+3 Magazin September 2015 | Page 9

+1 › Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Grüner fliegen Waren es in den letzten fast 125 Jahren – seit Otto Lilienthal den ersten großen Sprung wagte – vor allem technische und technologischen Grenzen, die bei der Entwicklung der Luftfahrt überwunden werden mussten, so gilt es bereits heute, ökologische Verantwortung zu übernehmen. In den kommenden zwei Jahrzehnten wird eine Verdopplung der weltweit verfügbaren Anzahl an Passagierflugzeugen erwartet. In Anbetracht dieser Entwicklung müssen sich alle am Luftverkehr Beteiligten mit den Konsequenzen des eigenen Handelns auseinandersetzen. Das zukünftige System Luftverkehr sollte ökoeffizient ausgelegt werden, damit Mobilität und Umwelt im Einklang zueinander stehen. In den nächsten Jahrzehnten wird sich zeigen, wie Hans-Peter Kollmeier, Leiter FraunhoferProjektgruppe Neue Antriebssysteme NAS Verbrennung veredeln Der Verbrennungsmotor wird im Bereich von mobilen Antriebssystemen in den nächsten Jahrzehnten weiter eine zentrale Rolle spielen. Im Personenverkehr haben Elektrofahrzeuge auf Grund der geringen Energiedichte der elektrischen Speicher nur begrenzte Reichweiten. Für Nutzfahrzeuge gibt es wegen hohen Energiedichten der in Frage kommenden Kraftstoffe keine Alternative zum Verbrennungsmotor. Nichtsdestotrotz ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Antriebe sinnvoll und notwendig. Besonders spannend ist die Optimierung in unterschiedlichen Bereichen des konventionellen Antriebes. Ein Punkt ist die weitere Reduzierung des Gewichts des Motors und Antriebsstranges, denn das Fahrzeuggewicht hat einen erheblichen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch. Leichtbau, Downsizing oder Optimierung des Packagings sind hier wichtige Stichworte, die für zukünftige Entwicklungen maßgeblich sind. Wir forschen auch an Kunststoff-MetallHybridbauweisen, die das Gewicht eines Zylindergehäuses bis zu 20 Prozent reduzieren kann. Das Verfahren zur Herstellung derartiger Bauteile ist zudem großserientauglich und die Fertigung nicht wesentlich teurer als die von konventionellen Motorblöcken. Parallel befassen wir uns auch mit Restwärmenutzung. Zum Beispiel über einen Rankine-Prozess wird abgasseitige Wärmeenergie in mechanische Energie gewandelt, die dem Antriebsstrang wieder zugeführt oder in elektrische Energie gewandelt werden kann. sich die Luftfahrt den wachsenden gesellschaftlichen und den daraus folgenden technologischen Herausforderungen stellen wird und welche neuen Innovationen sich demzufolge im weltweiten Luftverkehr durchsetzen werden. Ziel muss es sein, unter anderem durch die Senkung der Lärm- und Schadstoffemissionen, ein Luftverkehrssystem zu entwickeln, das den gesellschaftlichen Anforderungen nach wachsender Mobilität, verbunden mit einem hohen Umweltbewusstsein, folgt. Wissenschaft und Wirtschaft können und müssen dabei von Beginn an gemeinsame Wege beschreiten und die gesellschaftlichen Bedürfnisse, Sorgen und Ansichten berücksichtigen. Wolfgang Aichinger, Leser Zukunftsmobilität In den 1950er-Jahren stellte man sich den Verkehr der Zukunft lautund schwerelos vor, mit Menschen in Kapseln, die durch die Städte fliegen. Gekommen sind dagegen sechs Jahrzehnte autogerechte Stadtplanung, einhergehend mit einer Hochmotorisierung der Pkw. Fortschritte im Sinne der Nachhaltigkeit brauchten dageg