+3 Magazin September 2016 | Page 12

+2 12 WELCHE VERANTWORTUNG HABEN UNTERNEHMEN? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Die meisten europäischen Supermarktketten beziehen Pangasius nur noch aus umweltverträglicher Produktion – und sichern so rund 60 Millionen Kleinfischern des Mekong ihre Existenz. Quelle: WWF © iStock./f9photos Edda Müller, Vorstandsvorsitzende Transparency International Deutschland Nachhaltigkeit braucht Transparenz Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion verlangen verantwortliches Handeln von Verbrauchern, Handel und Produzenten. Deutschland trägt hier eine besondere Verantwortung. Deutsche Unternehmen beauftragen Zulieferfirmen in vielen Teilen der Welt. Große Handelsunternehmen lassen ihre Waren in Billiglohnländern produzieren, in denen nicht selten korrupte „Eliten“ zur Verletzung von Menschenrechten beitragen. Sie alle tragen Verantwortung dafür, dass entlang der Lieferkette Sozial- und Umweltstandards eingehal- ten werden und Korruption keine Rolle bei der Auftragsvergabe spielt. Dies wird aber nur dauerhaft funktionieren, wenn die deutschen Verbraucher ethisches Verhalten von Produzenten und Handel honorieren. Hierfür brauchen Verbraucher verlässliche Informationen über die „inneren Werte“ von Waren und Dienstleistungen. Derzeit werden ihnen diese weitgehend vorenthalten. Unternehmen behandeln Informationen zu den Arbeits- und Herstellungsbedingungen zumeist als Betriebsgeheimnisse. Die CSR-Richtlinie der EU will die Transparenz der Geschäftsabläufe erhöhen. Große börsennotierte Unternehmen innerhalb der EU sollen künftig über Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte und Maßnahmen zur Korruptionsvermeidung berichten. Die Bundesregierung sollte den 2017 in Deutschland tagenden G-20-Gipfel nutzen, um auch die Schwellenländer zu mehr Transparenz in der Lieferkette zu gewinnen. Klaus D., Leser Silvia Bratmann, Leserin Das Unternehmen kommt zuerst Der Nachhaltigkeit verpflichtet Ein schwach wirtschaftendes Unternehmen wird nicht in der Lage sein, die Verantwortung zu übernehmen, nach der alle in der Kleinstadt schreien: nach der Unterstützung bei Fußballturnieren, der Finanzierung der Gruppenausstellung im Heimatmuseum oder der Anzeigenschaltung in der Schülerzeitung. Das sind alles schöne Projekte, jedes einzeln gesehen kostet auch nicht viel. Oft ist es als Unternehmer schwer, engagierten Gruppen klarzumachen, dass es erst einmal darum geht, die Arbeitsplätze zu erhalten, bevor man als Sponsor auftritt. Denn das ist die wichtigste Verantwortung, die ein Unternehmen hat: Es darf sich nicht übernehmen und dadurch insolvent werden. Wenn die Pariser Klimaziele erreicht werden sollen, geht dies nur mit einer grünen Wirtschaft, die sich für Energieeffizienz, Klima- und Ressourcenschutz einsetzt. Unternehmen müssen ihren Beitrag zur Dekarbonisierung leisten und ökologische Standards einhalten. Sei es bei den Transportwegen, in einer nachhaltigen Landwirtschaft oder in energieeffizienten Gebäuden. Während dies als Ziel in der Gesellschaft schon verankert ist, wenn auch nicht immer von Privatpersonen umgesetzt, sollte es im besten Fall für Investoren ausschlaggebend sein, Gelder nur in nachhaltige Unternehmen zu investieren. Den größten Beitrag aber haben die Unternehmen selbst zu leisten. Hier müssen sie die Verantwortung übernehmen.