Antoine de Saint Exupery-Der kleine prinz Antoine de Saint Exupery - Der kleine Prinz | Page 22
»Es ist eine Frage der Disziplin«, sagte mir später der kleine Prinz.
»Wenn man seine Morgentoilette beendet hat, muß man sich ebenso
sorgfältig an die Toilette des Planeten machen. Man muß sich regel-
mäßig dazu zwingen, die Sprößlinge der Affenbrotbäume auszureißen,
sobald man sie von den Rosensträuchern unterscheiden kann, denen
sie in der Jugend sehr ähnlich sehen. Das ist eine zwar langweilige, aber
leichte Arbeit.«
Und eines Tages riet er mir, ich solle mich bemühen, eine schöne
Zeichnung zustande zu bringen, damit es den Kindern bei mir daheim
auch richtig in den Kopf gehe. »Wenn sie eines Tages auf die Reise
gehen«, sagte er, »kann es ihnen zugute kommen. Zuweilen macht es
ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt. Aber
wenn es sich um Affenbrotbäume handelt, führt das stets zur Kata-
strophe. Ich habe einen Planeten gekannt, den ein Faulpelz bewohnte.
Er hatte drei Sträucher übersehen …«
Und so habe ich denn diesen Planeten nach den Angaben des
kleinen Prinzen gezeichnet. Ich nehme nicht gerne den Tonfall eines
Moralisten an. Aber die Gefährlichkeit der Affenbrotbäume ist so
wenig bekannt, und die Gefahren, die jedem drohen, der sich auf einen
Asteroiden verirrt, sind so beträchtlich, daß ich für dieses eine Mal
aus meiner Zurückhaltung heraustrete. Ich sage: Kinder, Achtung! Die
Affenbrotbäume! Um meine Freunde auf eine Gefahr aufmerksam zu
machen, die – unerkannt – ihnen wie mir seit langem droht, habe
ich so viel an dieser Zeichnung gearbeitet. Die Lehre, die ich damit
gebe, ist gewiß der Mühe wert. Ihr werdet euch vielleicht fragen:
Warum enthält dieses Buch nicht noch andere, ebenso großartige
Zeichnungen wie die Zeichnung von den Affenbrotbäumen? Die
Antwort ist sehr einfach: Ich habe wohl den Versuch gewagt, aber es
ist mir nicht gelungen. Als ich die Affenbrotbäume zeichnete, war ich
vom Gefühl der Dringlichkeit beseelt.