+3 Magazin September 2019 | Page 12

+1 12 › GELEBTE VERSCHWENDUNG Viele Lebensmittel wandern jedes Jahr in privaten Haushalten in die Abfalltonne 14% Brot und Backwaren 16% Zubereitetes Europa und Nordamerika 11% Getränke 95-115 Kilogramm 9% Deutschland Milchprodukte 55 Kilogramm 7% 34% Obst und Gemüse Fertigprodukte 4% Fleisch und Fisch pro Kopf, 2017 5% 6-11 Kilogramm Sub-Sahara- Afrika und Süd-/ Südostasien Sonstiges pro Kopf, 2009 Quellen: IAASTD, GfK, BMEL Romek Vogel, Gründer von Nachhaltigkeits-Startups Grün wird zum Trend Nachhaltigkeit bedeutet für einige Menschen immer noch Verzicht und Zeigefinger, gepaart mit Produkten, die „öko“ aussehen oder uncool sind. Unserer Erfahrung nach entscheiden sich Konsumenten bewusst dann für nachhaltige Produkte, wenn sie in ers- ter Linie persönliche Vorteile darin sehen und sich eine höhere Qualität erhoffen. Das wird vor allem in Berei- chen wie Bio-Nahrungsmittel und Na- turkosmetik deutlich, wenn es um die eigene Gesundheit geht oder einfach um das Entdecken neuer innovativer Produkte. Auch Eltern achten ganz besonders auf ökologische Produkte für ihre Kinder und genießen in ihrem Umfeld mit einem grünen Lifestyle gleichzeitig Trendsetter-Status. Kon- sumenten interessieren sich immer dann besonders für Nachhaltigkeit, wenn es Spaß macht oder mit persön- lichen Anreizen zu tun hat. Wenn mit einem Kauf nebenbei noch gute Zwe- cke verfolgt werden wie Ressourcen- schonung oder ein fairer Handel, dann ist das zwar für viele ein wichtiges Argument, aber meist nicht kaufent- scheidend. Ebenso erkennen Unter- nehmen immer mehr, dass Nachhal- tigkeit ein echter Wettbewerbsvorteil ist und nicht nur ein Kostenfaktor. Man muss sie nur richtig kommunizie- ren und Produkte kreieren, die Spaß machen, wie beispielsweise E-Scooter. Vor allem die jüngere Generation Y möchte zudem auch im Berufsleben etwas Sinnvolles tun und entscheidet sich oft ganz bewusst für einen Job in einer grünen Branche oder in einem nachhaltigen Unternehmen. Markus Erlwein, Pressesprecher Volksbegehren Artenvielfalt Jeder kann etwas tun In Anlehnung an einen bekannten Pop- song kann tatsächlich jeder „nur mal kurz den Garten retten“. Ein naturna- her Garten mit heimischen Blüh- und Staudenpflanzen und ein paar wilden Ecken ist ein erster Schritt und für jeden machbar. Wer also bei der Gartenarbeit tendenziell etwas fauler ist und nicht gleich alles weg- und aufräumt, der tut etwas gegen das Artensterben. So reicht es, wenigstens einen Teil der Rasenflä- che nur noch einmal im Jahr zu mähen. Dann fangen heimische Blumen ganz von alleine an zu blühen. Diese locken Insekten an, die wiederum Nahrung für Vögel und andere Gartentiere sind. Ein Verzicht auf den Einsatz von Gift im Garten ist ein weiterer Schritt für mehr Artenvielfalt. Denn die Schädlingsbe- kämpfung gelingt auch mit natürlichen Alternativen. Der Kauf von bienen- freundlichen Pflanzen gilt auch für den Balkon. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den auch Nicht-Gartenbesitzer umset- zen können, ist der Kauf von Biolebens- mitteln. Denn beim Anbau werden keine chemischen Pestizide verwendet. Der Verzicht auf Spritzgifte und Mono- kulturen schont zudem selten geworde- ne Ackerpflanzen, Insekten und Vögel. Der Bio-Anbau garantiert Randstrei- fen, Hecken und kleine Biotope, die ge- fährdeten Arten einen wichtigen Platz zum Leben bieten. Und schließlich kann jeder Mitglied beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern werden. Wir geben der Natur eine starke Stimme und setzen uns auch weiterhin gegen das Insekten- und Artensterben ein. Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin Historische Chance Wenn dieses Magazin am 20. Sep- tember erscheint, hat jeder die Mög- lichkeit, einen Teil zur Rettung un- serer Lebensgrundlage beizutragen: Heute gehen auf der ganzen Welt Millionen von Menschen auf die Stra- ße, um für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und die Begren- zung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad zu demonstrieren. Dieser Tag wird einer der bedeutsamsten kli- mapolitischen Tage des Jahres sein. Nicht, weil er der Klimakrise etwas entgegen setzten wird – auch am 20. September werden wie an jedem anderen Tag 1.300 Tonnen CO 2 pro Sekunde in die Atmosphäre geballert werden. Dieser Tag wird auf ganz an- dere Art und Weise zum Gamechan- ger: Als größter globaler Klimastreik aller Zeiten hat er das echte Potenzial dazu, eine Disruption auszulösen, die gewaltig genug sein wird, Politiker auf der ganzen Welt wenige Tage vor Beginn des UN-Klimagipfels aufzu- wecken. Nur mit einer solchen mas- siven Disruption ist die Klimakatast- rophe noch aufzuhalten. Dafür muss die gesamte auf fossilen Rohstoffen basierende Weltwirtschaft transfor- miert werden. Und damit muss so- fort losgelegt werden. Allen, die da- raufhin so gerne behaupten, hier im kleinen Deutschland könnten wir oh- nehin nichts ausrichten, kann ich nur antworten: Wenn wir es in Deutsch- land nicht schaffen, das 1,5-Grad- Ziel zu erreichen, ist es utopisch, dass es weltweit klappt. Auch dafür ist der 20. September übrigens entschei- dend: Während wir auf die Straße gehen, verständigt sich die Klima- kabinett auf ein Klimaschutzgesetz. Die Bundeskanzlerin, die später mit einem Beschluss in der Tasche zum Gipfel nach New York reisen wird, hat heute die Möglichkeit, eine un- fassbare Chance am Schopf zu pa- cken. Für Pillepalle haben wir keine Zeit mehr. Das weiß niemand besser als Frau Merkel. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Martin Sabel, Geschäftsführer Bundesverband Wärmepumpe Nachhaltige Wärme Flugreisen gelten derzeit als Kli- makiller Nummer eins. Dabei wer- den etwa ein Drittel der deutschen CO 2 -Emissionen im Gebäudebereich verursacht. Höchste Zeit also, den Blick auf unsere Eigenheime zu rich- ten, denn im Vergleich mit anderen Sektoren stehen hier bereits viele klimafreundliche Lösungen wie Pel- letheizungen oder Wärmepumpen bereit. Apropos Wärmepumpe: Ge- rade hier lohnt sich ein genauerer Blick, denn durch die Nutzung kos- tenloser Umweltwärme kann sie so- fort dazu beitragen, die CO 2 -Emissio- nen im Gebäudebereich drastisch zu senken. Angesichts des ständig stei- genden Anteils erneuerbaren Stroms wird sich zudem die Klimabilanz ei- ner heute installierten Wärmepum- pe automatisch verbessern. Um der Wärmepumpe, insbesondere in Be- standsgebäuden, eine faire Chance zu geben, bedarf es dringend einer Ent- lastung des Strompreises und einer grundsätzlichen und sozial verträg- lichen Neuausrichtung der Energie- preise nach ihren CO 2 -Emissionen. Wärmepumpen sind die effizienteste Möglichkeit, aus dem zunehmend erneuerbaren Strom Wärme für Ge- bäude zu erzeugen: Aus einer Kilo- wattstunde Strom gewinnt sie bis zu vier Kilowattstunden Wärme – ein unschlagbarer Wert, an den die viel- beschworenen grünen Gase nicht annähernd herankommen. Wer jetzt seine Energieversorgung auf grünen Strom umstellt, fährt tatsächlich be- reits heute komplett CO 2 -neutral. Das ist gut fürs Gewissen, vor allem aber gut für unsere Umwelt – und da- rauf kommt es am Ende doch an. ›