+3 Magazin September 2015 | Page 16
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WIE LERNEN WIR
MORGEN?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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2014 war die Prügelstrafe in 121 Ländern
weltweit erlaubt, der Rohrstock damit eine
probate Erziehungsmaßnahme. Quelle: Unicef
© AMERICAN STOCK/Corbis
Ruth Tobias,
Direktorin des
Sprachenzentrums,
Freie Universität
Berlin
Esperanto ist auch
keine Lösung
Die Kenntnis von Fremdsprachen wird
in unserer globalisierten Welt eine zunehmende Rolle spielen. Alle Ansätze,
die existierende Sprachenvielfalt durch
eine gemeinsame, vermeintlich einfachere Sprache zu ersetzen, sind bisher nicht von Erfolg gekrönt. Sprache
strukturiert Denken und schafft Identität. Die Vermittlung von Sprachen ist
somit eine Investition in die Zukunft
unseres Handelns.
Drei Faktoren werden in Zukunft das
Lernen von Sprachen bestimmen: Erstens die wissenschaftliche Forschung,
die Wesen, Struktur und Funktion
von Sprache beschreibt und sprachli-
che Lernprozesse erklärt. Zweitens die
Entwicklung neuer Informations- und
Kommunikationstechnologien, damit
Sprachenlerner in immer größerem
Maße Strategien entwickeln können,
ihren Lernprozess selbst zu strukturieren. Drittens gesellschaftspolitische
Faktoren, da Sprache und die Kenntnis der jeweiligen Kultur eine entscheidende Rolle in einer zusammenwachsenden Welt spielen – sei es durch die
Öffnung von Arbeitsmärkten, durch
Migrationsströme oder durch wachsende Möglichkeiten, durch Reisen
die Welt kennenzulernen. Für viele
Menschen ist der Begriff der Muttersprache nicht mehr eindeutig zu definieren, da sie mit mehreren Sprachen
aufgewachsen sind. Diese Tatsache
als Ressource nicht nur für das Sprachenlernen zu sehen, sondern auch als
Chance für ein wachsendes Verständnis über sprachliche und kulturelle
Grenzen hinweg, ist eine der Herausforderungen unserer Zeit.
Karoline Schuhmacher, Leserin
Werner Mohnert, Leser
Im Krebsgang
Es kommt, wie es kommt
Unser Schulsystem hat derzeit noch
an vielem zu beißen: G8 vor und zurück. JÜL vor und zurück. Einschulung mit 5 vor und zurück. Vom UNAusschuss als mangelhaft bewertete,
ständig wechselnde Schulsysteme.
Es wäre schön, wenn dies erst einmal im Griff wäre und nicht jede
Generation aufs Neue Experimenten
ausgesetzt werden würde.
Wie schon heute, werden sich die
Menschen Lernwege suchen, die ihnen am besten entsprechen. Die ganz
Kleinen werden – wie schon immer
– von Eltern, Großeltern, Geschwistern und Spielkameraden durch Zuschauen lernen. Später werden sie
zunächst gezwungen sein, die Lehrmethoden ihrer Lehrer zu akzeptieren, das heißt zu lernen, wie die Lehrer selbst gelernt haben. Ansonsten
werden sich künftig die verwendeten
Lernmethoden stärker als in der Vergangenheit an den zu lernenden Inhalten orientieren. Vieles wird sich
am Computer abspielen, zum Beispiel Spracherwerb über Skype, aber
es wird auch notwendig sein, im Zusammenspiel mit anderen Menschen
von Angesicht zu Angesicht zu lernen
– Thema Teamtraining.
Monika Rößler, Leserin
Die Lust macht's
Als ich anfing zu arbeiten, hatten wir
Zuhause noch nicht mal ein Telefon.
Heute bin ich 67 und schreibe Ihnen
per Smartphone – man muss einfach
nur bereit sein, alles Neue kennenzulernen. Das braucht keine besondere
Bildung, nur einfach Lust aufs Leben.