+3 Magazin September 2016 | Page 10

+1 10 › Kristin Narr, Medienpädagogin Die Welt im Klassenzimmer In Deutschland wird viel darüber geredet, wie Bildung mit digitalen Medien verändert und verbessert werden kann und sollte. Digitale Medien geben aber keineswegs eine Garantie für besseres Lernen. Vielmehr stellen sich in dem Zusammenhang Fragen, die uns seit jeher beschäftigen: „Wie wollen wir lernen?“ „Wie verstehen wir Bildung in unserer Gesellschaft?“. Die Implementierung digitaler Medien er- fordert ein Umdenken hin zu einer Öffnung der Bildungseinrichtungen und veränderten Rolle der Lehrenden. Wenn Ziel sein soll, dass junge Menschen zu emanzipierten und mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranwachsen, dann gelingt das nur, wenn digitale Medien auch und noch viel mehr in ihren Bildungskontexten eine Rolle spielen. Denn Medien sind Teil unserer Welt, sie sind Weltlieferanten. Die Emanzipation gelingt nicht, wenn wir junge Menschen in ein Vakuum stecken, das sich außerhalb unserer Welt befindet und nur aus Vorgedachtem, bereits Bekanntem und Verboten besteht. Im Mittelpunkt steht letztlich das Sichtbarmachen und Begreifen unserer Welt. Eine kritische Haltung gegenüber Technologien und ein kompetenter Umgang damit erreicht man nur, wenn man sich ak- tiv damit auseinandersetzt. Junge Menschen müssen lernen, mit den Ressourcen und Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, umzugehen – letztlich um diese Welt ein Stück mehr zu verstehen, an der Gesellschaft teilzuhaben und diese mitgestalten zu können. stiften. In Bezug auf die mobile Kommunikation oder das Internet hat die überwältigende Mehrheit unserer Bürger keinen Zweifel, dass diese in ihrem Alltag einen erheblichen Vorteil mit sich bringen. Das Empfinden dominiert, dass vieles einfacher, transparenter und besser zugänglich geworden ist. Die Bürger schätzen vor allem die Möglichkeiten, jederzeit Informationen abrufen zu können und sie sind von der Breite und Aktualität des Informationsangebotes beeindruckt. Die Mehrheit sieht das Internet als Möglichkeit, viel Zeit, Mühe und Geld zu sparen. Chris Giegler, Leser Genügend Mehrwert Es ist doch so: Generell gilt, dass sich gerade neue Technologien, die als Erleichterung und Bereicherung empfunden werden, rasch ausbreiten. Die Dynamik der Entwicklung hängt grundlegend davon ab, welchen Zusatznutzen innovative Technologien André Seibalt, Leser Nicht alle deutschen Sparfüchse machen jeden digitale Hype mit. Mir macht es aber einen Riesenspaß, Neues zu entdecken und Verbesserungen zu nutzen. VERTEILUNG VON ANALOGEM UND DIGITALEM TV-EMPFANG IN DEUTSCHLAND Privathaushalte mit TV-Empfang 100 75 6,6 6,8 7,6 8,1 8,6 10,2 10,3 7,2 7,4 5,6 3,8 2,5 19,1 24,8 32,3 38,6 46,4 51,5 57,5 70,6 73,4 78,2 84,7 89,8 Ausschließlich analoger TV-Empfang Ausschließlich digitaler TV-Empfang Analoger und digitaler TV-Empfang Anteil der Empfangsart in % 50 25 0 74,3 68,4 60,1 53,3 45 38,3 32,2 22,2 19,2 16,2 11,5 7,7 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Gerhard Bachleitner, Leser Digitale Albernheiten Ich bin seit 1982 digital – und angewidert von der Smartphonisierung des World Wide Web. Wenn der digitale Fortschritt darin bestehen soll, die Nutzer zu einem unergonomischen Gerät zu nötigen, um sie dort besser überwachen, verfolgen und ökonomisch ausbeuten zu können, findet er ohne mich statt. Desgleichen die Albernheiten des Smart Home einschließlich des „intelligenten“ Stromzählers, der digitalen Selbstvermessung, des Internets der Dinge, der Cloud, des mobilen Bezahlens und so weiter. Mit digitaler Selbstbestimmung hat das in der Regel nichts zu tun. Und Deutschland? Ist seit 1941 digital: Zuse Z 3. Danach die übliche deutsche Misere, wirtschaftlich damit auf keinen grünen Zweig gekommen. Kleiner Tipp: Es ist unter anderem die Haltung, das heißt die Einstellung zur Wirtschaft. Früher kaufte der deutsche Revolutionär bekanntermaßen eine Bahnsteigkarte, wenn er mit dem Zug zur Revolution fahren wollte. Jetzt hätte man gern Disruption mit Bestandsschutz und Innovation mit Rechtssicherheit. Und die Politik? Agiert angesichts des „Neulands“ wahlweise ignorant, borniert unfähig oder schlicht destruktiv. Katharina T., Leserin Nicht überdrehen Bei manchen fragt man sich eher: Sind sie physisch noch da? Wenn mein Partner ständig auf sein Smartphone schaut anstatt auf mich und ich ihm aus dem gleichen Raum eine SMS schicken muss, damit er mich wahrnimmt, dann sind wir zu digital. Quellen: Alm, Statista DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Timo Schneckenburger, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb HD PLUS GmbH Mehr Interneteffizienz, bitte Deutschland ist sicher kein digitales Neuland, aber auch nicht Spitze. Gerne wird über den künftigen Netzausbau geredet, ungern über Risiken. Sie passen nicht so gut ins Bild. Aber ausgerechnet in der Alles-ist-möglichWelt des Internets gibt es Grenzen: die Bandbreite. Das Datenvolumen wächst immer schneller. Vor allem Videos verstopfen die Leitungen. Wer Fernsehen in Ultra HD erleben will, sollte einen stabilen 20-Megabit-Zugang haben. Und wenn Millionen eine TV-Show oder ein Fußballspiel gleichzeitig in HD – inzwischen die gewünschte Standardqualität – oder UHD übers Internet schauen wollten, hätten wir einen Daten-GAU, schwarze Bildschirme. Also weniger Spaß? Nicht nötig. Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, wie bei der Energiewende. Dort setzt man auf mehr Effizienz. Jede Kilowattstunde, die nicht transportiert werden muss, entlastet das Stromnetz. Übertragen heißt das: Jedes Bit, das nicht durchs Netz rauscht, entlastet das Netz. Aber woher mit der Interneteffizienz? Die Lösung des Problems steht nicht in den Sternen, sie existiert im All. Streaming-Anbieter nutzen schon heute TV-Satelliten, um ihre Verteilstellen mit Videos zu versorgen. Auch für Ottonormal-Datenverbraucher ist das ein interessanter Weg. HD und UHD über Satellit. Ohne Breitbandanschluss, ohne Sorge vor dem noch teureren Datenpaket. Dank neuer Technik kann das Satellitensignal zuhause sogar auf Smartphone, Tablet oder PC genutzt werden. So macht Effizienz Spaß.