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Marie-Luise Abshagen,
Referentin Nachhaltige
Entwicklung, Forum Um-
welt und Entwicklung
Politik muss liefern
Um den Planeten zu retten, brauchen
wir vor allem eins: politische Ent-
scheidungen, die genau das zum Ziel
haben. Dafür mangelt es weder an
Erkenntnissen noch an Konzepten.
2015 hat sich die Weltgemeinschaft
169 Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die
sehr detailliert auflisten, welche He-
rausforderungen uns in den nächs-
ten Jahren begegnen werden und
wie diese zu lösen sind. Das reicht
von Umweltschutz, über die Ver-
besserung der Sozialsysteme bis hin
zu Steuerpolitik. Davon wurde aber
fast nichts umgesetzt, auch nicht von
Deutschland. Im Gegenteil: Welt-
weit nimmt die Zerstörung von für
unser Überleben zentralen Ökosyste-
men wie dem Amazonas zu. Wir ver-
schmutzen Meere, Flüsse und Land
mit Müll und Chemikalien. Und der
Wunsch, immer so weiterzumachen,
scheint in manchen Bereichen von
Politik und Wirtschaft ungebrochen.
Mittlerweile verhandelt Deutschland
mit anderen Staaten sogar darüber,
wie man in der Tiefsee Bergbau be-
treiben will. Was wir brauchen, ist
ein Stopp der Zerstörung immer
neuer Ökosysteme und endlich eine
Politik, die das Wohl aller Menschen
auf dem Planeten zum Ziel hat. Von
der Verschiebung der Verantwor-
tung auf den Konsumenten halte ich
wenig, dazu sind die Aufgaben zu
komplex und zu vielseitig. Natürlich
kann jeder Einzelne mithelfen, in-
dem er etwa deutlich weniger Fleisch
isst, weniger Auto fährt und regional
einkauft. Aber die Bedingungen da-
für, dass dies gerecht und für alle zu-
gänglich ist, muss die Politik liefern.
PROBLEMFALL PLASTIK
Kunststoffabfälle sind ein wachsendes Problem für Meere und Küstenregionen
Über 150 Millionen Tonnen
Plastikmüll belasten
milerweile unsere Meere
Schätzungen zufolge landen
jedes Jahr 4,8 bis 12,7 Millionen
Tonnen Plastik im Meer
Franz-Josef Thelen, Leser
Jetzt anpacken
Zuvörderst gilt global: Das Bevölke-
rungswachstum muss eingedämmt
werden. Zweitens sollte weltweit al-
les getan werden, um die weitere Ab-
holzung großer Waldgebiete zu stop-
pen. Länder, die dies trotzdem tun,
sollten mit harten Sanktionen belegt
werden. Auch hier bei uns ist vieles
machbar: Wer etwa eine unbebaute
Fläche bebaut, sollte eine spezielle
Steuer zahlen, aus deren Aufkom-
men Aufforstungen und Renaturie-
rungen anderer Flächen bezahlt wer-
den können. Und bei alldem muss
der Wahlspruch lauten: „Geht nicht,
gibt´s nicht.“ Das Klima duldet mo-
mentan keine Bedenkenträger.
Meeresflora und -fauna Wirtschaft
Tiere verschlucken Plastikmüll oder
verstricken sich darin / Verlorene
Fanggeräte verursachen Schäden Plastikabfälle im Meer
kosten die EU-Wirtschaft
Schätzungen zufolge zwischen
259 und 695 Millionen Euro,
vor allem den Tourismus-
und den Fischereisektor
Lebensräume werden
durch Plastikmüll zerstört
Tiere und Pflanzen werden in Kunststoffen
enthaltenen Chemikalien ausgesetzt
Anzeige
Menschliche Gesundheit Klima
Chemikalienbelastung über
die Nahrungskee Das Recycling von
einer Million Tonnen Plastik
entspricht der Einsparung
von einer Million Autos im
Straßenverkehr (gemessen
an den CO 2 -Emissionen)
Einwegkunststoffartikel, die an den Stränden
am häufigsten gefunden werden
1 Getränkeflaschen, Verschlüsse
und Deckel 6 Plastiktüten
2 Zigareenstummel 7 Besteck, Trinkhalme,
Rührstäbchen
3 Waestäbchen 8 Getränkebecher und Deckel
4 Tüten und Verpackungen
für Chips und Süßigkeiten 9 Luftballons und Luftballonstäbe
5 Hygieneartikel wie
Feuchücher oder Tampons 10 Lebensmielverpackungen
Quellen: Europäisches Parlament, Europäische Kommission
Adrian Finzelberg,
Berater für nachhaltige
Produkt- und
Businessinnovation
Fairness als Strategie
Jan Niewodniczanski ist ein Beleafer.
Nachhaltiges Handeln gehört für sein Familienunternehmen
seit Generationen zum Selbstverständnis. Daher pfl anzt
die Bitburger Braugruppe 850.000 Bäume, um klimaneutral
zu sein. Wenn wir gemeinsam 1.000 Milliarden Bäume
pfl anzen, kühlen wir unsere Erde um 1 °C ab. #Beleafi t
Jetzt mitpfl anzen: plant-for-the-planet.org
Starke Marken und Produkte haben
seit jeher einen massiven Einfluss
auf die Entwicklung unserer Gesell-
schaft und die Art und Weise, wie
wir den Planeten behandeln. Unter-
nehmen, die in Zukunft erfolgreich
sein werden, haben bereits heu-
te verstanden, dass nur überleben
kann, wer es zunehmend bewusste-
ren und kritischeren Verbrauchern
ermöglicht, einen positiven Einfluss
auf Gesellschaft und Umwelt zu
nehmen. Die Kunden von morgen
unterstützen zerstörerische Innova-
tionen nicht länger um jeden Preis
und hinterfragen, kritisieren und
boykottieren alle Marken, die ihren
Verpflichtungen blind gegenüberste-
hen. Die geänderten Marktbedingun-
gen haben ein rasantes Wachstum an
Unternehmen zu Tage gefördert, die
an innovativen Lösungen für derzeit
unlösbare Herausforderungen ar-
beiten. Mit Fokus auf Fairness, dem
Einsatz von neuen Strategien und
einem direkten Draht zum Kunden.
Der Ansatz macht sich bezahlt, denn
mehr und mehr Studien zeigen, dass
sich ganzheitliche Fairness als neue
Leitstrategie für alle bezahlt macht.
Das Ergebnis? Neben leidenschaftli-
cheren und leistungsstärkeren Mit-
arbeitern und glücklicheren, loyale-
ren Kunden kann Fairness deutlich
höhere Gewinne für alle Stakeholder
hervorbringen – und das selbst kurz-
fristig. Führungskräfte müssen jetzt
eine starke, positive Vision für die
Zukunft entwickeln und mit ihrem
Handeln belegen, um die Verän-
derungen zu überleben, die mit der
vierten industriellen Revolution ein-
hergehen.
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