+3 Magazin September 2022 | Page 23

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Sandra Schneller , Bundesvorsitzende Deutscher Diabetiker Bund ( DDB )
KRANKENSTAND Die sechs häufigsten Krankheitsarten nach Fehlzeitenanteil
Sonstige
Muskel-
Skelett
Dagny Holle-Lee , Leiterin Westdeutsches Kopfschmerzzentrum und Schwindelzentrum , Universitätsmedizin Essen
So früh wie möglich
27,2 %
23,2 %
Im Rhythmus leben
In Deutschland gibt es rund acht Millionen an Diabetes erkrankte Menschen . Mindestens doppelt so viele Personen haben nach Schätzung der Deutschen Diabetes Gesellschaft einen Prädiabetes . In diesem Vorstadium ist die Krankheit nicht manifest , die Betroffenen haben aber ein gesteigertes Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Gefäßschädigungen . Jede Diabeteserkrankung ist zumindest teilweise genetisch veranlagt . Gerade dem häufigen Tpy-2-Diabetes lässt sich trotzdem zu einem gewissen Grad vorbeugen und der Krankheitsverlauf sich moderieren . Kern der Prävention bilden die gezielte Anpassung der Ernährung und die körperliche Betätigung . Aber : Die meisten Prädiabetiker wissen nichts von ihrem Stoffwechselproblem . Der ( Prä- ) Diabetes tut erst mal nicht weh . Und Blutzuckerwerte werden
3,5 % Infektionen
4,6 %
Verdauungssystem 10,1 %
U m f ra g e u n te r r u n d 7 . 1 0 0 e r w e r b s tä t i g e M i tg l i e d e r n d e r DA K - G e su n d h e i t , 202 1 nicht routinemäßig überprüft . Unbemerkt entstehen Schäden – etwa an Blutgefäßen oder auch den Nerven . Probleme machen dann häufig Herz , Nieren oder Augen . Ich vermute , dass hinter vielen Herzinfarkten oder Schlaganfällen auch ein unentdeckter oder suboptimal gemanagter Diabetes steckt . Und was eine Niere
Markus Epha , Leser Csaba Losonc , Facharzt
Ran an die Ursachen
Die sogenannten Volkskrankheiten wie Rückenleiden , Diabetes und Bluthochdruck sind Symptome , deren Gründe höchst unterschiedlich sein können . Neben erblicher Vorbelastung und anderen rein physischen Unvermeidlichkeiten sind deren Ursachen vor allem auf vier Feldern zu suchen . Erstens Fehlernährung , was falsche Getränkewahl miteinschließt . Zweitens Stress . Drittens fehlende soziale Kontakte , weil sich immer mehr im Netz und immer weniger in direkten Begegnungen abspielt . Und viertens Fehlhaltungen durch übermäßigen Computergenuss , was Rücken und Augen strapaziert . Da helfen auch keine Selbstoptimierungsversuche im Fitnessstudio . Die Lösung kann nur in einer verstärkten Bildung von Kindern und Jugendlichen liegen , die alle genannten Aspekte umfasst .
Gesund leben in Balance
Michael Blasius , Hauptabteilungsleiter Marketing und Gesundheitsförderung , BKK ProVita
für Orthopädie , Unfallchirurgie und Chirurgie
Mehr Bewegung
Arthrose ist eine fortschreitende Gelenkerkrankung , bei der der Gelenkknorpel sukzessive zerstört wird . Die Erbanlagen , aber auch Ernährung und mangelnde Bewegung spielen eine Rolle . Dazu können Überlastungen oder Verletzungen zur Arthrose führen . Nach einem Knochenbruch sollte man sich daher jährlich beim Orthopäden die Gelenke checken lassen . Mit MRT-Aufnahmen kann etwa der Verschleißprozess bildlich dargestellt werden . Wird ein Abrieb erkannt , empfehle ich den frühzeitigen Beginn einer Gelenktherapie . Diese soll den Abbauprozess des Gelenkknorpels abmildern oder sogar
Atmungssystem
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE
Unsere modernen Lebensgewohnheiten führen häufig zu Bewegungsmangel , Stress , Suchtmittelkonsum und unausgewogener Ernährung . Umwelteinflüsse , psychische sowie soziale Faktoren verstärken diese Entwicklung . Eine wirkungsvolle Vorbeugung und eine entsprechende gesunde Lebensweise sind wichtig , damit daraus nicht ernstzunehmende Krankheiten entstehen . Entspannung , Bewegung , gesunde Ernährung und der Verzicht auf Suchtmittel aller Art können Spaß machen und fördern Gesundheit und Wohlbefinden . Die von gesetzlichen Krankenkassen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen leisten einen weiteren wichtigen Beitrag . Die BKK ProVita unterstützt ihre Versicherten und deren gesunde Lebensweise mit vielen Angeboten wie Gesundheitsreisen , Bonusprogrammen und Präventionskursen . Durch Gesundheitsförderungsmaßnahmen macht
12,4 %
Verletzungen
19 %
Psyche
Quelle : DAK
im Körper eigentlich leistet , merkt man erst , wenn sie es nicht mehr tut . Als kürzlich Transplantierte kann ich das aus eigener leidvoller Erfahrung sagen . Schwächen in der Früherkennung und im Krankheitsmanagement von Diabetes bedeuten also gleichzeitig mangelhafte Vorbeugung weit verbreiteter Begleiterkrankungen .
stoppen . Die häufigste Gelenktherapie in Deutschland sind Injektionen mit Hyaluron . Weitaus effektiver , aber weniger verbreitet sind Injektionen mit Eigenplasma . Beide Verfahren sollen die Entzündung im Gelenk und damit Schmerzen reduzieren . Ein modernerer Ansatz ist die Stammzelltherapie , bei der aus Fettzellen Stammzellen gewonnen und in das betroffene Gelenk injiziert werden . Diese Methode ist vielversprechend , allerdings wird sie in Deutschland nur von wenigen Spezialisten durchgeführt . Viele wissen , dass eine Gewichtsreduktion bei Arthrose förderlich ist . Hierbei kann eine ausgewogene mediterrane Kost mit wenig Zucker und wenig Fleisch die Knochen- und Gelenkqualität verbessern . Ausreichend Bewegung führt zudem zu einer verbesserten Produktion von Gelenkflüssigkeit und schützt somit die Knorpelzellen . Besonders „ gesund “ sind etwa Radfahren , Schwimmen und Walken .
sie sich auch in Betrieben , Schulen , Universitäten und anderen Einrichtungen für einen gesunden Lebensstil stark . Eine gesunde Umwelt ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der Menschen . Internationale Wissenschaftler haben dafür den Begriff „ Planetary Health “ geprägt . Deshalb setzt sich die BKK ProVita als erste seit 2016 klimaneutral gestellte gesetzliche Krankenkasse für die Gesundheit und den Schutz der Umwelt ein , zum Beispiel durch Förderung einer überwiegend pflanzenbasierten , regionalen Ernährung und mehr ( nicht-motorisierter ) Bewegung . Der Körper sagt Danke und die Erde auch .
Der relevanteste primäre Kopfschmerz in Deutschland ist die Migräne . Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung , man kommt also bereits mit einem Migräne-Gehirn auf die Welt . Eine vollständige Vorbeugung von Kopfschmerzen ist hier wahrscheinlich gar nicht möglich . Allerdings gibt es Dinge , die Betroffene beachten können , damit weniger Migräneattacken auftreten . Hier hilft besonders gut ein regelmäßiger Lebensrhythmus , das heißt , man geht zum Beispiel immer zur selben Zeit ins Bett und schläft die gleiche Zeit . Es geht dabei gar nicht unbedingt um die Länge des Schlafens an sich . Schlafen Betroffene unter der Woche sehr kurz und dann am Wochenende sehr lang , dann führt das nicht selten zur sogenannten Wochenend-Migräne . Auch hilft es , regelmäßig zu essen und zu trinken . Zudem haben Ausdauersport und die Anwendung von Entspannungsverfahren wie zum Beispiel Yoga oder progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen einen vorbeugenden Effekt auf Kopfschmerzen . Nur selten gibt es klare Migränetrigger wie Rotwein oder bestimmte Käsesorten , die sich dann vermeiden lassen . Viele Betroffene berichten , dass bei ihnen ein Wetterwechsel zu einer Migräne führt . Da würde grundsätzlich ein Umzug an Orte mit einem gleichmäßigen Klima helfen , was aber natürlich für die meisten von uns nicht umzusetzen ist . Daher ist es sinnvoll , sich bei den vorbeugenden Maßnahmen auf das zu konzentrieren , was wir auch wirklich beeinflussen können .
Maria Fähndrich , Leserin
Gesund leben lernen
Ich bin sehr privilegiert . In meiner Familie wurde kein Diabetes und kein Bluthochdruck vererbt . Ich hatte eine Mutter , die bestes Gemüse zu leckeren Gerichten verarbeitete . Ich kann selbst kochen und Salz , Zucker , Fett und Alkohol meiden . Auch Fisch und Fleisch dosiere ich sparsam . Ich bewege mich immer schon gerne und viel , in erster Linie lege ich meine Wege zu Fuß zurück , täglich mindestens eine halbe Stunde lang . All das ist meine ganz persönliche Entscheidung . Aber wie bekommt man andere Menschen dazu , gesund zu leben ? Das wird sehr , sehr schwierig . Die meisten Menschen bringen sich mit Messer und Gabel um , sagte schon meine Großmutter . Also schlage ich vor : Wer nicht kochen kann , sollte vom Kindergarten über Schule und Studium bis zu Weiterbildungen im Berufsleben und im Alter Unterricht in Ernährungskunde und Kochen erhalten .