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José Joaquin Chaverri Sievert,
Botschafter von Costa Rica
Bildung statt Militär
Die Wiederaufforstung der Wälder ist eine nationale
Notwendigkeit. Einige unserer Naturreservate sind
klein und funktionieren als biologische Korridore
für eine große Anzahl von Tieren, die von der nördlichen Hemisphäre zu uns kommen. Die Größten dienen dem Schutz der umfassenden Flora und Fauna
des Landes. Dank Wiederaufforstung und Schutzmaßnahmen hat Costa Rica es geschafft, eines der
Länder mit der größten Biodiversität weltweit zu
werden. Wir müssen den Regenwald schützen und
zugleich mit der Agrarwirtschaft in Einklang bringen. Das kommt einem ewigen Balanceakt gleich.
Unsere Universitäten und Forschungsinstitute haben diesen nachhaltigen Prozess wider die normalen Schwierigkeiten, denen ein Entwicklungsland
ausgesetzt ist, begleitet. Costa Rica hat zudem seit
der Abschaffung seines Militärs im Jahre 1948 seine
Gelder in die Bildung investiert. Es ist der gemeinsame Wunsch von Regierung und Bürgern, die Armut
mithilfe der Bildung gerade im Sinne benachteiligter Kinder und Frauen zu besiegen. Als Mittel zum
Zweck dienen Einklassenschulen sowie Bildungszentren in den unterschiedlichsten Regionen. Heute
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gibt es sieben staatliche Universitäten, die Universität von Costa Rica eingeschlossen, die wichtigste
Universität Zentralamerikas. Des Weiteren wurden
zahlreiche Forschungszentren gegründet, u.a. das
Forschungszentrum für tropische Landwirtschaft in
Turrialba (CATIE) und die in ganz Lateinamerika
renommierte Earth University, eine private Universität, die sich auf Landwirtschaft und Nachhaltigkeit
spezialisiert hat. Außerdem setzt Costa Rica schon
seit den 1950er Jahren auf Erneuerbare Energien,
hauptsächlich mittels Hydraulik. Dies führt dazu,
dass 90 Prozent des Energieverbrauchs mit Erneuerbaren Energien abgedeckt wird, etwa mit Wind und
dem Gas von Vulkanen.
Tobias Kahler,
Deutschlanddirektor
von One
tigt sein. Das könnte allerdings scheitern – nicht an
Naturkatastrophen oder neu auftretenden Krankheiten, sondern an einem besonders tückischen Feind:
der Korruption. In Entwicklungsländern hat Korruption gravierende Folgen: Werden Investitionen
in das Gesundheitswesen, in Ernährungssicherheit
oder Infrastruktur entzogen, kostet das Menschenleben. Wir haben herausgefunden, dass mindestens
eine Billion US-Dollar (750 Milliarden Euro) jedes
Jahr durch Korruption aus Entwicklungsländern abfließt. Ein globales Problem, für das wir globale Lösungen brauchen. In den ärmsten Ländern könnten
pro Jahr etwa 3,6 Millionen Leben gerettet werden,
wenn Intransparenz durch internationale politische
Regelungen wirksam bekämpft wird und die entstehenden Steuereinnahmen in Gesundheitssysteme
investiert werden. Gesunde Menschen bilden die
Grundlage für eine prosperierende Wirtschaft. Wenn
wir Korruption jetzt effektiv bekämpfen und zusätzlich in die Gesundheit in armen Ländern investieren,
sind wir dem Ziel, extreme Armut bis 2030 zu beenden, bereits einen großen Schritt näher.
Der Eine-Billion-Dollar-Skandal
Leonidas, Leser
Kein Mensch auf der Welt sollte in extremer Armut
leben müssen. Extreme Armut bedeutet, weniger als
einen Euro pro Tag zum Überleben zu haben. In den
vergangenen 20 Jahren konnte der Anteil der Menschen in extremer Armut weltweit halbiert werden,
bis zum Jahr 2030 kann extreme Armut ganz besei-
Ich denke, alle Menschen sollten Zugang zu Essen
und Trinken haben. Die Verteilung der Güter und Lebensmittel sollte gerechter verteilt werden. Dies wäre
mit einer globalen Regierung möglich, in der alle Interessengruppen vertreten sein würden. Ansonsten
wird sich an der jetzigen Situation nichts ändern.
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Lutz Wicke,
Direktor des Instituts für
Umweltmanagement
der Wirtschaftshochschule
ESCP Europe
Das wird sich keiner leisten
Eine wirksame weltweite Klimapolitik würde die
Vernichtung von Lebensräumen für Milliarden von
Menschen in dicht besiedelten, fruchtbaren Gebieten durch Überschwemmung und andere klimabedingte Schäden verhindern. Klimaschutz ist deshalb
ein kategorischer Imperativ. Welche Maßnahmen
dafür notwendig sind und mit welchen Kosten zu
rechnen ist, hat die Internationale Energieagentur
IEA 2008 zusammengestellt. Sie nennt u.a. die Steigerung der Energieeffizienz, die Setzung finanzieller Anreize zum Energiesparen, die Förderung der
erneuerbaren Energien und das Ende der Kohle in
ihrem Maßnahmenkatalog. Dafür müsste die Welt
bereit sein, einen extrem hohen Preis von 200 bis
600 US-Dollar pro Tonne CO2 zu bezahlen. Schon
bei 20 T