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WIE INNOVATIV KANN
ENERGIE SEIN?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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In Ägypten soll 2019 das größte Solarkraftwerk der Welt in
Betrieb gehen. Es soll 1.650 Megawattstunden Energie liefern
– so viel wie ein großes Atomkraftwerk.
Quelle: www.spiegel.de
© iStock./Mlenny
Christian Vorpahl,
Wissenschaftler
Forschungskonsortium
Eurofusion
Energie am Horizont
Kernfusion ist eine überaus innovative
Energiequelle, denn sie erfordert ab-
solute Spitzentechnologie und bringt
so auch andere Wissenschaftszweige
voran. Sie ist das, was unsere Sonne
befeuert – und auf der Erde eine gro-
ße Herausforderung: Um Atomkerne
zu verschmelzen, bedarf es höherer
Temperaturen als im Sonnenkern.
Viel Erfindergeist steckt daher in den
Maschinen, die solche Temperatu-
ren erzeugen und aushalten können.
Beispielsweise gelingen Wartung und
Reparatur unserer komplexen Expe-
rimente nur durch Methoden der Vir-
tual Reality, um unzugängliche Stellen
an den Maschinen zu erreichen. Im
Gegensatz zur Windenergie kann Fu-
sion kontinuierlich Strom erzeugen, es
wird kein CO 2 frei und Kernschmelzen
wie bei Spaltreaktoren sind nicht mög-
lich. Zwar werden Anlagenteile durch
Neutronen aktiviert, aber es entsteht
kein langlebiger, hochradioaktiver Ab-
fall. Bei Fusionsreaktionen wird so viel
Energie frei, dass ein Kraftwerk mit
1.000 Megawatt Leistung mit nur 250
Kilogramm Brennstoff pro Jahr auskä-
me – gegenüber 2,7 Millionen Tonnen
bei einem Kohlekraftwerk. Allerdings
sind Fusionskraftwerke zwangsläu-
fig sehr große Anlagen. Dies führt zu
langen Entwicklungszeiten und hohen
Kosten, die sich derzeit der Großteil
der Weltgemeinschaft teilt – so auch
bei ITER. Das bisher größte Fusi-
onsexperiment geht 2025 in Betrieb.
Dank vieler Vorzüge hat Fusionsener-
gie das Potenzial, die globale Energie-
landschaft grundlegend zum Positiven
zu verändern.
Gerd Müller,
Bundesminister für
wirtschaftliche
Zusammenarbeit
und Entwicklung
Strom für Afrika
Für uns in Deutschland ist ein Strom-
anschluss selbstverständlich. In Afrika
dagegen müssen rund 600 Millionen
Menschen darauf verzichten. Das ist
dramatisch, denn ohne Energie kön-
nen Lebensmittel und Medikamente
nicht gelagert werden. Die Wirtschaft
kommt nicht in Schwung und es ent-
stehen keine neuen Jobs. Afrika ist
aber reich an erneuerbaren Energien:
Sonne, Wasserkraft, Biomasse. Diese
Ressourcen sind selbst in entlegensten
Gebieten reichlich vorhanden. Daher
setzen wir auf dezentrale Anlagen wie
Solarpanels, Windräder, Kleinwasser-
kraftwerke oder Bioenergie. Mit un-
serer Initiative „Grüne Bürgerenergie
für Afrika“ fördern wir künftig solche
Lösungen nach dem Vorbild deutscher
Kommunen und Bürgergenossen-
schaften. Viele Innovationen helfen
bereits heute: In Tansania fördern wir
kleine Dach-Solarsysteme und Solarki-
oske, die die Haushalte über ihr Han-
dyguthaben abzahlen. In Liberia sind
über tausend S