Armaturen Welt September 2022 Sample | Page 20

ENERGIE & UMWELT

Vor 20 Jahren startete die Wellenkrafttechnologie . Durchbruch bleibt – noch – aus

Wird die Auster noch zuschnappen ?

Aquamarine Power mit Sitz in Edinburgh wurde 2005 gegründet und entwickelte die Oyster-Wellenenergietechnologie , um Energie aus küstennahen Wellen einzufangen . © Aquamarine Power
Denkverbote scheint es bei der Energieerzeugung kaum noch zu geben und die Fantasie ist eh gefragt , um den Klimaschutz und die Unabhängigkeit von russischer Fossilenergie voranzutreiben . Ein Gamechanger sind hierbei natürlich die Erneuerbaren Energien , aktuell wird gar wieder die Nukleartechnologie in die politisch-gesellschaftliche Diskussionsrunde geworfen . Aber wie wäre es mit einem echten Wellenbrecher ? Warum nicht auch die Kraft der Meere nutzen ? Vor 20 Jahren starteten die Forscher mit der Entwicklung der „ Oyster “. Richtig zugeschnappt hat die Auster aber bisher noch nicht . Eine vertane Chance bei der Wellenkraftwerkstechnologie ?
2002 , als nordirische Forscher mit der Entwicklung der „ Oyster “ begannen , schlug die Konstruktion einer stählernen Auster noch keine hohen Wellen . Es dauerte sieben Jahre , bis ein solches Wellenkraftwerk erstmals Strom ins Netz einspeiste . Vor den schottischen Orkney Inseln erzeugte die Oyster , von Aquamarine Power entwickelt , Strom aus der Kraft der küstennahen Meereswellen .
Die Kraft der Meereswellen könnte eine unerschöpfliche Quelle für die Energieerzeugung sein . Foto : Pixabay
Oyster als schwenkbare Klappe Das Oyster-Konzept ist laut Aquamarine Power ein oszillierender Wellenstromkonverter : eine schwimmfähige , schwenkbare Klappe , die in rund zehn Metern Tiefe etwa einen halben Kilometer vom Ufer entfernt am Meeresboden befestigt ist . „ Diese fast vollständig unter Wasser stehende Klappe bewegt sich in den küstennahen Wellen hin und her . Die Bewegung der Klappe treibt zwei Hydraulikkolben an , die Hochdruckwasser an Land drücken , um eine herkömmliche Wasserkraftturbine anzutreiben “, erläuterte das Unternehmen . Wie eine Auster klappt sich „ Oyster “, die aus wenigen beweglichen und robusten Teilen besteht , unter den Wellen weg . Überschüssige Wellenenergie geht über das Scharnier hinweg , ohne es zu beschädigen . Die Realisierung des Oyster- Konzepts begann : Aquamarine Power hat bei EMEC zwei Oyster-Geräte in Originalgröße eingesetzt und getestet : die 315-kW-Oyster 1 und die 800-kW-Oyster 800 der zweiten Generation . Oyster 800 wurde im Juni 2012 auf dem Billia Croo-Testgelände von EMEC an das Stromnetz angeschlossen , bis das Testprogramm 2015 endete , als das Unternehmen den Handel einstellte .
Ende ist noch nicht besiegelt Doch das Ende von schwimmenden Wellenkraftwerken war hiermit nicht besiegelt . So liefert ein Kraftwerk des Unternehmens Wave Swell seit dem vergangenen Jahr vor der Südküste Australiens Strom aus der Kraft der Wellen . Dabei schwappt Wasser in einen Behälter , das beim Abebben der Welle wieder hinausfließt . Hierbei entsteht Unterdruck . „ Ein Ventil saugt die Luft dazu aus der Umgebung in den Kanister und treibt eine kleine Turbine an “, erläutert „ BASIC thinking “. Bis Ende 2022 wird das Wellenkraftwerk vor Australien Storm erzeugen . Wave Swell plant weiter dessen Kommerzialisierung . Eine Idee , die Zukunft haben könnte , denn das Potenzial ist durch Meere als Basis zur Energieerzeugung schier unermesslich . Allerdings steht der Durchbruch der Wellenkraft weiterhin noch aus . Auch nach mittlerweile – wenn man bis auf die Anfänge zurückblickt – vielen , vielen Jahren .
Michael Vehreschild
20 ARMATUREN WELT | AUSGABE 5 | SEPTEMBER 2022