+3 Magazin Oktober 2020 | Page 9

Längst bereit
Kerstin Hoffmann , Kommunikationsund Strategieberaterin
Will man Wandel bewirken , dann muss man die Bedürfnisse , Ängste und Hoffnungen der beteiligten Menschen kennen und darauf angemessen eingehen . Dies betrifft zum einen Inhalte und die Art der Ansprache , aber zum anderen auch die Medien und Mechanismen . Die digitale Transformation ist eines der größten Change-Projekte der menschlichen Geschichte . Kommunikationstechnologie verändert Realität . Die Umbrüche der Renaissance waren erst
Dorothee Töreki , Keynote-Speakerin und Digital-Beraterin
Entfesselnde Kraft des Nichtwissens
2020 ist das Brennglas , das uns die Merkmale der digitalen Welt spüren lässt : Pläne werden Makulatur , Gewohnheiten brechen weg . Die großen Veränderungen sind am Horizont sichtbar : Der Mensch , der 500 Jahre alt wird , ist vielleicht heute schon geboren . Künstliche Intelligenz und Robotik werden uns die Last der Arbeit abnehmen und uns vor die Frage stellen , was uns als Mensch ausmacht . Der Klimawandel lässt uns unsere Werte infrage stellen . All das passiert gleichzeitig , Auswirkungen überlagern sich . Irgendjemand hat dies einmal mit einem Topf Spaghetti verglichen : Ziehen wir an einer Nudel , verschiebt sich das ganze System , aber
Tino Krause , Country Director DACH , Facebook
Kreativ und agil mit Social Media handeln
Laut unserer digitalen Wirtschaftsstudie in Zusammenarbeit mit der Weltbank und der OECD profitieren seit Beginn der Corona-Krise insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen von der Digitalisierung . Ein Drittel der Befragten generiert immerhin 25 Prozent des Umsatzes über digitale Kanäle , über soziale Medien halten sie den Kundenkontakt aufrecht oder erreichen sogar neue Kunden . Doch dabei müssen Unternehmen gezielt durch den modernen Buchdruck und die damit beginnende Massenkommunikation möglich – eine große Gefahr für die starren , hierarchisch organisierten Machtapparate in Staat und Kirche . Heute behindern starre Strukturen in Unternehmen und Gesellschaft eine agile Kommunikation und halten damit ihre eigene digitale Entwicklung auf . Dabei sind die Menschen oft längst weiter als die Organisationen selbst . Während Hausjuristen auf Compliance pochen , tauschen sich Mitarbeitende schnell und selbstorganisiert in Messengern und sozialen Netzwerken aus – nicht nur miteinander , sondern auch mit Kunden , Geschäftspartnern und Meinungsbildnern . So sind sie es aus dem Privatleben längst gewöhnt . Nicht die Vorgaben der PR-Abteilung entscheiden über den Weg der Kommunikation , sondern die Anwender . Wenn es gelingt , die beteiligten Menschen mitgestalten zu lassen , von ihren Erfahrungen zu profitieren und Kontrolle loszulassen , kann digitale Transformation gelingen . Voraussetzung dafür ist eine ebenso ausgereifte wie flexible Strategie .
wir wissen vorher nicht genau wie . Das ist Komplexität : Ursache und Wirkung sind nicht mehr linear , wir müssen in Systemen denken . Schlaumeier , die sofort die eine Lösung parat haben , bringen uns nicht weiter . Das ist der Tunnelblick des Unwissens . Wer sich mit digitalen Technologien , deren Möglichkeiten und Auswirkungen auseinandersetzt , erkennt schnell , dass das Zeitalter einsamer Entscheidungen vorbei ist und die Ära der Vielfalt beginnt . Wir erkennen unser individuelles Nichtwissen an , das uns eine offene Haltung ermöglicht : Transparenz statt Herrschaftswissen , Vernetzung statt Abteilungssilos , Hinterfragen von Prozessen – all das entfesselt unsere kreativen Fähigkeiten . Die Herausforderung ist groß , die Chancen sind es auch .
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE
unterstützt werden : Seit Beginn der Krise haben 11.000 Unternehmerinnen und Unternehmer an unseren branchenspezifischen Trainings für den Mittelstand teilgenommen und damit das Jahresziel bereits übertroffen . Das zeigt den großen Bedarf an Unterstützung beim Aufbau eines digitalen Standbeins für ein zukunftsorientiertes Wirtschaften . Eins von vielen inspirierenden Beispielen ist für mich das Unternehmen Brooklyn Soap Company . Das Hamburger Startup hat innerhalb kürzester Zeit sein Produktportfolio um Desinfektionsmittel erweitert , dieses über die Facebook-Seite und einen Facebook-Shop angeboten und ganz schnell über 1.000 Käufe verzeichnet . Wer aufgeschlossen ist und kreativ handelt , kann die enormen Potenziale digitaler Technologien am besten für sich nutzen .
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SHAPE YOUR BUSINESS

Peter Brünenberg , Country Manager DACH bei MEGA International
Industrie 4.0 oder Digitale Transformation – was denn nun ?
Brünenberg : Oft wird beides synonym verwendet , gemeint ist jedoch nicht dasselbe . Beide stehen für Veränderung unter Einbeziehung von Technologie . Industrie 4.0 ist ein in Deutschland ansässiges Thema . Es geht um Optimierung und Automatisierung von Prozessen : schneller , besser werden . So gesehen ist Industrie 4.0 ein Teilbereich der Digitalen Transformation . Diese kann man jedoch auch anders verstehen : als Einbeziehung digitaler Technologien in das Geschäftsmodell beziehungsweise als Entwicklung neuer Modelle , die ohne digitale Technologien nicht möglich wären . Und damit als die konsequente Nutzung aller Potenziale der digitalen Vernetzung : Menschen , Prozesse , Daten und Ressourcen . Das Risiko für etablierte Unternehmen ist ein neuer Konkurrenzdruck durch Anbieter , die sich zwischen sie und die Kunden drängen , weil diese es besser verstehen , Technologie kundennah einzusetzen .
Ein guter Zeitpunkt für die Disziplin Enterprise Architecture ( EA ), oder ?
De Risi : Absolut , die Krise hat gezeigt , um relevant zu sein und zu bleiben , braucht es Durchschlagskraft , Widerstandsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit . Durch die Digitale Transformation und den gleichzeitig steigenden Regulationsdruck , Stichwort DSGVO , stellen wir ebenfalls eine steigende Nachfrage fest . Diesen Herausforderungen und den eigenen gewachsenen Strukturen muss begegnet werden . Die EA-Disziplin wurde genau hierfür entwickelt : für das Erkennen und Analysieren von Zusammenhängen , Einflussfaktoren sowie für die Entwicklung von möglichen Lösungswegen . Sie unterstützt deshalb nicht primär bei der nötigen Dokumentation , sondern liefert der Unternehmensführung wichtige Entscheidungshilfen durch Abhängigkeitswissen .
Können Sie konkret erläutern , wie EA die Transformation unterstützt ?
Brünenberg : Wichtig ist sicherzustellen , dass sich neue Anbieter nicht in die eigene Kundenbeziehung drängen können . Hierfür muss ein Unternehmen zuallererst durch die Brille ihrer Kunden blicken und verstehen , wo die Interaktion gut oder unzufriedenstellend für diese verläuft . Stichwort : Customer Journey – ein einfaches und wirkungsvolles Tool . Zweitens : Die Transformation kostet Geld , doch wie finanzieren ? Häufig ermöglicht das Erkennen von Einsparpotenzialen in IT und Prozessen weitere Investments . Drittens : Den Umbau beziehungsweise die Weiterentwicklung professionell managen , durch Roadmaps , Szenarienvergleiche , Kosten-Risiko-Chancen-Analysen . Viertens : Durch Kommunikation , was sowohl die Abstimmung von IT und Unternehmensführung betrifft als auch die Einbeziehung aller anderen Mitarbeiter – was wird sich heute und zukünftig verändern und für wen ? Diese vier Bausteine decken eine ergebnisorientierte Architekturpraxis ab .
Was macht MEGA International hier genau ?
De Risi : Wir bieten seit 28 Jahren Software und Consulting für EA an . Diese haben wir um den Bereich Governance , Risk & Compliance erweitert . Eigentlich sind das zwei verschiedene Welten , aber durch die Kombination dieser beiden können wir echten Nutzen liefern . Unsere Kunden können die Zukunft ihrer Organisation und den Weg dorthin gestalten , unter Berücksichtigung von Kosten- , Risiko- und Chancenaspekten . Uns geht es immer um das ganzheitliche Ergebnis – Komplexität kann man nicht mit einfachen Lösungen bedienen , sondern mit der nötigen Power .
Auf den Punkt gebracht : Was bieten Sie ?
Brünenberg : Erfolgreich durch die Digitale Transformation navigieren .
Mehr Informationen unter : mega . com
Luca de Risi , Chief Operating Officer bei MEGA International