+3 Magazin September 2019 | Page 22

+3 22 Ilka Hoffmann, Vorstand Schule, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Primat der Pädagogik Beim Thema Schule und Digitalisie- rung klaffen Anspruch und Realität besonders weit auseinander. Oft wird die mangelnde Bereitschaft der Lehr- kräfte, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, als Problem genannt. Diese Sichtweise greift viel zu kurz, wie eine Mitgliederstudie der GEW zeigt: 82 Prozent der Be- fragten mahnen die Verbesserung der digitalen Ausstattung der Schu- len als wichtig beziehungsweise sehr wichtig an. Als drängendste Anfor- derungen benennen die Lehrkräfte Grundlagen wie die technische War- tung und Betreuung der digitalen Ausstattung. Auch der Infrastruktur und der Verfügbarkeit eines WLAN- Netzes messen sie sehr hohe Bedeu- tung bei. Dass umfassende Fortbil- dungsangebote dringend nötig sind, haben 85 Prozent als sehr bedeutend bewertet. Letzteres zeigt die Be- reitschaft der Lehrkräfte, die Her- ausforderungen der Digitalisierung anzunehmen. Allerdings gibt es of- fenbar keine umfassenden, flächen- deckenden Angebote schulinterner Fortbildung. Sinnvoll ist der Einsatz digitaler Medien aber nur, wenn er innerhalb eines guten Unterrichts- konzepts stattfindet. Für dessen Ent- wicklung brauchen die Schulen Zeit und die Unterstützung durch schul- interne Fortbildungen. Beides fehlt häufig. Wir wollen nicht, dass die Di- gitalindustrie den Schulen Konzepte überstülpt. Der Digitalpakt Schule ist ein Anfang: Die Finanzierung muss zum einen verstetigt und zum ande- ren durch die Entwicklung pädagogi- scher Konzepte flankiert werden. LEHRER BEURTEILEN DIGITALE MEDIEN AMBIVALENT Louise Herog, Leserin In der Diskussion muss auch der Einfluss, den die Digitalisierung der Schulen auf den Lehrplan hat, bedacht werden. Wir müssen nicht nur die Me- dien modernisieren, auch die Inhalte brauchen ein passendes Upgrade. und geben ihrer Schule ein mittelmäßiges Digital-Zeugnis Die Schüler sind motivierter 88% Inhalte und Zusammenhänge können anschaulicher dargestellt und vermielt werden 87% Schüler werden auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereitet 56% Lehrkräfte können individueller auf einzelne Schüler eingehen 55% Es gibt negative Auswirkungen auf die Schreibfertigkeiten der Schüler Diana Bartl, Gründerin Bildungsinitiative „Wertvoll macht Schule“ 86% Schüler werden dazu verleitet, Informationen aus dem Internet zu kopieren 77% Konzentriertes Lernen wird gestört 57% Ich fürchte eine stärkere Überwachung meines Unterrichts Digital – schon genial Die Digitalisierung ist ein großes Thema im Bildungsbereich. Im Alltag hat die Digitalisierung uns und unse- re Kinder längst erfasst – im Schulbe- reich stehen wir erst am Anfang ei- nes Prozesses. Dieser hält ganz neue Aufgaben für uns bereit und betrifft nicht nur die technische Ausstattung, sondern auch Methoden und Inhal- te des Unterrichts. Von den Grund- schulen, die bundesweit an unserem Bildungsprogramm teilnehmen, wis- sen wir, dass Lehrkräfte zunehmend die Vorteile der Digitalisierung für den Schulalltag erkennen. Hier wol- len wir als Bildungsinitiative gerade Schulen und Lehrkräfte darin unter- stützen, die Digitalisierung Schritt für Schritt in den Unterricht zu in- tegrieren – je nach Bedarf und ohne zu überfordern. Dabei geht es nicht darum, Stift und Papier zu ersetzen. Wir brauchen ein Stück digitale Welt im Klassenzimmer, wenn wir wollen, dass unsere Kinder verantwortungs- voll, umsichtig und smart mit neuen Medien und Technologien umgehen. Digitalisierung findet in der Schule ihren Platz, ohne reiner Selbstzweck zu sein. Das Feedback zu unseren digitalen Unterrichtsideen ist sehr positiv. Die Kinder sind motiviert bei der Sache. Dabei erwerben sie einerseits Medienkompetenzen und nehmen andererseits verschiedenste Unterrichtsinhalte besser auf. Unser Fazit: Die Digitalisierung bietet in der Schule mehr Vorteile als Nach- teile, wenn es uns gelingt, sie sinnvoll in Inhalte und Gestaltung des Unter- richts aufzunehmen. 46% Geschwindigkeit der Internetverbindung Aktualität der Endgeräte Aktualität der Software Anzahl der Endgeräte in Relation zur Schülerzahl Wartung der Endgeräte Anzahl der Softwarelizenzen in Relation zur Schülerzahl Geschwindigkeit bei der Behebung technischer Probleme Technische Voraussetzungen insgesamt März › befriedigend (2,8) befriedigend (3,2) befriedigend (3,4) ausreichend (3,9) befriedigend (3,4) ausreichend (4,2) ausreichend (3,7) befriedigend (3,3) Daniel Jung, Bildungsunternehmer und Mathe-Youtuber Gestalter sind gefragt Die Digitalisierung im Bildungssys- tem schlägt gerade fehl. Es reicht nicht, vorhandene Schulbücher ein- fach zu digitalisieren, die dann in der Schule auf Tablets bearbeitet werden. Damit bleibt inhaltlich alles beim Alten. Verstaubte Lerninhalte werden digital einfach weitergeführt, anstatt diese zu revolutionieren. Es reicht nicht, einem alten Gaul einen Motor anzubauen. Wir brauchen neue nachhaltige Konzepte, die zeit- gemäß sind – und jedem klarma- chen, wofür man eigentlich lernt. Das sollte definitiv nicht nur eine sehr gute Note durch bloßes Aus- wendiglernen sein. Wir müssen ein Grundverständnis vermitteln, was Bildung eigentlich bedeutet. Fächer müssen neu gedacht und definiert werden. Sie müssen alltagstauglicher sein – und mit anderen Fächern bes- ser kombiniert werden. Die Digitali- sierung ist dabei ein erweiterter Arm, den wir dankend annehmen sollten. Bereits 2011 gab es an US-amerika- nischen Unis Professoren, die ihre kompletten Vorlesungen auf You- tube gestellt haben. Und so fing auch ich an, meine eigenen Erklärvideos in kurzen Einheiten ins Netz zu stellen – nicht als Ersatz zum Schulunter- richt, sondern als Ergänzung. Wenn zum Beispiel Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern ein eigenes Erklär- video drehen und online für andere Schüler zur Verfügung stellen, dann wäre das Erfolgsgefühl und damit auch der Lernerfolg garantiert. Kurz- um: Für die Zukunft des Bildungs- systems braucht es mehr Gestalter – Kritiker haben wir schon genug. Quelle: Bitkom Janine Hoferer, Leserin Lehrer 4.0 Natürlich denke ich bei der Frage so- fort an die Ausstattung. Wie steht es um Smartboards, Tablets, VR-Brillen und Laptops? All diese Technologi- en bergen riesiges Potenzial, jedoch braucht es Menschen, die es auch entfesseln können. Die besten Geräte nutzen wenig, wenn sich die Lehr- kräfte nicht mit ihnen auskennen. Es dreht sich hier nicht mehr nur um Medien, die zum Wissenstransfer genutzt werden, sondern um solche, die Wissen direkt vermitteln können. Diese Medien tragen die Möglich- keit in sich, dass Schüler selbstver- antwortlicher und selbstregulierter lernen können, was in vielen Lehr- plänen gefordert wird. Dafür müssen die Lehrkräfte mit an Bord sein. Eine neue Lehre in den Schulen benötigt auch eine neue Lehre im Studium. Das digitale Klassenzimmer braucht nicht nur Geräte, sondern auch gut ausgebildete Pädagogen. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Frank Elsner, Manager Educational Business, CASIO Europe GmbH Medien im Matheunterricht Logisch folgern, Zusammenhänge er- kennen, Probleme lösen – mehr denn je lernen Schülerinnen und Schüler heute im Mathematikunterricht fürs Leben. Die Lernwerkzeuge tragen dazu bei, moderne Unterrichtsziele wie mathe- matisches Argumentieren, Problemlö- sung oder Modellierung zu vermitteln und den Bezug zu mathematischen Alltagsfragen herzustellen. Technolo- gie und Unterricht wirken aufeinan- der ein. Der digitale Fortschritt hat gleichermaßen Tablets hervorgebracht und die Entwicklung mathematischer Lernwerkzeuge – wie zum Beispiel des ClassPad II – beflügelt: Beide lassen sich per Touch-Display bedie- nen, beide können Grafiken in hoher Auflösung darstellen. Auch die Bil- dungsstandards legen den Einsatz von digitalen Werkzeugen nahe. Aus dem Unterrichtseinsatz der Geräte folgt auch deren Einsatz in der Prü- fung. Hierfür werden Grafikrech- ner und Mathematiksoftware von CASIO entwickelt und regelmäßig an die Bedürfnisse der Schulen ange- passt. Zudem lassen sich ausgewählte Grafikrechner und Projektoren von CASIO per USB miteinander ver- binden. So kann die ganze Klasse se- hen, was auf dem Display abgebildet ist, beispielsweise um einfach Re- chenschritte nachzuvollziehen. Und schließlich sind Schulrechner auch in ganz handfester Hinsicht auf den Schulalltag zugeschnitten. Die robuste Bauweise verspricht einen langjähri- gen Einsatz im mitunter turbulenten Schülerleben. ›