+3 Magazin September 2015 | Page 11

+2 Klaus Fischer, Chef des gleichnamigen Familienunternehmens Das Beste aus allen Welten In unserem Land haben die meisten Menschen ein Ziel. Sie sind fleißig und geben nur selten auf. Dabei sind sie häufig Perfektionisten: Klappt es mit dem Erfolg nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben, dann lernen sie daraus und verbessern ihre Prozesse, statt andere für Fehler verantwortlich zu machen. Fleiß, Disziplin und Beharrlichkeit sind Eigenschaften, die erfolgreichen Menschen zugesprochen werden. Deutschland ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und bei der Beurteilung dieses Phänomens werden auch diese Tugenden immer wieder ins Feld geführt. Hinzu kommen Verlässlichkeit, gute Organisation und Pünktlichkeit. Alles beim Alten also? Nein, die Deutschen sind mit der Zeit gegangen und haben sich verändert. Ein Spiegelbild für diese Entwicklung ist unsere Fußball-Nationalmannschaft. Die Spieler verfügen nach wie vor über die klassischen „deutschen Tugenden“ wie Kondition und Kampfkraft. Um heutzutage aber im internationalen Wettbewerb zu bestehen, sind spielerische Raffinesse, Kreativität, Schnelligkeit und Eleganz hinzugekommen. Auch Unternehmen und ihre Mitarbeiter entwickeln sich ständig weiter. Intuition und Erfindergeist, Schnelligkeit und Kreativität gehören für mich deshalb ebenfalls zu den typisch deutschen Eigenschaften. Die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, dabei aber die bewährten Prinzipien und Tugenden zu bewahren: In diesem typisch deutschen Mix liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. Ihr Name, Leser Was ist Ihre Meinung? 11 Peter Ramsauer, Bundesverkehrsminister a.D. Ein bisschen Stolz darf sein Bröckelnde Brücken, kaputte Wasserstraßenschleusen, verlotterte Bahnhofsgebäude: In der innerdeutschen Betrachtungsweise wird der scheinbar verkommene Zustand unserer Verkehrsinfrastruktur als typisch deutsch angesehen. Typisch deutsch ist aber auch diese Art der eigenen Nabelschau. Ja, wir haben einen gewaltigen Nachholbedarf bei Instandhaltung und Ausbau unserer Infrastruktur. Aber wie die Welt außerhalb Deutschlands über uns denkt, spiegelt sich in der Bemerkung eines chinesischen Reeders wider, als ich mit ihm an der maroden Schleuse in Brunsbüttel am Nord-Ostsee-Kanal stand: Was er hier sehe, sei „very unGerman“. Die Welt hat eine ganz andere, eine positive Vorstellung davon, was typisch deutsch ist, nämlich typisch deutsch ganz andersherum: Nicht bröckeln und keine Nabelschau, sondern der – oft bewundernde und fast neidvolle – Blick auf eine hoch leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur einer führenden Wirtschaftsnation. In der Tat: Wir wären nicht traditionell Logistikweltmeister, hätten wir nicht eine Verkehrsinfrastruktur, die im weltweiten Vergleich ihresgleichen sucht: 53.000 Kilometer allein das Bundesfernstraßennetz – die „G