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+1 Jan Gänger, Ressortleiter Wirtschaft bei n-tv.de Rainer Baudermann, Leser Wir sind es schon Ich arbeite an mehreren EU-Projekten mit und stelle fest: Wir sind es schon! Die USA gibt es seit über 200 Jahren und auch heute diskutieren und streiten die Einzelstaaten noch. Aber eine gewisse Grundidentität ist da. Ulrike Wilhelm, Leserin Ich probiere es jetzt mal aus Wenn ich in Deutschland oder in Europa gefragt werde, woher ich komme, antworte ich fast immer: „aus Bayern“. Es ergeben sich dadurch sofort Anknüpfungspunkte, um ins Gespräch zu kommen, denn die meisten kennen das Oktoberfest oder haben was zum Fußball zu sagen. Erst außerhalb Europas rückt Deutschland als Herkunftsort in den Blick. Ich werde es ausprobieren und beim nächsten Mal antworten: „I come from Europe“. Bin gespannt, was sich dadurch verändert! Vielleicht begreifen wir uns ja schneller als Europäerinnen und Europäer, wenn wir sprachlich sensibler werden? Wirtschaftlich abhängig voneinander Aus wirtschaftlichem Blickwinkel: Wir sind dann Europäer, sobald wir akzeptieren, dass wir es bereits sind. Unsere Volkswirtschaften sind so eng miteinander verflochten, dass wir voneinander abhängig sind. Das mag man nun gut oder schlecht finden, doch das ändert nichts daran, dass wir ökonomisch gesehen eine europäische Schicksalsgemeinschaft sind. Das hat die Finanzkrise eindrucksvoll demonstriert, deren Folgen noch immer in ganz Europa zu spüren sind. Ob Rekordarbeitslosigkeit in Spanien oder Rezession in Griechenland, ob europaweite Mini-Zinsen oder Export-Überschüsse in Deutschland – das alles hat Auswirkungen auf jedes einzelne europäische Land. Und auf jeden einzelnen Einwohner. Die Krise darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Europa von seiner wirtschaftlichen Verflechtung profitiert. Je mehr wir miteinander Handel treiben, umso mehr wächst unser Wohlstand. Ist diese Krise überwunden, werden die Bindungen noch enger sein – die Bankenunion ist nur ein Beispiel von vielen. 7 Vor allem durch den Euro hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die nur unter allergrößten Risiken gestoppt werden kann. Jede verantwortungsvolle Regierung wird daran arbeiten müssen, die Gemeinschaftswährung zum Funktionieren zu bringen. Das gelingt nur, wenn Europa nicht nur bei Geldpolitik, sondern auch bei der Haushaltspolitik eng zusammenwächst. Mit anderen Worten: Wirtschaftlicher Eigennutz macht uns immer europäischer. Oliver Kuti, Leser Wenn alle überall arbeiten Junge Spanierinnen und Spanier leben Europa, in dem sie im deutschen Maschinenbau arbeiten. Italienerinnen und Italiener bereichern die Pflegeberufe hier. Letztlich entsteht so Identität durch Lebenswelt und Wissen um die Vielfalt der Regionen Europas, jenseits aller Regierungen, die freilich ihre wichtige Funktion behalten. Der Austausch von Chancen zwischen den Ländern kann nur gelingen, wenn Europa wirtschaftlich gelingt und bewusst seine Unterschiede betont. Der Wettbewerb der Regionen ist dann die Attraktion für eine selbstverständlichere Mobilität. Bert te Wildt, Leser Wenn endlich Kohle rüberwächst Wir werden erst dann wirklich Europäer, wenn wegen finanzieller Engpässe auf nationaler Ebene kein Theater, kein Museum, keine Bibliothek und kein öffentliches Schwimmbad mehr geschlossen wird. Wenn hier die Staaten der Europäischen Union keine gezielte Solidarität zeigen, dann ist es schlecht um uns bestellt. Erst wenn uns unser gemeinsamer kultureller Reichtum wichtiger ist als der eigene wirtschaftliche Wohlstand, dürfen wir uns unserer Demokratiefähigkeit einigermaßen sicher sein. Ich mache mir keine Illusion, dass ich das Ende von Nationalismus und religiösem Fundamentalismus in Europa noch erleben werde. Aber schon heute bin ich lieber Europäer als Deutscher. Ihr Name, Leserin Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und vielleicht erscheinen Sie im nächsten Heft. Anzeige Advocate Europe – der Ideenwettbewerb für Zukunftshungrige Projektideen für unsere gemeinsame europäische Zukunft einreichen und bis zu 50.000 € Förderung erhalten. www.advocate-europe.eu advocate-europe.eu