+3 Magazin September 2019 | Page 6

+1 6 › Marie-Luise Abshagen, Referentin Nachhaltige Entwicklung, Forum Um- welt und Entwicklung Politik muss liefern Um den Planeten zu retten, brauchen wir vor allem eins: politische Ent- scheidungen, die genau das zum Ziel haben. Dafür mangelt es weder an Erkenntnissen noch an Konzepten. 2015 hat sich die Weltgemeinschaft 169 Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die sehr detailliert auflisten, welche He- rausforderungen uns in den nächs- ten Jahren begegnen werden und wie diese zu lösen sind. Das reicht von Umweltschutz, über die Ver- besserung der Sozialsysteme bis hin zu Steuerpolitik. Davon wurde aber fast nichts umgesetzt, auch nicht von Deutschland. Im Gegenteil: Welt- weit nimmt die Zerstörung von für unser Überleben zentralen Ökosyste- men wie dem Amazonas zu. Wir ver- schmutzen Meere, Flüsse und Land mit Müll und Chemikalien. Und der Wunsch, immer so weiterzumachen, scheint in manchen Bereichen von Politik und Wirtschaft ungebrochen. Mittlerweile verhandelt Deutschland mit anderen Staaten sogar darüber, wie man in der Tiefsee Bergbau be- treiben will. Was wir brauchen, ist ein Stopp der Zerstörung immer neuer Ökosysteme und endlich eine Politik, die das Wohl aller Menschen auf dem Planeten zum Ziel hat. Von der Verschiebung der Verantwor- tung auf den Konsumenten halte ich wenig, dazu sind die Aufgaben zu komplex und zu vielseitig. Natürlich kann jeder Einzelne mithelfen, in- dem er etwa deutlich weniger Fleisch isst, weniger Auto fährt und regional einkauft. Aber die Bedingungen da- für, dass dies gerecht und für alle zu- gänglich ist, muss die Politik liefern. PROBLEMFALL PLASTIK Kunststoffabfälle sind ein wachsendes Problem für Meere und Küstenregionen Über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll belasten milerweile unsere Meere Schätzungen zufolge landen jedes Jahr 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik im Meer Franz-Josef Thelen, Leser Jetzt anpacken Zuvörderst gilt global: Das Bevölke- rungswachstum muss eingedämmt werden. Zweitens sollte weltweit al- les getan werden, um die weitere Ab- holzung großer Waldgebiete zu stop- pen. Länder, die dies trotzdem tun, sollten mit harten Sanktionen belegt werden. Auch hier bei uns ist vieles machbar: Wer etwa eine unbebaute Fläche bebaut, sollte eine spezielle Steuer zahlen, aus deren Aufkom- men Aufforstungen und Renaturie- rungen anderer Flächen bezahlt wer- den können. Und bei alldem muss der Wahlspruch lauten: „Geht nicht, gibt´s nicht.“ Das Klima duldet mo- mentan keine Bedenkenträger. Meeresflora und -fauna Wirtschaft Tiere verschlucken Plastikmüll oder verstricken sich darin / Verlorene Fanggeräte verursachen Schäden Plastikabfälle im Meer kosten die EU-Wirtschaft Schätzungen zufolge zwischen 259 und 695 Millionen Euro, vor allem den Tourismus- und den Fischereisektor Lebensräume werden durch Plastikmüll zerstört Tiere und Pflanzen werden in Kunststoffen enthaltenen Chemikalien ausgesetzt Anzeige Menschliche Gesundheit Klima Chemikalienbelastung über die Nahrungskee Das Recycling von einer Million Tonnen Plastik entspricht der Einsparung von einer Million Autos im Straßenverkehr (gemessen an den CO 2 -Emissionen) Einwegkunststoffartikel, die an den Stränden am häufigsten gefunden werden 1 Getränkeflaschen, Verschlüsse und Deckel 6 Plastiktüten 2 Zigareenstummel 7 Besteck, Trinkhalme, Rührstäbchen 3 Waestäbchen 8 Getränkebecher und Deckel 4 Tüten und Verpackungen für Chips und Süßigkeiten 9 Luftballons und Luftballonstäbe 5 Hygieneartikel wie Feuchücher oder Tampons 10 Lebensmielverpackungen Quellen: Europäisches Parlament, Europäische Kommission Adrian Finzelberg, Berater für nachhaltige Produkt- und Businessinnovation Fairness als Strategie Jan Niewodniczanski ist ein Beleafer. Nachhaltiges Handeln gehört für sein Familienunternehmen seit Generationen zum Selbstverständnis. Daher pfl anzt die Bitburger Braugruppe 850.000 Bäume, um klimaneutral zu sein. Wenn wir gemeinsam 1.000 Milliarden Bäume pfl anzen, kühlen wir unsere Erde um 1 °C ab. #Beleafi t Jetzt mitpfl anzen: plant-for-the-planet.org Starke Marken und Produkte haben seit jeher einen massiven Einfluss auf die Entwicklung unserer Gesell- schaft und die Art und Weise, wie wir den Planeten behandeln. Unter- nehmen, die in Zukunft erfolgreich sein werden, haben bereits heu- te verstanden, dass nur überleben kann, wer es zunehmend bewusste- ren und kritischeren Verbrauchern ermöglicht, einen positiven Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt zu nehmen. Die Kunden von morgen unterstützen zerstörerische Innova- tionen nicht länger um jeden Preis und hinterfragen, kritisieren und boykottieren alle Marken, die ihren Verpflichtungen blind gegenüberste- hen. Die geänderten Marktbedingun- gen haben ein rasantes Wachstum an Unternehmen zu Tage gefördert, die an innovativen Lösungen für derzeit unlösbare Herausforderungen ar- beiten. Mit Fokus auf Fairness, dem Einsatz von neuen Strategien und einem direkten Draht zum Kunden. Der Ansatz macht sich bezahlt, denn mehr und mehr Studien zeigen, dass sich ganzheitliche Fairness als neue Leitstrategie für alle bezahlt macht. Das Ergebnis? Neben leidenschaftli- cheren und leistungsstärkeren Mit- arbeitern und glücklicheren, loyale- ren Kunden kann Fairness deutlich höhere Gewinne für alle Stakeholder hervorbringen – und das selbst kurz- fristig. Führungskräfte müssen jetzt eine starke, positive Vision für die Zukunft entwickeln und mit ihrem Handeln belegen, um die Verän- derungen zu überleben, die mit der vierten industriellen Revolution ein- hergehen. ›