+3 Magazin September 2016 | Page 21

+3 Arved Fuchs, Expeditionsleiter und Buchautor Panik ist ein schlechter Ratgeber Wer die Wähler der AfD lediglich als Protestwähler definiert, macht es sich zu einfach. Die subtile Furcht vieler Mitbürger trägt seltsame Früchte. Den Deutschen ging es noch nie so gut wie heute – und dennoch diese tiefe Unzufriedenheit, die Angst vor Verlust und Überfremdung. Die globalisierte Welt ist eine andere als vor 20 oder 30 Jahren. Sie stellt ihre eigenen Gesetze auf. Flüchtlingsströme werden deshalb nicht versiegen, weil man Zäune baut oder Obergrenzen festlegt und so tut, als ginge es einen nichts an. Menschen werden in Camps wie in eine Deponie gekehrt. Menschlicher Abfall. Man fühlt sich nicht verantwortlich für das Schicksal der Flüchtlinge. Dieses Verhalten Petra Eisenberg, Leserin schafft eine explosive Mischung, die vor keinem Zaun, keiner Barriere Halt machen wird. Wir leben zunehmend in einer kosmopolitischen Gesellschaft, die sich nur dann behaupten wird, wenn man Veränderungen zulässt, ohne sich selbst und seine Identität dabei aufzugeben. In der Erkenntnis, dass Veränderungen unausweichlich und auch notwendig sind, erwächst eine gesellschaftliche Stärke. Strukturierte Zukunftsperspektiven, Ursachenbekämpfung und nicht die Verwaltung der eigenen Befindlichkeit lässt Entwicklungen zu. Der Schritt zurück ist keine Option, auch das Verharren im Status quo nicht. Die Entwicklung wird den Unvorbereiteten überrollen. Eine starke Gesellschaft begreift und handelt und moderiert ihrerseits die Entwicklung. Robert Weiss, Leser Macht mit Eins der simpelsten Dinge ist, wählen zu gehen. Aber selbst dieses kleine Kreuz scheint für ein Drittel der Gesellschaft schon zu aufwendig. Rolf Zuckowski, Komponist, Textdichter und Sänger Kinder brauchen Musik „Starke Mädchen haben nicht nur schöne Augen, starke Mädchen haben Fantasie und Mut.“ So heißt es in einem meiner Lieder und weiter: „Starke Jungs sind stark genug, um nachzugeben, starke Jungs, die fall’n auf Sprüche nicht herein.“ Von Kindern gesungen werden solche Zeilen zur Selbstaffirmation. „Kinderlieder“ können diese besondere Kraft haben, die sich in der Wiederholung entfaltet. Ich komme bei der Frage, wie wir unsere Kinder stärken können, zwangsläufig zuerst auf die Musik, denn seit 40 Jahren war dieses Ziel einer meiner Hauptbeweggründe zum Lieder schreiben. Hinzu kam schon bald, und mit Gründung meiner Stiftung „Kinder brauchen Musik“ 2004 ganz dezidiert, das Bestreben, Kinder zu einer aktiven musikalischen Kindheit zu führen. Singende und musizierende Kinder werden stärker für das Miteinander. Sie lernen, dass Zuhören wertvoll ist. Sie wagen es, sich vor die anderen zu stellen und den Ton anzugeben, ebenso können sie sich zum Wohl der Gruppe einordnen. Die musikalische Förderung lässt Kreativität, Selbstvertrauen, Einfühlsamkeit und Teamfähigkeit gedeihen – Schlüsselkompetenzen, die unsere Gesellschaft und die Demokratie dringend braucht. Ermutigen wir die Kinder, zu träumen und das Machbare selbst herauszufinden. Das unmöglich Scheinende wird sie noch oft im Leben herausfordern. Erfinder, Politiker, Freiheitskämpfer oder auch Unternehmer können davon ihre eigenen Lieder singen. Susanne Kerner, Leserin Kenne deinen Nächsten Früher waren es die Familie, die Nachbarn, das Dorf, was zusammenhielt. Heute kennen viele noch nicht einmal die anderen Mietsparteien im Haus. Wer sich gegenseitig stärken will, muss sich auch kennen. Oft hilft es schon, bei den Nachbarn zu klingeln und sich vorzustellen. Zuhören und einspringen, wenn Hilfe nötig ist, ist dann kein großer Schritt mehr. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Bringt euch ein Unsere heutige Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass sich jeder einzelne engagiert. Das kann passieren, indem man Kuchen auf Turnieren verkauf, um die Kasse des Sportvereins aufzufrischen, oder bei der Elternbeteiligung in der Schule, die Teil jedes Schulkonzepts ist, oder seit letztem Jahr zunehmend in der Flüchtlingshilfe. Jeder setzt andere Schwerpunkte und nicht jeder muss sich für alles einsetzen. Aber Menschen, die sich aus allem heraushalten, lehnen es nicht nur ab, andere zu stärken, sie sind damit auch selbst kein starker Teil der Gesellschaft. 21 Christian Kipper, Geschäftsführer Deutsche Fernsehlotterie und Stiftung Deutsches Hilfswerk Der kleine Beitrag Solidarität und Zusammenhalt machen unsere Gesellschaft stark. Denn eine Gemeinschaft definiert sich auch über ihre Menschlichkeit und ihre Erfolge, die Wohlergehen und Fürsorge schaffen. Solche Ideale sind wichtig und sorgen für eine Bindung innerhalb der Gemeinschaft. Doch wie motiviert man Menschen zu gegenseitiger Hilfsbereitschaft? Klar, Vorbilder haben hier eine tragende Funktion. Aber auch kleine Taten können aufzeigen, wie man Gutes tun kann. Das hat uns nicht zuletzt die Flüchtlingskrise gezeigt: Die vielen Engagierten halfen mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen – mal im kleineren, mal im größeren Rahmen, eben jeder wie er konnte. Und Vorbilder fanden sich überall: Im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, im Büro. Immer mehr Engagierte setzen sich für Belange in ihrem direkten sozialen Umfeld ein. Gerade dort wird deutlich, wie wichtig Solidarität für eine lebendige Gemeinschaft ist. Aber auch Helfern muss geholfen werden: So ist die Deutsche Fernsehlotterie seit 60 Jahren eine Stütze des Gemeinwesens. Ihre Mitspieler helfen mit dem Kauf eines Loses dort, wo Hilfe gebraucht wird und unterstützen Engagierte somit finanziell. Dieses Engagement reicht vom Dorfcoach in Mecklenburg-Vorpommern, der gegen die Vereinsamung alter