Armaturen Welt September 2022 Sample | Page 22

ENERGIE & UMWELT

BEE- und BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm zum Windenergieausbau

„ Markthochlauf eröffnet neue Potenziale “

Den Willen der Politik zum schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien erkennt Wolfram Axthelm Geschäftsführer , Bundesverband Erneuerbare Energie e . V . ( BEE ) und Bundesverband WindEnergie e . V . ( BWE ). Um die Klimaziele zu erreichen , fordert er aber auch , Bioenergie , Geothermie sowie Wasserkraft miteinzubeziehen . Für die Zulieferer im Bereich der erneuerbaren Energien sieht Wolfram Axthelm im Gespräch mit der Armaturen Welt große Potenziale . Die Armaturenbranche könne am bevorstehenden Boom teilhaben .
In den vergangenen Jahren konnten Sie nicht zufrieden sein mit dem Zubau von Windkraftanlagen . Nun kommt mit Blick auf den Krieg in der Ukraine Bewegung in die Energielandschaft Deutschlands . Hadern Sie damit , dass erst jetzt ein Entwicklungsschub zu erwarten ist ? Wolfram Axthelm : Zubaupläne und die sie unterlegenden Klimaziele gab es in den vergangenen Legislaturperioden auch . Es fehlte nur der politische Wille , diese Ziele auch entschlossen umzusetzen . Die Koalition aus SPD , Grünen und FDP hat bereits bei ihrem Amtsantritt im Dezember klargestellt , dass der deutliche Ausbau der erneuerbaren Energien mit höchster Dringlichkeit verfolgt werden wird .
Wolfram Axthelm sieht aktuell den politischen Willen , einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben . Nun liegt der Ball bei den Ländern , Flächen bereitzustellen und Genehmigungsverfahren voranzutreiben . Foto : Pixabay
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat deutlich unterstrichen , wie notwendig es ist , die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu senken . Nach der klar völkerrechtswidrigen Aggression auf einen souveränen Staat wurden die Ziele deshalb nochmals nachgeschärft und inzwischen auch gesetzlich verankert .
Wie weit hätte Deutschland heute – mit Blick auf mehr Unabhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung – sein können , falls es schon im vergangenen Jahrzehnt einen konsequenten Windenergieausbau gegeben hätte ? Wolfram Axthelm : In den Jahren von 2014 bis 2017 einschließlich lag das jährliche Zubauniveau bei durchschnittlich 4,5 Gigawatt neu installierter Windenergieleistung pro Jahr . Wenn man davon ausgeht , dass sich dieser Trend so weiter fortgesetzt hätte , wären heute etwa 18 Gigawatt Windenergie an Land mehr am Netz . Das entspricht rund einem Drittel der aktuell installierten Leistung von rund 56 GW . 18 Gigawatt zusätzlicher Leistung hätten es durch die deutliche Steigerung der Bereitstellung grüner Energie möglich gemacht , bereits in grünen Wasserstoff einzusteigen . Manche Debatte mit Blick auf die Versorgungssicherheit würde dann heute anders laufen .
Wolfram Axthelm Quelle : BEE / BWE
Oder sehen Sie die Gefahr , dass ein echter Schub ausbleibt , weil es im Detail in den Bundesländern wieder hakt ? Wolfram Axthelm : Zunächst einmal gibt das Osterpaket nach Jahren der Unsicherheit wieder Zuversicht . Wir sehen den klar definierten politischen Willen , einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben . In der Tat liegt es nun bei den Ländern , die politischen Rahmenbedingungen umzusetzen , also Flächen bereitzustellen und Genehmigungsverfahren voranzutreiben . Zusätzlich muss der Bund nach dem Sommer noch einmal ran und die angekündigten gesetzlichen Maßnahmen für eine Straffung der viel zu langen Genehmigungsverfahren ergreifen .
Stehen Zulieferer – wie beispielsweise die Armaturenbranche – aus Ihrer Sicht bereit , um den Ausbau zügig und mit Qualitätsprodukten deutlich voranzubringen . Wolfram Axthelm : Die industriellen Voraussetzungen sind weiter sehr gut . Die Windenergie ist tief im deutschen Maschinenund Anlagenbau verankert . Zulieferer diversifizieren sich ständig . Der Markthochlauf wird neue Potenziale eröffnen . Die komplexen Schwierigkeiten in weltweiten Lieferketten , die wir
22 ARMATUREN WELT | AUSGABE 5 | SEPTEMBER 2022