+3 Magazin September 2019 | Page 8

+1 8 › Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energien, Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin Die Zeit drängt Die künftige Energieversorgung muss vollständig auf erneuerbaren Energien basieren. Nur so können wir die Heiß- zeit noch abwenden und das Pariser Klimaabkommen einhalten. Dass das technisch und ökonomisch möglich ist, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Studien. Nach jahrelangem Energie- wende-Dornröschenschlaf muss nun die Transformation im Expresstempo erfolgen. Von heute 14 Prozent Anteil erneuerbarer Energien müssen wir bis 2035 auf 100 Prozent kommen. Dafür haben in Deutschland nur die Wind- kraft zusammen mit der Photovoltaik ausreichend Potenziale. Dass jetzt ein schnellerer Kohleausstieg und mehr Windräder gefordert werden, ist rich- tig. Um wirklich glaubhaft zu sein, müssten aber erst einmal in Bayern und Nordrhein-Westfalen die absur- den Abstandsregeln geändert werden, die dort den Windenergiezubau ganz zum Erliegen gebracht haben. Auf Bundesebene müssen alle Gesetze, die den schnellen Ausbau der erneuerba- ren Energien blockieren, abgeschafft werden. Gleichzeitig brauchen wir ein ambitioniertes Speichereinführungs- ANPASSUNG So will Deutschland auf den Klimawandel reagieren Meeresspiegelanstieg, erhöhter Seegang, steigende Sturmflutgefahr Weiterentwicklung von Klima-, Extremwe„er- und Gewässervorhersagen, Erhöhung von Deichen Erhöhte Hitzebelastung Schaffung grüner Korridore in Städten, Hitzewarnsystem für vulnerable Gruppen, Verbesserung des Trinkwasserangebots in Hitzeperioden Starkregen und Sturzfluten Klimawandelrobuste Infrastruktur, Optimierung von Talsperren, Speichern und Rückhaltebecken Erhöhtes Waldbrandrisiko Schaffung standortgerechter Mischwälder, Waldbrandprävention, effektive Waldbrandbekämpfung Beeinträchtigung der Wassernutzung durch zunehmende Erwärmung Reduzierte Wasserentnahme durch Energiewirtschaft und Industrie Veränderung der Artenzusammensetzung und der natürlichen Entwicklungsphasen Lebensraumoptimierung für gefährdete Arten, Aufforstung, systematische Beachtung der Klimaschutzfunktionen des Bodens Zakia Soomauroo, Leserin Flussüberschwemmungen Renaturierung von Fließgewässern und Auen, Einrichtung von Wasserrückhaltebecken und Versickerungsflächen Arm gegen reich Seit Jahrzehnten kämpfen Wissen- schaftler darum, ihren Stimmen Gehör zu verschaffen, nur spiegeln sich ihre Erkenntnisse nicht in der Politik wider. Einzelne Änderungen wie Recycling sind wichtig, reichen aber bei weitem nicht aus. Wir müssen anfangen, unse- re Privilegien zu überprüfen und sehen, wer für den Klimawandel verantwort- lich ist. Und wir müssen alle Menschen dazu befähigen, über die gesellschaftli- chen Zusammenhänge der Umweltkri- se nachdenken zu können. Quelle: Bundesregierung programm, um schnell aus der Kohle aussteigen zu können. Das Ende des Verbrennungsmotors und der Öl- und Gasheizung müssen wir gleich mitbe- schließen. Ja, wenn wir die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder nicht grillen wollen, brauchen wir schnel- les Handeln und Mut zu neuen We- gen. Aber es ist möglich, birgt enorme Chancen und wird Deutschland zu ei- nem innovativen, zukunftsfähigen und besseren Land machen. Anzeige Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Der richtige Anstoß Erderhitzung, Berge von Plastikmüll, Insektensterben und Schadstoffe in Luft, Böden und Wasser – viele Men- schen sorgen sich um den Zustand unserer Erde. Sie wollen sich für den Umweltschutz engagieren. Aber es wird ihnen nicht leichtgemacht. Das Flugzeug ist oft billiger als die Bahn, das Steak vom Discounter billiger als das aus dem Bioladen und das Auto mit Verbrennungsmotor billiger als das E-Auto. Hier kommt die Politik ins Spiel, die richtigen Rahmenbe- dingungen zu schaffen. Ich will es mit meiner Politik einfacher machen, sich im Alltag für den Schutz unserer Um- welt zu engagieren. Dazu motivieren, gewohnte Verhaltensweisen zu über- denken. Das fängt schon bei den klei- nen Dingen an. Beispiel Plastikmüll: Für viele ist es mittlerweile normal, den eigenen Einkaufsbeutel immer dabei zu haben. Trotzdem gibt es noch viel zu viel Plastik im Supermarkt. Als ersten Schritt habe ich daher ein Ver- bot von Einweg-Plastiktüten angesto- ßen. Weitere Schritte werden folgen, zum Beispiel bei unnötigen Verpa- ckungen von Obst und Gemüse. Zu den richtigen Rahmenbedingungen gehört auch, dass der Ausstoß von CO 2 endlich einen Preis bekommen soll. Denn klimafreundliches Verhalten sollte sich auch im Geldbeutel wider- spiegeln. Wenn das Angebot stimmt, wenn die Politik die Voraussetzungen schafft, dann erwarte ich auch von je- dem Einzelnen, dass er mitzieht. Dann zahlt sich Umweltschutz doppelt aus – nicht nur für kommende Generatio- nen, sondern auch für die heutige. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Nothilfe Jemen Jetzt spenden! Die humanitäre Lage im Jemen ist katastrophal. Drei von vier Einwohnern des Landes sind auf überlebenswichtige Hilfe angewiesen. Aktion Deutschland Hilft steht den Menschen zur Seite. Mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten. Helfen Sie den notleidenden Familien jetzt – mit Ihrer Spende! Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30 Online spenden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de Felix Schäfer, Gründer und Vorstand Bürgerwerke eG Energie aus Bürgerhand Einer der wichtigsten Bausteine zur Rettung unseres Planeten ist der schnelle Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Die Energie- wende in Deutschland wurde dabei von Anfang an durch Bürgerinnen und Bürger vorangetrieben – und ohne Bürgerbeteiligung wird sie auch künftig nicht gelingen. Um ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen und unabhängig von Kohle- und Atomkonzernen zu werden, haben sich knapp 100 Energiegenossenschaften aus ganz Deutschland zu den Bürgerwerken zusammengeschlossen. Die Gemein- schaft aus über 15.000 Menschen versorgt Haushalte und Unterneh- men mit Energie: Der 100 Prozent nachhaltige Bürgerstrom stammt aus Solaranlagen und Windrädern in Bürgerhand sowie einem deut- schen Wasserkraftwerk. Das Bürger- Ökogas beinhaltet Biogas aus or- ganischen Reststoffen der Zucker- rübenverarbeitung. Neben der ge- nauen Energieherkunft ist für die Kunden der Bürgerwerke auch transparent, was ihre monatlichen Energiekosten bewirken: Mit einem festen Betrag pro verbrauchter Kilo- wattstunde fördern sie das Engage- ment der dezentralen Energiegenos- senschaften. Diese investieren das Geld in neue Energiewendeprojekte vor Ort. Nur durch den Zubau neuer Anlagen entsteht ein echter Beitrag zur Energiewende, sodass die Bür- gerwerke-Gemeinschaft die Basis für eine nachhaltige Energieversor- gung in Bürgerhand schafft. Werden auch Sie Teil der Bürgerenergie- Bewegung: www.buergerwerke.de ›