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Reinhold Carle,
Professor für
Lebensmitteltechnologie
Früher gelangten Bio-Produkte aus
regionaler Erzeugung noch überwiegend über Direktvermarkter zum
Kunden. Obst und Gemüse erreichten somit den Verbraucher ohne weite Transport- und Distributionswege
nahezu erntefrisch. Aufgrund ihrer
saisonalen Verfügbarkeit werden
Obst und Gemüse aus Bio-Anbau
heute weltweit beschafft, womit die
globale Frucht- und Gemüselogistik
an Bedeutung gewonnen hat. Die
möglichst lange Frischerhaltung von
Obst und Gemüse ist somit auch für
Bio-Produkte eine Realität: Produkte
aus biologischem Anbau haben unter
Umständen einen langen Weg hinter sich und sind daher häufig nicht
mehr „erntefrisch“.
Für Transport und Frischerhaltung
werden weitgehend die gl eichen Verfahren angewandt wie für konventionelle Ware. Einige Maßnahmen, etwa
die Entkeimung durch Chlorwasser,
die Oberflächenbehandlung mit Fun-
Uschi, Leserin
WO SPRIESST DAS SO GRÜN ... ?
Fast die gleichen
Verfahren für den
Transport
Damals: die Motivation
Der ursprüngliche Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft war die Motivation. Es ging nicht um Geld, sondern
um die Idee, etwas zu verändern. Allerdings ist die Biobranche heute so
sehr kommerzialisiert, dass es schwierig ist, die Produkte zu finden, hinter
denen tatsächlich die Idee, etwas zu
verändern, steckt.
Karl Martin,
Leser
giziden und das zur Haltbarkeitsverlängerung von Äpfeln verwendete
SmartFresh, sind jedoch bei Bio-Produkten nicht erlaubt. Auch Bio-Obst
wird jedoch unter kontrollierter Atmosphäre auf dem See- oder Luftweg
zum Importeur transportiert bzw. gelagert. Die Hemmung der Fruchtreifung während des Transports und der
Lagerung sowie die Ethylen-Behandlung zum Entgrünen von Ananas und
Citrusfrüchten bzw. zur Reifung von
Bananen und zur Keimhemmung von
Zwiebeln sind auch für Bio-Produkte
üblich und gemäß Öko-Verordnung
zulässig. Bio-Obst und -Gemüse hält
somit nicht in jedem Fall das Versprechen absoluter „Frische“!
42.040
Italien
547.590
169.570
Mexiko
21.047
Deutschland
122.360
Äthiopien
43.660
Peru
Leander Löwe, Leser
Keine Pestizide
Bio-Essen soll schlicht dafür sorgen,
dass die Verbraucher kein Gift (z. B.
Pestizide) essen müssen. Mit gesunder
Ernährung oder Umweltschutz hat
Bio höchstens indirekt etwas zu tun.
Ihr Name,
Ihr Beruf
Schreiben Sie uns doch Ihre Antwort.
Unsere nächsten Fragen finden Sie
auf Seite 22.
Tansania
Quelle: Russland Heute, 2011
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Rainer Plum,
Vorstand
Reformhaus eG
Wer hats erfunden?
Mit Stolz können wir behaupten, dass
die Lebensreformbewegung, aus der
das Reformhaus® 1887 hervorgegangen ist, die Geburtsstätte von Bio ist.
So hat Ewald Könnemann bereits Anfang 1920 in der Lebensreform-Obstbausiedlung Eden in Oranienburg bei
Berlin mit seinen Studien und Schriften die Grundlagen für den organischbiologischen Landbau gelegt. Und Reformhaus® war über Jahrzehnte bis in
die 1970er die einzige Einkaufsstätte
für Produkte aus biologischem Anbau.
Aus meiner Sicht ist ein seriöser biologischer Anbau, wie in vor allem viele
Mitglieder der anerkannten Bio-An-
Tomas Brückmann,
Experte für Pestizide
und Biodiversität beim
Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND)
145.430
Das Siegel darf den
Verstand nicht ersetzen
Gutes Bio? Böses Bio? Kann man auf
das Siegel vertrauen? Wer kontrolliert es? Gibt es gefälschte Siegel? Ich
möchte nicht alles anzweifeln – wie
sagte es schon vor Jahren der Werbespruch einer Bank so schön: „Vertrauen ist der Anfang von Allem.“ Na
ja, wir wissen aber auch, wie manche
Banken geschleudert sind. Von daher:
Ich vertraue auf die Bio-Siegel. Dennoch ist es noch lange kein Garant für
guten Geschmack und Frische. Und
vor allem: Macht es Sinn, im Dezember Erdbeeren zu haben und Bio-Kartoffeln aus Frankreich zu importieren? Von daher: Bio-Siegel sind gut,
der eigene Verstand und das eigene
Augenmaß können aber keine Siegel
ersetzen.
Hauptsächlich hält Bio erst einmal
das Versprechen, dass man sich beim
Kauf und beim Konsum als besserer
Mensch fühlen darf. Dabei ist Bio für
den Verbraucher eine der wenigen
Möglichkeiten der direkten Einflussnahme auf die Marktwirtschaft (neben Konsumverzicht). Da es zurzeit
nicht der für alle Menschen mögliche
Weg ist, ist es ein Votum für die richtige Richtung.
Indien
Uganda
32.200
Spanien
Bio = Stimmzettel
Was ist ihre Meinung?
ANZAHL DER BIO-PRODUZENTEN
IN AUSGEWÄHLTEN LÄNDERN
188.630
Katrin Achilles, Leserin
bauverbände und der IFOAM-Verbände im In- und Ausland betreiben, der
einzige landwirtschaftliche Weg zur
so dringend benötigten Erhaltung
der Fruchtbarkeit der Erde und zum
Schutz von Boden, Wasser und Luft.
Für die Produktion hochwertiger BioLebensmittel im Reformhaus® gehört
auf Basis der strengen neuform Qualitätsrichtlinien neben dem biologische
Anbau der Rohstoffe, vor allem auch
die Vollwertigkeit der Produkte zum
absoluten Muss. Und da wir die führende vegetarisch/vegane Einkaufsstätte sind, ebenso der generelle Verzicht auf Stoffe vom toten Tier.
Der zunehmende Druck von Seiten der
industriellen Lebensmittelproduzenten und der international agierenden
Handelsketten auf die Aufweichung
und Verwässerung der EU-Ökoverordnung ist eine enorme Herausforderung
für alle Beteiligten, auch für uns, unsere Mitglieder und Partner und die Reformhaus® KundInnen.
Pestizide bedrohen
unsere Artenvielfalt
Deutschland wird auf mehr als 50
Prozent seiner Fläche landwirtschaftlich genutzt. Die offene Landschaft ist
aber auch Lebensraum für viele Tiere
und Pflanzen: Hier ist die Artenvielfalt stark bedroht! Über zwei Drittel
von ihnen stehen auf Roten Listen
der bestandsbedrohten Arten. Dafür
verantwortlich sind der Einsatz von
Pestiziden wie auch die Beseitigung
von Strukturelementen. Besonders
deutlich wird das bei den Bienen.
Neueste Erkenntnisse belegen: Das
Bienenvölkersterben wird auch durch
giftige Agrochemikalien ausgelöst und
verstärkt. Hier muss dringend umgesteuert werden; viele Arten stehen vor
dem Aussterben!
Der kontrollierte ökologische Landbau
ist ein guter Ansatz, neben der menschlichen Gesundheit auch die Artenvielfalt zu schützen. Denn im Ackerbau
verzichtet der Ökolandbau auf Pestizide und im Ökoobst- und Weinbau
werden synthetisch hergestellte Agrochemikalien nur in sehr geringen Mengen eingesetzt. So leben auf ökologisch
bewirtschafteten Flächen mehr Tiere
und Pflanzen. Ebenso werden durch
den Verzicht auf Pestizide der Boden,
Gewässer wie auch das Grundwasser
geschützt. Denn viele der giftigen Chemikalien gelangen in unser Lebenselixier, das Wasser. In der Bundesrepublik werden bisher nur 6,3 Prozent der
landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet. Ziel des BUND
ist: 20 Prozent Ökolandbau bis 2020.