prominentesten
Wildarten - sicher nicht zuletzt, da er als
Kultfigur das Osterfest wesentlich beeinflusst. Nicht immer galt er im positiven
Sinne als Zeichen für Fruchtbarkeit, denn
im Mittelalter wurde sein Verzehr teilweise
verboten, da sein Fleisch zur Unzucht verleiten sollte. Im frühen Christentum hingegen stand er wegen seiner angeblichen
Wehrlosigkeit als Sinnbild für den auf Gott
vertrauenden Menschen und wurde oft in
Darstellungen des Paradieses abgebildet.
Auch in China wird der Hase seit der
Kaiserzeit verehrt, so dass er eines der zwölf
Tierkreiszeichen darstellt und hier für Langlebigkeit steht.
Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch
findet der Hase in zahlreichen Sprichwörtern wie „viele Hunde sind des Hasen Tod“,
„mein Name ist Hase“, „du bist ein Hasenfuß“ im Sinne von „Angsthase“ usw.
Die Populationsentwicklung zeigt insbesondere seit den 1970er Jahren, in weiten
Teilen des europäischen Besiedlungsraumes eine negative Entwicklung. Neben
dem Feldhasen sind aus Eurasien, Afrika
und Nordamerika insgesamt weitere 21
Arten der Gattung „Lepus“ beschrieben,
der Feldhase zeigt dabei das größte Verbreitungsgebiet auf. In der Neuzeit wurde
die Art unter anderem auch in Südamerika,
Australien, Neuseeland, aber auch auf den
britischen Inseln und Südskandinavien angesiedelt und hat sich dort gut etablieren
können.
Mit einer Länge von ca. 60 bis 70 cm wird
der Feldhase 2,5 bis 6,5 kg schwer. Seine
Ohren sind im Verhältnis zum Kaninchen
deutlich länger und haben eine schwarze
Spitze. Zu unterscheiden vom Kaninchen
ist er auch durch seine hellgelbe bis hellbraune Iris, während die Augen des Kaninchens dunkel erscheinen. Mit gelblich
graubraunem Fell ist er gut getarnt in
offener Landschaft mit entsprechendem
Bewuchs, wo er sich in flachen Mulden im
Boden aufhält, den so genannten „Sassen“,
die ihm Schutz und Deckung bieten. Als
standorttreues Gewohnheitstier legt er in
seinem Revier mehrere solcher Sassen an,
die er abhängig von Windrichtung und
Witterung benutzt. Der Feldhase bevorzugt
trockene Standorte, bei Annäherung einer
vermeintlichen Bedrohung kauert er sich
bis zum letzten Moment in die Sasse und
verlässt sich auf seine Tarnung.
Der Feldhase lebt ausschließlich oberirdisch und bringt seine Jungen behaart und
sehend zur Welt. Eine Häsin bekommt in
der Regel dreimal drei Junge pro Jahr, und
die Fortpflanzungszeit beginnt bereits im
Januar, so dass nach 42 Tagen Tragzeit die
Junghasen oft schon Ende Februar gesetzt
werden.
Der Feldhase ist ein reiner Pflanzenfresser
und ernährt sich abwechslungsreich von
Wildkräutern und Gräsern. Insbesondere
fettreiche Kräuter spielen eine entscheidende Rolle, welche auch den Fettgehalt
der Milch der Häsin beeinflussen.
Durch intensivierte Landwirtschaft wurde
die Lebensraumausstattung des Feldhasen
negativ beeinflusst. Allerdings ist das Überleben von Hasen und insbesondere der
Junghasen nicht alleine von landwirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig.
Witterungseinflüsse bestimmen überregional das Überleben von Junghasen gerade
zu den Hauptsetzzeiten. Nasskaltes Wetter
besonders in den Zeiträumen Ende Februar
bis Mitte März und Mitte April bis Mitte Mai
führen zum Verkühlen der ungeschützt auf
dem Boden geborenen Junghasen. Frost
und Schnee bei trockener Kälte hingegen
sind kein Problem.
Entlang der Feldwege, die nur Reste von
Altgras, manchmal Randstreifen aufweisen,
kann kaum noch ein Junghase überleben.
Der Hase und mit ihm viele andere Arten
der Feldflur werden ohne gezielte, großflächige Programme und Aktivitäten künftig
weiter zurückgehen und ein neues Populationstief erreichen.
Quelle: Schutzgemeinschaft Deutsches Wild,
Stiftung zur Erhaltung der freilebenden Tierwelt