+3 Magazin Oktober 2015 | Page 14

+3 14 Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Wer zuletzt lacht ... Der deutsche Mittelstand ist ein Erfolgsmodell. Die Unternehmenskultur unserer Familienbetriebe in Verbindung mit der dualen Ausbildung sind tragfähige Säulen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft. Nie schauten unsere Nachbarn in Europa so respektvoll auf dieses gewachsene deutsche System, das noch vor einem Jahrzehnt als nicht marktgerecht verlacht wurde. Mittelstandspolitik darf daher nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Vor allem ist das System der dualen Ausbildung der Garant für die hohe Qualifikation unserer Fachkräfte. Sein Herz ist die Ausbildung zum Gesellen und zum Meister. Die berufliche Bildung sichert Karrierechancen, sorgt für Durchlässigkeit und Integration und die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit europaweit. Wenn heute mehr als die Hälfte eines Geburtenjahrgangs den Weg zu Abitur und Studium wählt, ist das für viele ein Holzweg. Schon heute fehlen in vielen unserer Berufe Fachkräfte und Nachwuchs. Der Mittelstand wirbt daher um die schrumpfende Zahl der Schulabgänger – mit Erfolg. Die Zahl der Abiturienten und Studienaussteiger DIE BELIEBTESTEN AUSBILDUNGSBERUFE 2014 Neu abgeschlossene Verträge in den am stärksten besetzten Ausbildungsberufen INSGESAMT Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 31.080 Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement 28.725 24.702 Verkäufer/in 18.177 Kauffrau im Einzelhandel 16.926 11.070 Jürgen Mettger, Leser Den Status quo weiter auszubauen und Herausforderungen wie den Fachkräftemangel zu meistern sind die großen Themen unserer Zeit. Unser Wohlstand beruht auf der Konzentration auf das Wesentliche. Die politischen Rahmenbedingungen sind hier ausschlaggebend für die Planungssicherheit als Unternehmer. Weitreichende Entscheidungen über Investitionen können nur so getroffen werden. Für den Mittelstand ist die zunehmende Bürokratie eine echte Bremse. Eine Fülle von Vorgaben, Auflagen und Fristen erschwert flexibles Agieren an den Märkten. Kleine und mittlere Unternehmen haben in aller Regel keine Rechts-, Steuer- oder Personalabteilung. Hier kocht der Chef selbst. Und jede Stunde und jeder Euro, die ein Unternehmer für Bürokratie aufwendet, fehlt für neue Ideen und für zusätzliche Investitionen. Das Bürokratieentlastungsgesetz vom Juli dieses Jahres ist allenfalls ein Trippelschritt – es erspart den Unternehmen gerade einmal zwei Prozent an Bürokratiekosten. Doch zuvor hat es mit dem gesetzlichen Mindestlohn noch einen kräftigen Bürokratieaufwuchs gegeben. Also: Nach dem Gesetz ist vor dem Gesetz! Vor allem beim äußerst komplexen Steuerrecht sollte die Politik die Hebel ansetzen. Über Industriekaufmann/-kauffrau FRAUEN Kauffrau für Büromanagement 21.357 13.881 Bürokratie aufs Altenteil Kraftfahrzeugmechatroniker/in 19.773 14.508 Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter den Auszubildenden, beispielsweise im Handwerk, steigt. Schwächeren Schülern wird mit Hilfe von Assistenzprogrammen der Weg in Ausbildu