+3 Magazin | Page 5

+1 Ulrich Brasche, Professor für Ökonomie mit Schwerpunkt Europäische Integration, Fachhochschule Brandenburg Geld und Macht teilen Sowohl ökonomisch als auch politisch ist die bisherige Idee eines vereinten Europas heute in Frage gestellt. Frieden und Wohlstand als Versprechungen der Integration und der Verweis auf universelle Grundwerte allein sind nicht mehr zugkräftig. Der Transfer von Macht auf die „Zentrale“ stößt Inge Bucerius, Leserin Nenn´s Glück! Herz! Liebe! Gott! Unterwegs in Deutschland komme ich sprachlich heute aus Franken, nach dem Autokennzeichen aus München, in Dresden komme ich aus Bayern, unterwegs in der Welt aus Deutschland. Mein in Sendling aufgewachsener türkischer Bekannter bezeichnet sich als bayrischen Türken. Sehen sich Kinder von Eltern aus verschiedenen europäischen Ländern selbst als Europäer? Oder eher als zu dem Land gehörig, in dem sie zufällig leben, unabhängig von der Herkunft ihrer Eltern? Hätten sich vielleicht die Menschen, die in ihrem Nachruf „Große Europäer“ genannt werden, weil sie am „Europäischen Haus“ mitgebaut haben, selbst als Europäer bezeichnet? Wer außer den international verhandelnden Politikern hätte Grund, sich wem gegenüber als Europäer darzustellen? Der Tourist auf der Route 66, wenn er sein Nachtquartier bucht? Oder ein Soldat im Einsatz in Afrika? Wichtiger als die Antwort auf diese Fragen ist es, dass beim FC Wacker auf den Widerstand der meisten EUBürger. Zudem stellt die Erwartung an Solidarität durch Transferleistung, die durch die Finanzkrise eine neue Größenordnung erhalten hat, die Einheit Europas auf die Probe. Umfragen zufolge sehen sich die Bürger zuerst als Mitglieder ihres näheren Bezugsrahmens, danach als Bürger ihres Landes und erst zuletzt als EUBürger. In einer heterogenen Welt kann Komplexität belastend sein. Homogenität einer „Wir-Gruppe“ entlastet. Das Teilen von Macht und Geld funktioniert leichter, wenn Vertrauen gegenüber den legitimen Herrschenden und ein Gefühl der Verbundenheit Sendling über 50 Nationen gemeinsam Fußball spielen, dass sich in Münchner Mütterzentren Mütter und Kinder aus über 80 verschiedenen Ländern zu gemeinsamen Aktionen treffen, dass in Münchner Kliniken Arbeitsteams mit Kollegen aus der ganzen Welt zusammenarbeiten oder Studenten in internationalen Seminaren gemeinsam forschen. Knut Reimer, Leser WIR, die Deutschen? WIR können nur dann Europäer werden, wenn WIR als Europäer einen Weltmeistertitel erreichen, so wie WIR uns mit Deutschland identifiziert haben beim Gewinn der WM. Das wird aber nicht passieren, weil es keine „europäische Nation“ geben wird. Also hilft nur noch eine große KRISE, die uns Europäer eint und voran bringt. Aber wollen wir das wirklich? Das wirkliche Leben spielt sich doch entscheidend im Kleinen und Privaten ab. Das Glück findet sich im persönlichen Miteinander und nicht in einem wirtschaftspolitischen Projekt namens EUROPA. 5 vorhanden ist. Weder Geografie noch Geschichte, Religion oder Ethnie taugen als Abgrenzungskriterien. Das hat die Diskussion über die Kompatibilität des Islam mit Europa wieder gezeigt. Die zunehmende Entfremdung zwischen pro-europäischen politischen Eliten und ihren Mitbürgern wird die Akzeptanz der europäischen Integration weiter erodieren. Wie viel „Einheit in der Vielfalt“ ein Europa von morgen ausmacht, wird ständig neu verhandelt. Dieser Diskurs muss besonders die nächsten Generationen einbeziehen, die „ihr Europa“ gestalten wollen. Sie werden darin leben. Elisabeth Hamel, Sprachwissenschaftlerin und Autorin Genetisch trennt uns wenig Der moderne Mensch besiedelte Europa vor 40.000 Jahren von Osten nach Westen. Dort lebten die ersten Europäer in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler und durchschweiften weite Areale. Ein Ereignis sollte die Europäer und auch andere Menschengruppen, die aus Afrika ausgewandert waren, entscheidend prägen: die Eiszeit vor 20.000 bis 13.000 Jahren. Vor allem in der kalten Jahreszeit war ein Überleben nur in wärmeren Zonen möglich. Für die Europäer galt: Wer nicht rechtzeitig Südfrankreich, Spanien, Italien oder die Schwarzmeerküste erreichte, erfror oder verhungerte. Die Bevölkerung wurde dezimiert. Die Genetiker sprechen vom Flaschenhalseffekt. Südfrankreich war das maßgebliche Rückzugsgebiet. Dort trafen die genetischen Linien zusammen und vermischten Frank Westphal, Leser Region plus Europa Die Menschen brauchen eine Story, eine richtig gute Geschichte. Dabei muss es gelingen, die regionalen und kulturellen Besonderheiten zu bewahren, sodass auf die Frage nach der Herkunft die Antwort z.B. lauten könnte: Spreewald oder Europa. Ulrike Haase, Leserin Wenn der erste Flieger vom BER startet ... sich. Aus Sprachengemisch wurde eine gemeinsame Sprache, vermutlich eine Urform des heutigen Baskisch, wie Theo Vennemann, Sprachwissenschaftler an der Universität München, vermutet. Von dort ging bei Erwärmung der Erde die Wiederbesiedelung Mittel- und Nordeuropas aus. In ihrer gemeinsamen Sprache benannten die nach Norden und Osten ausschwärmenden Europäer die neu gewonnenen, von Gletschern und Tauwasser geformten Landschaften. Wir Europäer sind zu 70 Prozent Nachfahren dieser Urbasken und insofern genetisch sehr homogen. Uns Heutigen bleibt die Aufgabe, unsere europäische Identität auch kulturell und politisch zur Geltung zu bringen. Bernd Föhrweiser, Leser Alles in einen Topf Wenn das letzte schwimmende Fischerdorf in Vietnams Halong Bay zwangsumgesiedelt wurde und Bratwurst mit Tzatziki von den Touri