+3 Magazin Oktober 2021 | Page 29

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Elisabeth Guder , Diabetesberaterin Deutsche Diabetes Gesellschaft ( DDG )
Zusammen stark
Jeder kennt jemanden , der an Diabetes erkrankt ist . Doch Diabetes ist sehr facettenreich . Den typischen Diabetiker gibt es nicht , die Behandlung ist so individuell wie der Erkrankte selbst . Viele Patienten hoffen , dass sie , wenn sie weniger Zucker essen und ein paar Tabletten einnehmen , ihre Ruhe haben . Aber eine Therapie bedarf der ganzheitlichen Anpassung an die Bedürfnisse des Betroffenen durch ein gutes Team aus Diabetologe und Diabetesberater . Sie muss immer wieder an die Lebensumstände angepasst und optimiert werden . Auch ist eine Diät für eine paar Wochen nicht sinnvoll . Es braucht eine bewusste Lebensstiländerung mit Ernährungs- und Bewegungstherapie . Dabei kann es sich nur um einen kleinen täglichen Spaziergang handeln oder um eine komplette Anpassung für Sportler . Vieles ist möglich , aber es erfordert Arbeit , um eine gute Einstellung der Blutzuckerwerte zu erreichen . Hier kommt das Diabetesteam ins Spiel , das durch Gruppenschulung und Einzelgespräche helfen kann . Auch der Austausch mit den Angehörigen ist sehr wichtig , denn sie sind ein wichtiger Bestandteil in der Behandlung . Es
ist schwer , wenn die Familie oder der Partner bei der Ernährungsumstellung nicht mithilft oder diese gar boykottiert . Angehörige können bei der alltäglichen Einschätzung der Kohlenhydrate , bei der Insulintherapie und bei der Behandlung einer Hypoglykämie ( Unterzuckerung ) unterstützen . Hier wie überall gilt : Zusammen sind wir stark .
Robert Wagner , Endokrinologe Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen ( IDM ), Deutsches Zentrum für Diabetesforschung ( DZD )
Krankheit mit vielen Gesichtern
Angela Monecke , Redakteurin „ Diabetes-Journal “, Deutscher Diabetiker Bund ( DDB )
Täglich gut managen
Für Menschen mit einer Insulintherapie , bei der das Insulin zu jedem Essen und zur Korrektur erhöhter Glukosewerte gespritzt werden muss , bedeutet der Umgang mit Diabetes ein 24 / 7-Diabetes-Management . Das heißt , auch in der Nacht können zu niedrige Werte , also Unterzuckerungen , die sogenannten Hypoglykämien , kurz Hypos genannt , drohen und in schweren Fällen bis zur Bewusstlosigkeit führen . Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes nutzen deshalb heute – neben einem Insulinpen oder einer Insulinpumpe – Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung
Bei Diabetes mellitus ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht . Das kann langfristig Blutgefäße , Nerven und zahlreiche Organe schädigen . Bei der Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes zerstört das körpereigene Immunsystem die Insulin-produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse . Dieses Hormon senkt den Blutzuckerspiegel , indem es Körperzellen dazu anregt , Glukose aus dem Blut aufzunehmen . Die Betroffenen müssen regelmäßig Insulin spritzen , um ihren erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken . Mehr als 90 Prozent der Menschen mit Diabetes leiden jedoch an einem Typ-2-Diabetes
. Die Risikofaktoren hier sind eine erbliche Veranlagung , ungesunde Ernährung , Übergewicht und Bewegungsmangel . Mittlerweile wissen wir , dass Typ-2-Diabetes keine einheitliche Erkrankung ist , sondern unterschiedliche Subtypen birgt . Diese Erkenntnis könnte künftig helfen , Betroffene gezielter zu behandeln . Ein Subtyp tritt bei gefährdeten Patienten mit Übergewicht und Fettleber auf und verursacht ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden .
( CGM ). Sie zeigen Trends im Glukoseverlauf an und schlagen sofort Alarm , falls eine solche Hypo im Anmarsch ist . Das hilft im Alltag sehr . Vor allem im Job können die Betroffenen so rechtzeitig reagieren und die benötigten Kohlenhydrate zuführen . Ich selbst erhielt die Diagnose Typ-1-Diabetes vor über 45 Jahren . Die Technik von damals ? Kein Vergleich zu heute , wo etwa halbautomatische Insulinpumpen ( Hybrid-Closed-Loop- Systeme ) zum Einsatz kommen . Für den täglichen Umgang mit dem Diabetes ist auch der Erfahrungs- und Wissensaustausch mit anderen wichtig – ob in der Diabetes-Online-Community , zum Beispiel auf blood-sugar-lounge . de oder diabetes-online . de , oder in der klassischen Diabetes-Selbsthilfe beim Deutschen Diabetiker Bund und anderen Selbsthilfeorganisationen . Bei allein 340.000 Patientinnen und Patienten mit Typ-1-Diabetes ein großer Schatz an Wissen und Erfahrungen .
Bei diesem Subtyp könnten die Patienten von einer Gewichtsabnahme stark profitieren . Bei anderen Subtypen hilft jedoch die Gewichtsabnahme kaum . Hier kann es sein , dass die nicht ausreichende Insulinproduktion durch Spritzen ersetzt werden muss . Es gibt aber auch milde Subtypen , die leicht eingestellt werden können . Wie man genau in der klinischen Praxis die Subtypen bestimmt und behandelt , muss in den nächsten Jahren erarbeitet werden .
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